Review

Black MetalHardcore

Kritik: Portrayal Of Guilt - "Christfucker"

Eigentlich haben Portrayal Of Guilt 2021 bereits ein Album veröffentlicht, doch irgendwie scheint dies noch nicht genug zu sein, denn ...

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Eigentlich haben Portrayal Of Guilt 2021 bereits ein Album veröffentlicht, doch irgendwie scheint dies noch nicht genug zu sein, denn mit „Christfucker“ liefert die Band aus den USA ein weiteres Werk ab, das jedoch anderen Klängen folgt als noch „We Are Always Alone“.

Während das zweite Album der Band, das im Januar 2019 erschien, einem treibenden Hardcore-Sound und Black Metal-Elementen folgte, wirkt „Christfucker“ auch aufgrund seines Namens viel brachialer. Das bestätigt auch der Sound, den die Tracks auf diesem Album offenbaren.

Harte Kost

Trostlost, einsam und verstörend klingt „The Sixth Circle“. Es fällt schwer, mit diesem Material warm zu werden, denn die Kälte überragt den rohen Klang der Band. Es ist vor allem der beklemmende Klang der Vocals sowie die depressiv ausgeschmückten Gitarren, die es schaffen, dass „Christfucker“ ein unangenehmes Stück Musik ist. Gepaart mit den Black Metal-Elementen, die den in dem rohen Sound besonders mitreißend wirken, offenbart das dritte Album der Band eine wahre Tortur. Das heißt allerdings nicht, dass es eine Qual ist dieses Album zu hören, sondern viel mehr, dass Portrayal Of Guilt einen Soundtrack des Hasses und der Qualen bestens vertonen.

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Wo einst noch treibender Hardcore überwog, liefern Tracks wie „Sadist“ einen Sound, der mit Bands wie Wiegedood verglichen werden kann und lupenreinen Black Metal offenbart, diesen jedoch nicht konservativ ausführt, sondern stets um einen gewissen Twist ausbaut. So wirkt „Sadist“ nicht, wie ein durchgehender Knüppeltrack, sondern offenbart eine gewisse experimentelle Ebene, die dem Sound gut tut und die Band klanglich von anderen Sound-Derivaten abheben lässt.

Quietschende Riffs und Sounddesign

Leicht dissonant und verstörend beginnt „Dirge“, das mit waberndem Bass und mysteriös anmutenden Cleangitarren schnell in Blast Beats landet. Besonders verstörend ist das Ende von „Dirge“ mit seinen schrillen Klängen und der abrasiven Quittung, die Portrayal Of Guilt hier mitliefern.

„Bed Of Ash“ spielt auf das Vorgängeralbum und insbesondere „They Want Us All To Suffer“ an und bildet eine Brücke zum Vorgängerwerk. Der Track ist jedoch vielmehr ein Klangkonstrukt, als eine Song und verliert sich in verströrendem Sounddesign.

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„The Crucifixion“ hingegen bringt den Hardcore-Vibe in der Musik der US-Amerikaner zurück. Mit Upbeat Drumming und einem Hardcore-typischen Riff verlassen Portrayal Of Guilt kurzzeitig die Black Metal-Sphären. Zumindest zu Teilen wirkt dieser Track weniger hart, als beispielsweise „Sadist“ oder „Dirge“. Ein dezentes Black Metal-Riffing ist aber dennoch klar zu erkennen und gibt dem Gitarrensound das gewisse Etwas.

Anstrengend und unbequem

Spätestens ab „Master / Slave“ wird es anstrengend. Von Hörspaß kann bei diesem Unterfangen kaum die Rede sein. Dahingegen wirkt „…where the suffering never ends“ fast schon streamlined. Der missmutig klingende Titel spiegelt sich auch im dissonanten Klang der Gitarrenriffs wider. Ähnlich bedrückend, wie die vorherigen Tracks folgt dieser jedoch einem klar erkennbaren Ansatz und verzichtet weitestgehend auf Soundspielereien. Zumindest bis zum Ende, das mit dröhnenden Klängen das Ende des Albums einläutet.

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„Possession“ beendet das Leiden, das zweifelsohne eine Kernrolle auf „Christfucker“ hat. Grindcore beeinflusste Riffs treffen auf die leicht verstimmten cleanen Gitarren, die schon Korn benutzten, um ein Unwohlsein zu erzeugen. Portrayal Of Guilt treiben dieses Unwohlsein jedoch noch weiter auf die Spitze. So bleibt alles anderes als ein gutes Gefühl, nachdem die letzten Sekunden des Albums ausgeklungen sind.

Foto: Portrayal Of Guilt / Offizielles Pressebild

ALBUM
Christfucker
Künstler: Portrayal Of Guilt

Erscheinungsdatum: 05.11.2021
Genre: ,
Label: Run For Cover Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Intro To Christfucker
  2. The Sixth Circle
  3. Sadist (feat. Jenna Rose)
  4. Fall From Grace (feat. Jeremy Bolm)
  5. Dirge
  6. Bed Of Ash
  7. The Crucifixion
  8. Master/Slave
  9. …where the suffering never ends
  10. Possession
Portrayal Of Guilt Christfucker
Portrayal Of Guilt Christfucker
7
FAZIT
„Christfucker“ klingt wie die Ausarbeitung eines Albtraums und zieht in puncto Vibe mit verstörenden Horrorfilmen gleich. Portrayal Of Guilt zeigen ihre düstere Seite und offenbaren, dass sie eine Energie innehaben, die sich auf „We Are Always Alone“ zwar auch zeigte, jedoch im Subtext von „Christfucker“ noch viel präsenter ist. Am Ende des Tages wirkt das dritte Album der Band wie eine dämonisch besessene Version der Musiker, die sich voll und ganz der Finsternis widmen und so zwischen DSBM, Atmospheric Black Metal, Hardcore und Grindcore mäandern.

Das Album ist insgesamt etwas weniger überzeugend als das grandiose „We Are Always Alone“, was an der Eindimensionalität der Musik liegen mag. Wer es jedoch gerne düster und bedrückend hat, wird auch mit „Christfucker“ eine gute Zeit haben. „Christfucker“ ist kein einfaches Album. Es ist auch kein Album, das Spaß bereitet, wenn man es sich anhört. Viel mehr ist es ein Album, das mit seiner Abgezocktheit und Härte überzeugt und uns für einen Moment von etwa einer halben Stunde aus unserer Lebensrealität holen kann. Zumindest wenn man Black Metal und Hardcore mag.