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DjentProgressive

Kritik: Periphery - "Periphery V: Djent Is Not A Genre"

Periphery sind zurück und beweisen, dass sie an Humor seit „Periphery IV: Hail Stan“ nichts verloren haben. Mit ihrem nun ...

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Periphery sind zurück und beweisen, dass sie an Humor seit „Periphery IV: Hail Stan“ nichts verloren haben. Mit ihrem nun fünften P-Album machen die US-Amerikaner klar, dass es sich bei Djent nicht um ein Genre handelt. Im Rating um den unseriösesten Albumnamen liegen Periphery bereits jetzt in der Top-Auswahl des Jahres.

Alles beim alten bei Periphery… eigentlich

„Wildfire“ knüpft musikalisch genau dort an, wo man die Erwartungen ansetzen konnte. Mit djentigen Riffs und eingängigen Hooks bauen Periphery auf ein Überraschungsmoment, das mit einem Jazz-Part in Couleur in den Track bringt, das man so von der Band nicht kannte. Ganze 7 Minuten umtreibt „Wildfire“ verschiedene Aspekte und endet mit orchestralen Klängen, die eine Brücke bauen sollen, allerdings relativ random platziert wirken und nur wenig damit zu tun haben, was „Atropos“ nachliefert.

Mit einem Mainriff, das an die frühen Tage von Periphery erinnert und sich als Djent par excellence aufgreifen lässt, zeigt sich die Band um Sänger Spencer Sotelo von ihrer groovigen Seite. Es hat einen gewissen Sumerian Records-Charme, wenn das kurze Solo zu spielen beginnt.

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Mit einem Vibe, wie man ihn von Bands wie After The Burial, Born Of Osiris, Veil Of Maya oder eben auch Periphery Anfang der 2010er Jahre kannte, baut „Atropos“ auf eine nostalgische Komponente, die noch immer funktioniert.

Auch nach „Atropos“ folgt ein orchestrales Zwischenspiel, das nur wenig Bezug zum vorherigen Ansatz des Tracks hat. Tatsächlich fehlt es dadurch etwas an Flow zwischen den Songs, weshalb auch „Wax Wings“ relativ unbefangen beginnt. Ob es sich hierbei um eine direkte Anspielung auf „Icarus Lives“ handelt, wird vonseiten der Band nicht bestätigt.

Im Pace eher unaufgeregt, brechen Periphery mit einem kurzen Pianopart und Vocals in einer souligen R&B Manier, die mit einem Backgroundchor unterstützt wird und in einen Refrain mündet. Wer auf der Suche nach der Ballade im Stile von „Scarlet“ ist, wird mit „Wax Wings“ auch auf „Periphery V“ fündig.

Rückgriffe

Betrachtet man den Pathos innerhalb des Albums, so ist „Wax Wings“ der perfekte Zeitpunkt für Sänger Spencer, sich perfekt in Szene zu setzen und mit seiner Stimme das Narrativ zu leiten. Die zweite, atmosphärische und melodische Hälfte von „Wax Wings“ offenbart so einen der wohl emotionalsten Periphery-Momente, die man bisher hören konnte. Ein Moment, der einem sehr eingängigen Gitarrensolo weitergeführt wird und erstmals stimmig mit orchestralen Gefilden auströpfelt.

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„Everything Is Fine!“ bricht mit dem Moment der Ruhe und offenbart Riffs, wie man sie von „Blood Eagle“ oder „CHVRCH BVRNER“ bereits kannte. Leicht dissonant und mit dem Geist von The Dillinger Escape Plan durchzogen, geben Periphery bei „Everything Is Fine!“ alles auf die Zwölf. Zwischen Blast Beats und Mathcore-Anleihen ist dieser Song der vielleicht kompletteste und härteste, den „Periphery V“ zu bieten hat. Nicht zuletzt, wegen eines schmetternden Breakdowns am Ende des Tracks.

