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HardcoreMetalcore

Kritik: Lionheart - "Welcome To The West Coast III"

„Schuster bleib bei deinen Leisten“ heißt ein Sprichwort und wieso auch nicht auf Altbewährtes setzen? Die Jungs von Lionheart gehen ...

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„Schuster bleib bei deinen Leisten“ heißt ein Sprichwort und wieso auch nicht auf Altbewährtes setzen? Die Jungs von Lionheart gehen dabei so weit, dass sie sogar an einem Albumtitel festhalten, der der Band bereits zwei Nummer 1 Platzierungen in den Streaming-Charts bescherte. Und so erscheint am 09. Dezember 2022 „Welcome To The West Coast III“ via Arising Empire. Produziert von Jamey Jasta (Hatebreed), gemixt und gemastert von Szene-Legende Will Putney (Fit For An Autopsy) können sich Hardcore Fans auf elf neue Tracks freuen. Wir konnten schon einmal ein Ohr in den dritten und finalen (?) Teil der Trilogie stecken.

Wie wir darauf kommen, dass es sich um eine Trilogie handelt? Nun ja, die Band verrät es uns bereits im ersten Stück. „The Trilogy Intro“ stellt eine Willkommensansage der Band dar, die mit schweren Gitarren untermalt wird. Dabei wird gleich die Marschrichtung der kommenden zehn Tracks geebnet. Darüber hinaus ist dieses Stück auch für ein potenzielles Konter-Intro sicherlich nutzbar.

Bei Lionheart greift der Produzent noch selbst zum Mikrofon

Features sind cool, derzeit in aller Munde und können einen Song definitiv bereichern. Lionheart selbst waren hingegen in der äußeren Wahrnehmung keine Band, die für eine Vielzahl an Kooperationen mit anderen Musiker*innen bekannt war. Das ändert sich auf „Welcome To The West Coast III“, einem Album, das gleich mit sechs Feature-Songs auffährt. Dabei kommt Produzent Jamey Jasta im Song „Death Comes In 3’s“ zu Wort. Der Beginn des Stücks erinnert dabei sehr stark an den Lionheart-Klassiker „LHHC“ vom Album „Welcome To The West Coast“ aus dem Jahre 2014.

Die Band zeigt gleich zu Beginn der Platte, dass sie ihren Sound, eine Mischung aus wütenden, angepissten Vocals, dem Grundvibe der Bay Area und dem stilistischen Handwerk eines klassischen Hardcore, beherrschen.

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Doch damit nicht genug, denn auch auf dem Song „Deathbed Confession“ wirkt Jasta nicht nur hinter den Reglern mit. Auffallend ist der moderne und treibende Two Step Part. Der Einfluss des Hatebreed-Frontmanns in Kombination mit dem Hall auf seiner Stimme sorgen darüber hinaus für einen erfrischenden 90s-Einfluss.

Auch die Kollaboration im Song „Live By The Gun“ zündet. Der Flow eines Ice-T (Body Count) bringt einem sonst eher Hardcore-geladenen Track eine Stimmung, wie sie sonst von Bands wie den Deez Nuts verwendet wird. Eine gelungene Möglichkeit zum Verschnaufen bei Texten, die inhaltlich eher einem Leberhaken gleichen.

Auch Sänger Antmoney (E-Town Concrete) kommt im Song „Stories From The Gutter Pt. II“ zu Wort. Generell ist zu sagen, dass das Stück durch das vokalistische Hin und Her der beiden Sänger einen gelungenen Mix darstellt. Negative Aspekte des Songs sind allerdings die sehr ähnlichen Stimmfarben der beiden Sänger, die den gewünschten Unterschied in den Strophen dezent halten und die Tatsache, dass die Worte „Part Two“ in den Texten eines Songs sehr entzaubernd wirken.

Den Abschluss der Features macht Sänger Los (Desmadre), der auf dem Track „At War With Gods“ genau den Gegenpart darstellt, den man sich bei „Stories From The Gutter Pt. II“ gewünscht hätte. Der kehlige Gesang stellt deutliche Unterschiede zu Frontmann Rob Watson dar. Hierdurch wird dem generell sehr hohen und glattproduzierten Track etwas Verrohendes zugeführt, was Spaß bereitet. Dieser Part hätte definitiv noch die ein oder andere Zeile länger gewesen sein können.

