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Black MetalPost-Metal

Kritik: Møl - "Diorama"

Nachdem die Dänen Møl mit „Jord“ bereits klar gemacht haben, dass sie in der internationalen Post Black Metal Szene mitmischen ...

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Nachdem die Dänen Møl mit „Jord“ bereits klar gemacht haben, dass sie in der internationalen Post Black Metal Szene mitmischen können, liefert das Quintett nun ihr zweites Full-Length-Album und manifestiert diesen Anspruch. Doch „Diorama“ ist kein „Jord“ 2.0, sondern viel mehr die Etablierung eines Sounds, der vielseitiger geworden ist und einzelne neue Aspekte offenbart.

Mit cleanen Gitarren und einem Shoegaze-Unterton eröffnet „Fraktur“ das Album auf altbekannte Weise. Der Opener ist ein Track, den man so durchaus auch auf „Jord“ hätte erwarten können. Demzufolge knüpfen Møl dort an, wo sie aufgehört haben. Dur-lastige Harmoniefolgen liefern einen beflügelnden Sound, der zwischen Shoegaze und Post-Rock dahinzieht und mit den Metal-Elementen komplettiert wird. Ungefähr so klingen Møl noch immer.

Post-Black Metal par excellance

Die brachialen Screams von Sänger Kim fügen sich den berauschenden Instrumentals, die oft clean gehalten sind, sich aber auch nicht scheuen in abrasivem Riffing abzudriften. Besonders die rhythmisch ausgelegten Parts in der Musik der Dänen machen Møl zu einer Erfahrung, die sich von anderen Post Black Metal-Bands abhebt. Denn sphärisch gesehen schwimmt die Band inmitten von Acts wie Deafheaven, Ghost Bath oder Numenorean.

Auch „Photophobic“ folgt diesen Klängen, liefert nebst Blast Beats aber auch Breaks, die einen gewissen Metalcore Einfluss nicht ausschließen lassen. Als Song funktioniert der zweite Track von „Diorama“ wesentlich besser, was an der klaren Struktur und der eingängigen Melodie im Refrain auszumachen ist.

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Das Ohrwurmpotential wird durch die häufige Repetition der Gitarren gegeben. Was jedoch nicht heißen soll, dass sich Møl in Popsstrukturen wiederfinden, sondern einfach nur, dass sie ein gutes Verständnis davon haben Songs zu schreiben. Mit „Serf“ knüpfen Møl direkt an diesen Ansatz an und liefern einen weiteren typischen Track. Es klingt schnell so, als hätte sich die Band in ihren Genre längst gefunden. Auch die folgenden Tracks untermauern diese Annahme.

Black Metal meets Pop Punk

„Vestige“ hingegen bricht ein wenig mit dem, was man von Møl bisher gewohnt war. Mit einem Intro, das stark an Pop-Punk-Bands erinnert, aber um Black Metal Vocals ergänzt wird, lassen die Dänen zum ersten Mal überraschend aufhorchen. Zwar klingt auch der Rest des Songs gewohnt, dennoch liefert „Vestige“ mit dem zuvor angesprochenen Pop-Punk-Vibe etwas, das den Unterschied macht.

Zudem bietet der Track nach etwa vier Minuten eine atmosphärische Passage an Cleangitarren und Cleangesang, der uns für einen Moment an die Klangwelt von Alcest erinnern lässt und dem ganzen Track jede Menge Dynamik und Dramaturgie verpasst bevor „Vestige“ in seinem Refrain gipfelt.

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Death Doom Einfluss

Die Anfänge der Tracks nutzen sich spätestens bei „Redacted“, das ebenfalls mit cleanen Gitarren beginnt, um dann in Tremologitarren und Shouts zu münden, etwas ab. Vom gewöhnlichen Møl-Sound gibt es auf „Diorama“ jedenfalls jede Menge zu hören. Genau deshalb sticht ein Vocal Feature wie das auf „Redacted“ positiv heraus. Die Brüche mit dem gewohnten Klangbild sind die Stärken, die das Album liefert

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Das abrasive „Itinerari“ überrascht mit einem harten Einstieg. Der Song driftet dann in Death Doom-Sphären, die Sänger Kim in einem Timbre zeigen, das wir so bisher noch nicht von ihm kannten. Zwischen Woods Of Ypress, Swallow The Sun und October Tide liefern Møl hier einen bisher ungewohnten Sound. Dieser steht den Dänen jedoch überraschend gut. Ähnlich wie bei „Redacted“ bringt er zudem eine willkommene Abwechslung mit in das Klangkonstrukt des Albums.

Møl widmen sich auch der Brachialität

Auch „Tvesind“ folgt einem harten Metal-Anspruch, der sich in einem knüppeldicken Riffing und Drumming widerspiegelt. Die beinahe acht Minuten des Tracks führen durch die härtesten und kompromisslosesten Sphären der Band. Sie offenbaren aber auch genug ihrer atmosphärischen Elemente, die sich in den Leads der Gitarren wiederfinden lassen. „Tvesind“ klingt wie ein Track, den Numenorean nicht besser hätten schreiben können. Der Track offenbart in seinem Cleanpart gewisse Anspielungen auf den Sound des 2019 erschienenen „Adore“ Albums.

Zusammen mit Sylvaine beenden Møl ihr Album mit dem Titel gebenden Track „Diorama“. Durch den weiblichen Gesang sticht dieser ebenfalls aus dem Klangbild heraus und bietet erneut einen Alcest-Vibe. Diesen wissen Møl jedoch um die finsteren Screams zu ergänzen.

Alles in allem ist „Diorama“ ein ruhiger Track, der das Album gekonnt abschließt. Mit dem moderatem Tempo schreitet er voran und fasst geschickt zusammen, was auf den vorherigen sieben Titeln passiert ist.

Foto: Cornelius Qvist / Offizielles Pressebild

MØL News

ALBUM
Diorama
Künstler: MØL

Erscheinungsdatum: 05.11.2021
Genre: ,
Label: Nuclear Blast Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Fraktur
  2. Photophobic
  3. Serf
  4. Vestige
  5. Redacted
  6. Itinerari
  7. Tvesind
  8. Diorama
MØL Diorama
MØL Diorama
8
FAZIT
Die Längen der Songs sorgen für viele Repetition, die zwar songdienlich und eingängig wirken, das überraschende Momentum aber auch etwas verwässern. „Diorama“ ist ein Album, wie man es von Møl hat erwarten können. So nutzen sich manche Parts auf Dauer etwas ab, was das besondere am Sound von Møl etwas verloren lassen geht.

Dennoch ist „Diorama“ ein gutes Album, das Fans von Møl zweifelsohne lieben werden. Mit Blick auf die Spieldauer einzelner Songs tendieren die Dänen dazu, ihre Riffs häufig zu wiederholen, was einen bombastischen Effekt vermissen lässt. Møl offenbaren einige neue Elemente, die den Sound der Dänen bereichern, während ein Großteil das bietet, was man bereits von „Jord“ kannte. Mit etwas mehr Mut und Courage bewegen sich Møl zu einer Szenegröße, die ihren Sound zweifelsohne gefunden hat, diesen jedoch ein wenig zu sehr vertieft und das besondere Momentum stellenweise zu weit auszureizen tendiert.

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