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CrossoverNu Metal

Kritik: Limp Bizkit - "Still Sucks"

Vor wenigen Tagen wurde die neueste Platte von Limp Bizkit angekündigt. Und dieses Mal erscheint die neue Musik auch tatsächlich. ...

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Vor wenigen Tagen wurde die neueste Platte von Limp Bizkit angekündigt. Und dieses Mal erscheint die neue Musik auch tatsächlich. Das Comeback, auf das so viele gewartet haben!

Die letzten Stunden wurden gezählt, bis man endlich auf „Play“ drücken konnte. Die Vorfreude war riesig. Jedoch ist die Frage, ob die Freude überhaupt berechtigt ist, wenn der Titel bereits „Still Sucks“ lautet. Wir haben für euch reingehört und berichten, ob sich Zeit hierfür lohnt.

Limp Bizkit sind zurück im Business – und verbreiten direkt Lebensweisheiten: „We cannot change the past. But we can start today to make a better tomorrow“. Darauf haben sie sich in den letzten 10 Jahren wohl vorbereitet.

Falls jemand mit dem Lineup nicht auf dem neusten Stand ist, dem wird gleich bei „Out Of Style“ versichert, dass DJ Lethal wieder „in da hood“ ist und die Truppe vollständig ist. Aber wie klingt der Opener eigentlich?

Auch das beantworten die Band in einem schönen Zitat: „It’s time to rock this motherfucker ‚cause I’m always out of style. Never change my style ‚cause my style is kinda fresh”. Zumindest der Opener beginnt musikalisch dort wie sie aufgehört haben und begeistert.

So klingt das neue Album „Still Sucks“ von Limp Bizkit

Schmutzig und verrottet, aber den Nu-Metal aus den 90er und 00er Jahren beherrschen sie noch immer. So lange war es still um die Band, aber endlich wird der Hunger gestillt. Wer bei „Dirty Rotten Bizkit“ nicht wenigstens im Takt mitwippt oder den Vibe des Songs nicht spürt, der hat wohl eine andere Band als diese gehört.

Denn hier sprechen sie den Fans mehr oder weniger aus dem Herzen.

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Wer kann es noch kaum abwarten „Turn It Up, Bitch“ live zu hören? Die erste Sekunde reicht schon, um die völlige Aufmerksamkeit des Hörers zu fangen. Schließlich besteht ihr „Style“ nicht nur aus Nu-Metal, sondern auch aus Hip-Hop.

Zwar ist dies kein repräsentativer Hip-Hop Song, doch der Beat und die Lyrics sind gegeben. Ein einfacher Beat auf dem Bass erzeugt einen gigantischen Ohrwurm.

Erste Risse…

Darüber hinaus gibt es unter den zwölf Liedern auch ein Cover. Ursprünglich stammt „Don’t Change“ von der australischen Rockband INXS. Damals noch in einem zügigen und rockigen Gewand wird es zu einer Akustik-Ballade verwandelt.

Falls sie damit einen Nachfolger für „Behind Blue Eyes“ kreieren wollten, ging das leider nach hinten los. Hier wirkt es, wie bei „Empty Hole“, nur wie ein trauriger Lückenfüller, der mit Auto-Tune kombiniert ist.

Außerdem braucht die Band nicht einen „Standalone“ Song, der diese Message repräsentiert. Drücken sie das nicht schon mit ihren eigenen Kompositionen aus?

Die Lyrics schwächeln und haben leider nicht viel zu bieten. Das ändert sich jedoch ein wenig bei „You Bring Out The Worst In Me”. Zunächst reimt sich die ersten Verse: „It’s Halloween and I’m your ghost. I promise to haunt you the most.”.

Des Weiteren gilt der Versuch, mit sprachlichen Stilmitteln den Track aufzupäppeln. Musikalisch tragen die Verse ein ruhiges, melancholisches Gewand. Im Übergang zum Chorus nimmt Freds Stimme an Stärke an, die mit der Musik aggressiver und lauter wird.

Gute Ansätze nicht konsequent zu Ende gebracht

Damit gelingt es ihnen den typischen Nu-Metal-Breakdown für sich zu gewinnen. Der Witz des Gesamtpakets steht am Ende. Was bedrohlich und gefährlich klingt, entpuppt sich als Lehre über die Ehe…

At the expense of everyday people the pharmaceutical industry does not create cures, they create customers” heißt es zu Beginn von “Pill Poppers”. Durch die deutliche Kritik an der Pharmaindustrie hätte der Song so stark werden können. Jedoch ist der weitere Inhalt enttäuschend. Anscheinend ist der Wortschatz durch die Medizin verloren gegangen.

Der musikalische Einstieg dagegen lässt hoffen. Durch die massiven Drums von John Otto und Wes schreiender Gitarre wird Spannung für einen brachialen Breakdown aufgebaut. Im Endeffekt bleibt es aber nur repetitiv.

Eins muss man Limp Bizkit lassen. Die Ankündigung zum neuen Album war ein kluger Schachzug. Nur wenige Tage vor Album-Release kündigten sie das tatsächliche Datum zum Album an. Sonntag der 31. Oktober. Eine wahre Rarität, dass ein Album nicht an einem Freitag erscheint. Damit sind sie die einzigen und erhalten volle Aufmerksamkeit.

Sie wissen, dass jeder neugierig über das neue Produkt sein wird und es schnellstmöglich in die Hände und Ohren bekommen möchte. Dazu das Video auf ihren Social Media Accounts und der Parodie-Song „Love The Hate“.

Im vollen Bewusstsein, dass sie für ein Jahrzehnt vom Markt waren und von vielen belächelt werden, greifen sie das auf und parodieren sich selbst.

Bild: Cover-Artwork zu „Dad Vibes“

ALBUM
Still Sucks
Künstler: Limp Bizkit

Erscheinungsdatum: 31.10.2021
Genre: , ,
Label:
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Out Of Style
  2. Dirty Rotten Bizkit
  3. Dad Vibes
  4. Turn It Up, Bitch
  5. Don't Change
  6. You Bring Out The Worst In Me
  7. Love The Hate
  8. Barnacle
  9. Empty Hole
  10. Pill Popper
  11. Snacky Poo
  12. Goodbye
Limp Bizkit Still Sucks
Limp Bizkit Still Sucks
7.5
FAZIT
10 Jahre haben Limp Bizkit kein neues Album veröffentlicht. Dass sich die Fans auf ihr Comeback freuen, ist wohl selbstverständlich. Dass Comebacks allerdings auch enttäuschen können, haben schon viele andere Bands bewiesen . 10 Jahre und das Ergebnis sind gerade mal 32 Minuten und eine Sekunde.

Betrachtet man das Songwriting und die doch recht eingängigen Songs, fühlt es sich ein wenig an, als hätte sich die Truppe für ihr altes Hobby zusammengesetzt, um schnell etwas Neues zu kreieren. Entstanden sind simple Tracks zum Mitsingen. Stellenweise hätte man viel mehr herausholen können und deshalb wird es für den einen oder anderen sicherlich schwierig, einen Hit aus dem Album herauszuhören. Nichtsdestotrotz sind sie zurück, sich selbst treu geblieben und agieren alles andere als dem Mainstream folgend.