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HardcoreTrap

Kritik: Phiilosopher - "Rhiizome"

In der heutigen Zeit wird immer wieder davon gesprochen, dass es Genres doch eigentlich gar nicht mehr gibt und alles ...

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In der heutigen Zeit wird immer wieder davon gesprochen, dass es Genres doch eigentlich gar nicht mehr gibt und alles miteinander vermischt wird. Häufig bewegen sich Releases dann allerdings doch innerhalb einer gewissen Komfortzone. Musiker Phiilosopher nimmt diese Aussage allerdings ernst und veröffentlicht nun mit „Rhiizome“ sein Debüt-Album via Redfield Records. Wir haben uns die Platte schon mal ausführlich angehört und sind von der Vielzahl der Einflüsse und Ideen geflasht. Das wollen wir natürlich auch mit euch teilen.

Phiilosopher übertritt auf „Rhiizome“ gekonnt Genre-Grenzen

Bei „Rhiizome“ handelt es sich um ein modern produziertes Trap-Album mit einer Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse aus Rock, Hardcore, Metal und klassischem Hip-Hop. Künstler mit ähnlichen Ansätzen sind beispielsweise Ghostmane, Killstation, oder OmenXIII.

Songs halten sich nicht zwingend an eher gängige Abfolgen. Dies wird gleich im ersten Song „The Swarm“ deutlich. Als Feature-Gast ist darüber hinaus der ehemalige Alazka-Frontmann Tobias Rische mit von der Partie.

Der Song, der besonders durch seine direkte Art und Weise, den kickenden Bass und die unterschiedlichen Vocals überzeugt, implementiert beinahe heimlich Strukturen, die im Trap gang und gäbe sind, allerdings in Core-Bereichen eher selten vorkommen. Die unterschiedlichen Vocals variieren von klassischen Shouts und Growls über monotonen Autotune-Rap bis hin zu geflüsterten Lines und offenbaren eine extreme Variabilität, wovon der Song definitiv profitiert.

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Darüber hinaus liegen auf allen Songs auf „Rhiizome“ ein eingängiger 808-Beat, der den modernen Einfluss der aktuellen Trap-Szene mit sich bringt. Was das Soundgerüst betrifft, so wird dieses häufig durch Samples erweitert, die verstärkt an den Straßenrap der 90er und 2000er Jahre erinnert.

So beispielsweise in Songs wie „Difference“ oder auch „We Ride“, der darüber hinaus Polizeisirenen mit in den Sound des Stücks einbaut. Zu eben diesem Track veröffentlichte Phiilosopher bereits ein herausstechendes Musik-Video, welches vollständig im Stil des Spiels „GTA V“ aufgenommen wurde.

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Auch elektrische Gitarren erhalten ihre Verwendung. So werden sie am Beispiel von „Check“ gleich von Beginn an Overdrive-Gitarren verwendet und implementieren auf diese Weise einen eher rockigen Gesamtton, der gegen die Kälte, die vom Beat und den Vocals ausgeht und als Phiilosopher-Handschrift gesehen werden kann, ausgeht.

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Im Song „Paradigm Shift“ wird der Gitarrensound gemeinsam mit tiefen Growls in einer Breakdown-artigen Sequenz verwendet und unterstützt die harten Gesangsparts. Die Auflösung in die anschließende Strophe zerstört die zuvor aufgebaute Stimmung allerdings in Teilen, da der stilistische Bruch sehr direkt und hart kommt. Hinzu kommt, dass sich der Song zum Ende hin recht häufig wiederholt und mit fast vier Minuten etwas zu lang wirkt.

„P O P L I F 3“ ist ein weiterer Track, der ruhig hervorgehoben werden sollte. Zum einen fällt es auf, dass der Song akustische Gitarren verwendet, darüber hinaus auch cleane Gesangsparts besitzt, die erfrischend sind und den Druck der vergangenen Songs gekonnt auflockern. Das Stück erhält dadurch (ähnlich auch in „10 at the clock“ zu hören) einen beinahe punkigen Stich, der ausgesprochen gut ins Konzept passt.

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Auch wenn Lines, wie „I got addicted to the poplife“ sehr häufig wiederholt werden, so wird das Ende durch den Doubletime-Part der Lyrics noch einmal aufgewertet und hebt sich vom zuvor Gehörten ab.

„Sugar Honey Pumpkin Love“ ist ein Song, der dem gesamten Album noch einmal eine komplett andere Note verleiht. Sowohl das Tempo als auch das eher zurückhaltende Klanggerüst erinnern eher an einen elektronischen Stil, der dem Minimal zuzuordnen wäre. Die monotonen Vocals zu Beginn erzeugen erneut die spürbare Kälte, die dem gesamten Album innewohnt.

Der im Anschluss folgende Break, der den Song zurück in den Trap holt, fügt sich in das Gesamtbild ein und gibt dem Stück eine herausstechende Durchschlagkraft, die auf den unterschiedlichsten Floor und Parties angebracht wäre.

Credit: Brouemaster Visual Decay / Offizielles Pressebild zu Phiilosopher

ALBUM
Rhiizome
Künstler: Phiilosopher

Erscheinungsdatum: 02.10.2020
Genre: ,
Label: Redfield Records
Medium: CD

Tracklist:
  1. The Swarm
  2. Difference Maker
  3. We Ride
  4. Jedi
  5. 10 at the Clock
  6. C O F F 1 N
  7. Paradigm Shift
  8. Check
  9. Facebabe
  10. Sugar Honey Pumpkin Love
  11. P O P L I F 3r
Phiilosopher Rhiizome
Phiilosopher Rhiizome
7.5
FAZIT
Das Debüt-Album „Rhiizome“ von Phiilosopher vereint in seinem Sound die unterschiedlichsten Genre, ohne dabei überladen zu wirken. Die Handschrift des Musikers wohnt jedem Song inne und zeigt trotzdem die Diversität der einzelnen Stücke. Allerdings kommt es durchaus vor, dass Songs an sich etwas ziehen oder dass die gewollte Kälte dem ein oder anderen Hörer zu direkt erscheint.

Die unterschiedlichen Gesangsarten, zusätzlich zu den Gastparts von Tobias Rische, sowie die diversen Samples, elektronischen Einflüsse und Gitarren-Parts lassen sich nur schwer einem Genre zuordnen, wodurch das Album definitiv für jeden eine Empfehlung ist, der einmal über den Tellerrand hinausblicken möchte. Und wer sich nicht mehr bis zum Release des Albums gedulden möchte, dem sei gesagt, dass bereits ein Großteil der Songs zum Streaming bereitstehen, also gebt dem Ganzen doch einfach einmal eine Chance.