Den eigenen Sound vorantreiben

In Songs, die ohne Gastmusiker auskommen, bleiben Lionheart ihrem Klang treu. Dieser hat sich über die vergangenen Jahre nahezu perfektioniert und das spürt man. „Hell On Earth“ knallt den Fans von Beginn an erbarmungslos um die Ohren. Der Fokus der Story, die von Armutszuständen in der Heimat erzählt, ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Generell lohnt es sich auch auf „Welcome To The West Coast III“ ein genaues Augenmerk auf die Lyrics zu werfen. Auch die Visualisierung im dazugehörigen Musikvideo lässt sich sehen. Aufgegriffen werden Shots aus dem Auftritt vom Hellfest 2022 (wie passend bei diesem Song-Namen). Das Ganze in einem Retro-Gewand durch die Verwendung des 4:3 Formats. Da fühlt sich das Zusehen beinahe an wie MTV 2004.

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Trotz dieser Besonderheiten hat der Gesamtsound der Songs, die ohne ein Feature daherkommen, einen sehr glatten Impact. Das geht so weit, dass das Stück „Bonnie _ Clyde `05“ beinahe generisch wirkt, da so viele stilistische Elemente bereits in den Liedern zuvor verwendet wurden. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Features das wahre Herzstück von „Welcome To The West Coast III“ sind.

Das Beste kommt zum Schluss!

Wer bei den Features richtig mitgezählt hat, der wird gemerkt haben, dass da wohl noch jemand fehlt. Track Nummer 11 ist der Song „Exit Wounds“ und hier haben sich Lionheart mit Sänger Alex von Malevolence ein weiteres Schwergewicht der aktuellen Szene ins Boot geholt. Der bedrohliche Gitarrensound und der präsente Bass bilden ein Intro, welches zuvor auf dem Album noch nicht zu hören war. Spätestens mit dem Einsatz von Sänger Alex driftet „Exit Wounds“ dann endgültig in die Tiefen der Hölle ab. Und so hinterlässt „Welcome To The West Coast“ ein fulminantes, aggressives Ende, wie es sich wohl jedes LH-Fan-Herz gewünscht hat.

Foto: Moritz Hartmann / Offizielles Pressebild

ALBUM
Welcome To The West Coast III
Künstler: Lionheart

Erscheinungsdatum: 09.12.2022
Genre: ,
Label: Arising Empire
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. THE TRILOGY INTRO
  2. DEATH COMS IN 3’S feat. Jamey Jasta (Hatebreed)
  3. HELL ON EARTH
  4. LIVE BY THE GUN feat. Ice-T (Bodycount)
  5. COLD WATER FAREWELL
  6. STORIES FROM THE GUTTER PT. II feat. Antmoney (E-Town Concrete)
  7. NEW MONEY _ OLD PAIN
  8. DEATHBED CONFESSION feat. Jamey Jasta (Hatebreed)
  9. AT WAR WITH THE GODS feat. Los (Desmadre)
  10. BONNIE & CLYDE ’05
  11. EXIT WOUNDS feat. Alex (Malevolence)
Lionheart Welcome To The West Coast III
Lionheart Welcome To The West Coast III
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FAZIT
Mit dem dritten Teil „Welcome To The West Coast III“ schließen Lionheart ihre Trilogie ab. Die zahlreichen Features stellen einen fundamentalen Bestandteil der Platte dar, die mit hochkarätigen Namen bestückt sind. Die Qualität eben dieser ist so hoch, dass die Songs ohne fremde Beteiligung im Vergleich leicht verblassen, da sie zwar den Lionheart-Sound aufweisen, jedoch keine großen Kreativauswüchse aufweisen. Es handelt sich um absolut solide Songs, die jedoch im Konkurrenzkampf mit den Feature-Tracks das Nachsehen haben. Insgesamt wirkt das Album jedoch vollkommen ausgewogen und besitzt definitiv Wiederhörpotenzial.