Periphery gone Prog Rock

Das komplette Gegenteil findet sich in „Silhouettes“, das wie eine Synthpop-Ballade im Stile von The 1975 beginnt und sich in ätherischen Klängen windet. Wirklich viel passiert im Song selbst nicht, der wie ein angenehmes Kissen wirkt, auf dem man sich kurz ausruhen kann, bevor es auf die zweite Hälfte des Albums losgeht.

Das folgende „Dying Star“ hingegen beginnt rockig und erinnert im ersten Moment an Good Tiger. Weniger aggressiv als erwartet, gehen Periphery erneut auf die atmosphärische Komponente und liefern einen dezent progressiven Rocksong, der auch ohne stumpfes Gedjente bestens funktioniert.

„Zagreus“ wurde bereits als Single veröffentlicht und zeigt Periphery dann doch wieder von ihrer harten Seite, die Riff-lastig und Groove-fokussiert auf den Djent-Sound aufbaut, den Periphery als Band zweifelsfrei mit konsolidiert haben. Auch „Zagreus“ baut auf diese großen Periphery-Momente, die sich aufbäumen und dann mit einer fast schon majestätischen Wirkung glänzen. Nicht zuletzt, weil Spencer Sotelo gefühlt alles gelingt, was er versucht.

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Zwei Brocken zum Ende

Dass sich Periphery von Game-Musik beeinflussen lassen, ist kein Geheimnis. Bereits „Froggin‘ Bullfish“ war stark von einem Theme aus Final Fantasy 7 beeinflusst und auch auf „Periphery V“ finden sich viele Allusionen an solche Musik.

Mit „Thanks Nobuo“ bauen Periphery dem japanischen Komponisten Nobou Uematsu nun ein Denkmal. Uematsu war als Komponist für einen Großteil der Musik in den Final Fantasy-Reihen verantwortlich und hatte so zweifelsfrei einen großen Einfluss auf Misha Mansoor, der bekennender Fan der Reihe ist.

Der Elfminüter „Thanks Nobuo“ beginnt mit einer Dur-Harmonik durchweg „uplifting“ und greift eine gewisse Positivität auf, die Periphery in ihrer Musik stets gut zu Gesicht steht. Ähnlich angenehm läuft der Song trotz seiner Länge vor sich hin und offenbart viele Spielereien, wie ein Synthiepart, bei dem die Gitarren für einen Moment gänzlich aussetzen. Mit experimentierfreudigem Sounddesign und atmosphärischen Synthesizern bricht der Track allerdings nach etwa sechs bis sieben Minuten und mündet in einer Klangwolke.

„Dracul Gras“ beendet das 70-minütige Album mit einer Hommage an Meshuggah und einem Anfang, den man zweifelsohne als Paradebeispiel für das Genre (?!) Djent anführen kann. Es wirkt fast ein wenig als hätten Periphery Meshuggahs „Stengah“ recycled, in einen moderneren Klang gepackt und mit ihrer eigenen Definition des vermeintlichen Genrebegriffs neu koloriert.

Foto: Periphery / Offizielles Pressebild

ALBUM
Periphery V: Djent Is Not A Genre
Künstler: Periphery

Erscheinungsdatum: 10.03.2023
Genre: ,
Label: 3dot Recordings
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Wildfire
  2. Atropos
  3. Max Wings
  4. Everything Is Fine!
  5. Silhouette
  6. Dying Star
  7. Zagreus
  8. Dracul Gras
  9. Thanks Nobuo Ly
Periphery V: Djent Is Not A Genre
Periphery V: Djent Is Not A Genre
8.5
FAZIT
Periphery erlauben sich auf ihrem siebten Album alles und holen so das Maximum aus dem heraus, was man von der Band erwarten könnte. „Periphery V: Djent Is Not A Genre“ ist jedoch kein perfektes Album und verliert in puncto Flow ein paar Punkte. Darüber hinaus liefern Periphery allerdings ein starkes Gesamtbild ihrer Fähigkeiten ab und erfinden sich zumindest teilweise etwas neu. Ist die Gefahr sich zu wiederholen doch groß und in vielen Riffs auch omnipräsent, gelingt der Band eine gewisse Frische, die von den Fans goutiert werden wird und mit Sicherheit schnell Anklang findet.