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PunkrockRock
Kritik: LÜT - "Mersmak"
Junge Menschen leben schnell. Getreu dem Motto „Live Fast, Die Young“ entspringen die norwegischen Punker LÜT einer unfassbar ungestümen Energie, ...
VON
Rodney Fuchs
AM 10/02/2021
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Junge Menschen leben schnell. Getreu dem Motto „Live Fast, Die Young“ entspringen die norwegischen Punker LÜT einer unfassbar ungestümen Energie, die sich auch im Sound der Band widerspiegelt. „Mersmak“, das zweite Album der Band, fängt diese Energie auf und verpackt sie in energiegeladene Tracks, die nicht nur musikalisch eine spannende Sprache sprechen und somit in mehrere Kategorien einzuordnen sind.
Punk-Rock?
Der titelgebende Track „Mersmak“ versetzt uns in Post-Punk-Vibes, die durch dröhnende Gitarren und den rhythmisch ausgelegten Groove durchschimmern. Dazu gibt es einen Chorus, der nicht sonderlich auffällig, dafür aber effektiv ist. Natürlich hat der Post-Punk von LÜT nur wenig mit dem von Joy Division zu tun, fügt sich aber gekonnt in den eingängigen Rock-Sound der Norweger ein.
Ähnlich verhält es sich mit „LÜTetro“, einem Track der schon verlauten lässt, dass man sich dem Einfluss vergangener Zeiten bediente. Mit einem unverkennbaren Achtziger-Jahre-Vibe, ähnlich fuzzigen Gitarren und einem treibenden Rhythmus ist auch „LÜTetro“ ein unfassbar starker Song, der vor allem der Aspekt der Hörfreude unterstreicht.
„Homme Fatale“ im Gegenzug ist eine ruhige, etwas einschläfernde Nummer, die das Album für kurze Zeit gekonnt entschleunigt.
Entgegen der eher im Mid-Tempo anzusiedelnden Songs agiert „We Will Save Scandirock“. Eine Anspielung darauf, dass dem skandinavischen Rock kein Untergang droht, denn LÜT nehmen das einfach selbst in die Hand. Das Ergebnis ist ein schneller, treibender Song, der mit bestechender Gitarrenmelodie nach vorne treibt und wohl den härtesten Song des Albums darstellt.
Doch wenn wir von Härte sprechen, heißt das nicht, dass wir es mit Metal-Elementen zu tun haben. Vielmehr ist es die Kälte der Melodiegitarren, die schrillen Shouts des Sängers und das Tempo, die „We Will Save Scandirock“ zu einer wirklich coolen Rocknummer machen.
LÜT liefern einen energetischen Soundtrack für sonnige Tage
„Ingenting Å Angre På“ ist ein wahrer Feel-Good-Song, der so treibend und eingängig ist, dass man beim Hören gar nicht genug vom Chorus des Tracks bekommen kann. Die Gitarrenmelodie bleibt so sehr im Kopf stecken, dass man diesen Song getrost in Schleife hören kann. Mit Songs wie diesem und „Viepå“ sorgen LÜT für ein Gefühl der Freiheit. Die Art des Punk-Rocks, den LÜT spielen, ist so frisch, jugendlich und energetisch, dass sie sich für jeden sonnigen Tag bestens eignet.
Ähnlich energetisch agiert „Strictly Business“ mit seinem schnellen Pacing, das uns hoffen lässt, diesen Song live auf einer großen Festivalbühne im Sommer erleben zu können. Mit dem Sound, den LÜT auf Tracks wie diesen spielen, gehören sie fast ins Radio. Dafür mögen aber die Schreie des Sängers vielleicht einen Ticken zu schrill sein. Auf „India“ begehen LÜT einen Weg, der stark an Foals erinnert und das Album auf geschickte Weise abschließt und den experimentellen Rockansatz der Norweger offenbart.
LÜT liefern ein unfassbar spannendes Album ab, das einen Sound offenbart, wie man ihn nicht oft zu hören bekommt. Man nehme die Eingängikeit von Paramore, die Vocals von Kvelertak und mische sie mit der Kreativität von Foals und bekommt ein Ergebnis, das LÜT entsprechen könnte.
So vielseitig der Sound auf „Mersmak“ aber auch ist, so gut fügen sich all diese Elemente in den Gesamtsound der Band ein.
Foto: Hans Marius Mikkelsen & Ørjan Nyborg Myrland / Offizielles Pressebild
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