Review
Hardcore
Kritik: Lionheart - "Valley of Death"
Gut zwei Jahre sind ins Land gezogen und es heißt wieder „Welcome to the Westcoast“. Am Freitag bringen die Jungs ...
VON
Kevin Postir
AM 11/11/2019
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Gut zwei Jahre sind ins Land gezogen und es heißt wieder „Welcome to the Westcoast“. Am Freitag bringen die Jungs von Lionheart ihr mittlerweile sechstes Album auf den Markt. Mit „Valley of Death“ schlagen die fünf Kalifornier damit in die gleiche harte Kerbe, die sie mit ihren ersten Platten bereits vorgefertigt haben. Wir haben uns die zehn kraftvollen Songs einmal angehört und möchten unsere Meinung nicht länger verbergen.
Es beginnt gleich mit dem Titeltrack „Valley of Death“, eine Art Intro für das Album. Der Song besitzt den bekannten Lionheart-Sound. Schwere, tiefe Gitarren und der wütende, direkte Gesang von Frontmann Rob Watson runden das Bild ab. Von textlicher Seite beschäftigt sich der erste Track mit der Trostlosigkeit im Heimatort und der Hilflosigkeit bei der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Traumata. Der Verfall und das Morbide, das bereits im Titel steckt, zieht sich hierbei durch das gesamte Album.
So auch im zweiten Track „Burn“. Der Song hat etwas endgültiges, macht auf der einen Seite einen eher destruktiven Eindruck: „Every bridge I’ve build; I just burn it to the ground.“ Auf der anderen Seite klingt dies auch ein wenig nach einem Neuanfang und dem Weg nach vorn. Ähnlich treibend und gradlinig ist der Song auch musikalisch aufgebaut und überzeugt besonders durch seine Background-Shouts, die sowohl live funktionieren werden, als auch im Kopf bleiben.
Lionheart im Austausch mit Fans und Kritikern
Aber „Valley of Death“ behandelt auch andere Themen. So beispielsweise im Song „For The Record“. Dieser richtet sich nämlich direkt an die Hörer und besonders an die Kritiker von LHHC.
Watson spricht darin darüber, dass die Band die Reviews und Kritiken zur Kenntnis nimmt und die zumeist wütenden Songs auf den realen Empfindungen der Band beruhen. Das Musizieren sei für die Jungs nach wie vor eine Art der Therapie und der Verkauf von Alben stehe dabei keineswegs im Vordergrund. Der Song kommt etwas langsamer und erinnert stilistisch an die Ansätze von Deez Nuts. Auffällig ist dabei, dass der Track keinem klassischen Schema folgt und vielmehr eine Ansammlung von Zeilen ist, die mit Musik hinterlegt ist. Einen Chorus gibt es beispielsweise nicht.
Dies ist auch bei „Rock Bottom“ auffällig. Allerdings gibt es eine weitere Überraschung an dem Song, der bereits im Vorfeld des Albums veröffentlicht wurde. Es handelt sich hierbei um ein Feature mit keinem geringeren als Jesse Barnett (Stick To Your Guns), der in seinem Part noch einmal härter klingt, als man es aktuell von STYG gewohnt ist. Das Duo passt definitiv perfekt zusammen und stellt ein wirkliches Juwel auf dem Album dar, das beiden Fanlagern gefallen wird.
„Born Feet First“ weist auf musikalischer Ebene ein wirkliches Brett vor, dass zum Bouncen einlädt. Besonders auffallend in diesem Song, sind die unterschiedlichen Arten des Gesangs, die an den Tag gelegt werden. Diese spielen mit der Geschwindigkeit und geben dem Track somit ein Alleinstellungsmerkmal. So etwas würde man sich an der ein oder anderen Stelle durchaus häufiger wünschen.
„Stories From The Gutter“ zeigt ebenfalls eine weitere Facette der Band, da er musikalisch deutlich schneller ist als alles, was man zuvor gehört hat. Der Song verliert keineswegs die Handschrift der Band und klingt nach einem satten Lionheart Hardcore-Brett, bei dem man den Wind des Circlepits schon förmlich spüren kann. Die Breakdowns und die refrainartigen Parts endschleunigen den Song allerdings, machen ihn vielseitig und lassen das Genre-Herz in voller Blüte aufgehen. Die kreischenden Gitarrensounds funktionieren dabei, wie eine Art Trennung, die einzelne Parts abschließt. Was beim ersten Hören vielleicht etwas holprig klingt, macht beim mehrmaligen Abspielen allerdings durchaus Sinn.
Generell kann gesagt werden, dass „Valley of Death“ ein solides Album darstellt, denn jeder Song strotzt nur so vor Kraft, die sich auf den Hörer überträgt. So auch bei „In My Skin“ oder „When I Get Out“, Songs die definitiv überzeugen, allerdings nicht wirklich im Kopf hängen bleiben. Die Platte kann komplett auf die private Workout-Playlist gepackt werden, einen richtigen Ohrwurm haben wir allerdings nicht so ganz ausfindig machen können.
Foto: Moritz Hartmann / Offizielles Pressebild
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