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Alternative

Kritik: Letters Sent Home - "Fire In Me" (EP)

Letters Sent Home veröffentlichen am 16. Dezember ihre nunmehr dritte EP. „Fire In Me“ heißt das gute Stück. Die Newcomer-Band ...

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Letters Sent Home veröffentlichen am 16. Dezember ihre nunmehr dritte EP. „Fire In Me“ heißt das gute Stück. Die Newcomer-Band aus Wolfsburg machte bereits letztes Jahr mit dem fetten Feature ihres Songs „Misery Loves Company“ auf sich aufmerksam. Denn dafür hatten sie sich Joel Quartuccio von Being As An Ocean an Bord geholt und musikalisch etwas härtere Töne eingeschlagen. Auch auf der neuen EP ist dieser Song zu hören – sogar in drei verschiedenen Versionen. Wie sie klingen und ob die anderen Titel ähnlich überzeugen, erfahrt ihr jetzt bei uns.

Lodernd einprägsame Refrains

Mit waschechter Wave-Atmosphäre eröffnet „Fire“ die EP. Musikalisch eher ruhigere Parts legen den Fokus auf den klaren Gesang von Emily. Lodernd prägt sich der Refrain „I feel a fire in me, I feel a fire nobody’s ever gonna put out“ ein. Die Wolfsburger fassen Mental Health nicht nur in Worte, sie machen sie mit ihrer Musik zu etwas Greifbarem, womit es sich es auseinanderzusetzen gilt. „Fire“ ist ein Song in gewohntem Letters Sent Home-Sound, der eine Botschaft verkündet, die es in sich hat.

Mit äußerster Präzision vereinen die Musiker seelischen Schmerz mit wichtigen Botschaften und tiefen Klängen – eben klassisch im Dark Pop-Sound. Wer hier Core erwartet, ist an der falschen Adresse. Wer allerdings auf „deepe“ Botschaften und cleanen Gesang hofft, könnte mit dieser Band einen neuen Anwärter für die eigene Playlist gefunden haben.

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Auch im zweiten Song zeigen Letters Sent Home, wie Dark Pop funktioniert und bestücken die EP mit den für sie so typischen, sozialkritischen Lyrics. Die vierköpfige Band aus Wolfsburg hat etwas zu sagen und so legt die Sängerin eine Kraft in ihre eigentlich so klare Stimme, die deutlich macht, dass es hierbei um mehr geht als nur melodischen Gesang. Mit Parts wie folgenden kehren Letter Sent Home innere Konflikte nach außen:

Born to die by the hand of society
And somehow we still live
To survive the reality that we built in insanity

Mit ihrer klaren Stimme manifestiert Sängerin Emily Emotionen, den lyrischen Konflikt bringt sie dabei mit schnelleren, höheren Tönen und etwas ruhigeren, langsameren im Wechsel zum Ausdruck. Instrumental punktet der Song zudem mit rhythmischen Drums und Riffs eines Vier-Saiten-Basses. In Kombination entsteht eine melodische Dark Pop-Nummer, deren Refrain sich einprägt.

Letters Sent Home kann auch Alternative

Wer mehr auf Alternative Rock steht, könnte an diesem Song Gefallen finden. Mit etwas mehr Tempo eröffnen Drums und Gitarre den nächsten Track der EP und die Sängerin beweist, dass sie nicht nur in hohen Tonlagen zu Hause ist. Während es stimmlich zunächst ungewohnt ruhig zugeht, setzt im Refrain der bekannte Sound ein und zeitweise entstehen PVRIS-Vibes. Zum Ende bringen hallende Arrangements die Vocals nochmal in ganz anderer Manier mit in den Song, so überzeugen auch die Parts in tieferer Tonlage.

Brachialer, härter und intensiver wird es auf dieser EP mit dem bisher bekanntestem Song: „Misery Loves Company“ – ein Track, für den sich Letters Sent Home Unterstützung geholt haben: Joel Quartuccio von Being As An Ocean bringt sich hier mit einigen heftigen Screams ein.

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Instrumental herrscht hier ein ganz anderes Tempo, schon zu Beginn lassen die Drums vermuten, dass in diesem Song ein echtes Schmankerl auf Genre-Fans wartet. Stimmlich bleibt es hier zunächst auch gewohnt clean – bis Joel mit einsetzt und ein paar Shouts zum Besten gibt. Der Song zeigt, wie gut cleane Vocals und Core harmonieren.

Und dass das besonders gut funktioniert, wenn die Shouts sehr hart und die Clean Vocals sehr soft sind – beweisen Emily und Joel mit diesem Feature allemal. Spätestens wenn beide zusammen inbrünstig „Misery Loves Company“ schmettern, treffen geballte Emotionen aufeinander – genau das, was bei dieser EP Home so im Fokus steht: Emotionen.

Sanfte Töne und Piano

Dass Letters Sent Home bisher aber doch eher im Dark Pop zuhause sind, zeigt die LSH-Version von „Misery Loves Company“. Hier gibt es eine intensive Acoustic-Dröhnung. Nur von einem Piano erschafft die sanfte Stimme von Emily eine ganz besondere Atmosphäre. Wie es für die Band so typisch ist, betont Emily jedes Wort ganz klar, sodass sie den Begriff „Clean“ Vocals auf ein neues Level hebt.

In dieser Version ist von Core nichts mehr zu hören, er ist pur und reduziert auf die Clean Vocals. Zu guter Letzt gibt es „Misery Loves Company“ auch nochmal in der LSH-Version – mit voller instrumentaler Wucht und ohne Shouts von Joel, sodass die EP mit einer klassischen Letters Sent Home-Nummer beendet wird.

Foto: Felix Albertin / Offizielles Pressebild

ALBUM
Fire In Me (EP)
Künstler: Letters Sent Home

Erscheinungsdatum: 16.12.2022
Genre: ,
Label: Hassle Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Fire
  2. Born To Die
  3. Phoenix
  4. Misery Loves Company (feat. Joel Quartuccio)
  5. Misery Loves Company (Stripped)
  6. Misery Loves Company (LSH Version)
Letters Sent Home Fire In Me EP
Letters Sent Home Fire In Me EP
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FAZIT
Schon mit ihren ersten beiden EPs, der Selftitled-EP sowie „Misery Loves Company“, konnten Letters Sent Home ihren Standpunkt als Dark Pop-Band mit Synthiepop-Einflüssen klarmachen. Klassischen Metalcore darf man bei Emily, Robin, Louis und Lara nicht erwarten. Hier trifft eine sehr cleane Gesangsstimme auf tiefgründige Texte mit bewegenden Botschaften und Melodien, die sich einprägen. Ob sich die Gruppe künftig weiterhin härteren Gefilden wie in „Misery Loves Company“ widmet und welche Sounds auf dem Debütalbum zu hören sein werden, bleibt abzuwarten. Bis dahin bietet diese EP eine gute Portion Dark-Pop.