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AlternativeRock

Kritik: Manic Street Preachers - "The Ultra Vivid Lament"

Dass die Manic Street Preachers nicht unbedingt zu den absoluten Lieblingsbands unserer Leserinnen und Leser gehören werden, dürfte auf der ...

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Dass die Manic Street Preachers nicht unbedingt zu den absoluten Lieblingsbands unserer Leserinnen und Leser gehören werden, dürfte auf der Hand liegen. Doch einige Zeilen hat das neue Album der Alternative-Rocker – „The Ultra Vivid Lament“ – schon verdient, denn schließlich gilt auch für Hardcore und Punk-Rock „Don`t forget your roots“ und wer weiß, welche modernen Bands sich ihre Inspiration bei den Walisern geholt haben. Der Namen des Albums verrät uns schon einmal, dass die Wurzeln der Manic Street Preachers sich auch nach 35 Jahren offensichtlich noch bester Gesundheit erfreuen.

Manic Street Preachers haben ihre Wurzeln nicht vergessen

Ganz so „ultra vivid“, also äußerst lebending ist zumindest der Opener „Still Snowing in Sapporo“ zumindest beim ersten Hören nicht. Jedenfalls nicht, wenn man unter Lebendigkeit schnelle und fröhliche Songs versteht. Stattdessen nimmt uns Sänger und Songwriter James Dean Bradfield mit auf eine atmosphärische und einfühlsame Reise in das Jahr 1993. Spätestens beim zweiten oder dritten Hören lässt einen der Song dann schon nicht mehr los.

Die Fröhlichkeit kommt dann auch in „Orwellian Times“ zumindest musikalisch stärker durch – lyrisch gerät der Song entsprechend des Titels äußerst düster. Apropos düster: Aufgenommen wurde Studioalbum Nr. 14 im Lockdown-Winter 20/21, was die insgesamt tragende und dunkle Stimmung der Song erklärt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Band wurden nahezu alle Songs des Albums auf dem Klavier geschrieben. Bei vielen Stücken ist dieser Fakt dann auch unüberhörbar, denn das Klavier bleibt oft dominanter als die Gitarren.

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Das gilt nicht für eines der ersten Highlights der Platte, das durch Gastsängerin Julia Cumming (Sunflower Bean) perfekt ergänzte „The Secret He Had Missed“, aber umso mehr für Songs wie „Quest For Ancient Colour“ oder – ungeachtet des überragenden Gitarrensolos – „Diapause“. Dass man vielen Songs die Entstehungsgeschichte anmerkt, schmälert deren Qualität übrigens in keiner Weise. Denn die melancholische Gesamtstimmung kommt gerade auf diese Art und Weise besonders überzeugend bei den Hörerinnen und Hörern an.

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Durch die gewohnt starken und eingängigen Refrains bleiben die Songs darüber hinaus auch leicht im Ohr. Nicht weniger melancholisch, aber aufgrund der Songstruktur und vor allem aufgrund des Features mit Ex-Screaming Trees-Sänger Mark Lanegan doch herausstechend ist „Blank Diary Entry“, was dem Album insgesamt auch sehr gut tut.

Das gilt auch für den letzten Track des Albums „Afterending“, der in Sachen Verträumtheit und Melancholie noch einmal ein Ausrufezeichen setzt und die Stimmung des Albums noch einmal einfängt und zusammenfasst. Da muss man schon aufpassen, am Ende des Songs vor lauter Träumerei den Klick auf die Repeat-Taste des CD-Players nicht zu vergessen.

Foto: Alex Lake / Offizielles Pressebild

Manic Street Preachers News

ALBUM
The Ultra Vivid Lament
Künstler: Manic Street Preachers

Erscheinungsdatum: 10.09.2021
Genre: ,
Label: Columbia International (Sony Music)
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Still Snowing in Sapporo
  2. Orwellian
  3. The Secret He Had Missed (feat. Julia Cumming)
  4. Quest for Ancient Colour
  5. Don't Let The Night Divide Us
  6. Diepause
  7. Complicated Illusions
  8. Into the Waves of Love
  9. Blank Diary Entry
  10. Happy Bored Alone
  11. Afterending
Manic Street Preachers The Ultra Vivid Lament
Manic Street Preachers The Ultra Vivid Lament
8
FAZIT
Auch nach 35 Jahren als Band kann und sollte man neue Wege beschreiten. Mit "The Ultra Vivid Lament" ist dies den Manic Street Preachers ohne Frage gelungen. Dass das Album selbst für die ohnehin nicht als Dampfwalze bekannte Band eher als ruhig und beschaulich durchgehen dürfte, wird ihnen im MoreCore-Universum zumindest auf den ersten Blick nicht allzu viele neue Fans einbringen. Doch bei diesem Album lohnt es sich definitiv, die Songs auf sich wirken zu lassen. Don`t forget your roots!

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