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Kritik: Korn - "Requiem"

Naturgemäß ist es bei einer Band wie Korn nur allzu verlockend jeden neuen Release mit den ganz großen und einflussreichen ...

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Naturgemäß ist es bei einer Band wie Korn nur allzu verlockend jeden neuen Release mit den ganz großen und einflussreichen Platten der langen Karriere, gerade aus der Anfangszeit zu vergleichen. Einer solche Gegenüberstellung würde das mittlerweile 14. Studioalbum “Requiem” wohl nicht standhalten können. Wobei…

Korn: Ehre, wem Ehre gebührt

Es wäre nicht überzogen Korn, als ein Phänomen zu bezeichnen. Die Kalifornier gelten mit ihrem Debüt-Album (“Korn”, 1994) nicht nur als die Ur-Väter des Nu Metal. In ihrer knapp 30 jährigen Karriere haben sie mehr als 40 Millionen Platten verkauft und zwei Grammys ergattern können.

Dennoch scheint der Aufschrei bei jeder neuen Album-Ankündigung verhältnismäßig moderat – zumindest im Vergleich zu Genre-Kollegen wie Slipknot oder Limp Bizkit.

Vermutlich liegt es an der Omnipräsenz der Band, die unermüdlich alle zwei bis drei, manchmal sogar jährlich ihre Fans mit neuer Musik beglückt, während es genannte Kollegen gerne mal ruhiger angehen lassen.

Dass selbst eine weltweite Pandemie und Unruhen rund um Bassist Reginald „Fieldy“ Arvizu das “Uhrwerk” Korn nicht aus dem Rhythmus bringen können, beweisen die Herren mit ihrem neuen Album “Requiem”, das die Band in gewohnter Stärke zeigt.

Die gute alte Zeit

Korn sind bekannt dafür, dass sie gerne Experimente wagen und den Bogen dabei auch überspannen können – je nachdem, wen man im Fan-Lager befragt. Doch die Zeiten von Rap-Features oder Dubstep-Sounds scheinen schon länger vorbei.

Schon seit “The Paradigm Shift” (2013) besinnen sich Korn wieder auf ihre Stärken, die sie einst so bekannt gemacht haben: Knochiger Bass, düsteres und verspieltes Riffing und ein Jonathan Davis, der nicht nur in Sachen Lyrics, sondern auch durch seine unvergleichliche Stimme zu den ganz großen seiner Generation gehört.

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Doch auch, obwohl Korn ungewohnt viel Zeit für “Requiem” hatten und sich dementsprechend auch hätten kreativ austoben können, ist das Album eine erneute Rückbesinnung auf den Vibe von “Follow The Leader” (1998), “Issues” (1999) und “Untouchables”, um damit gleichwohl den Sound des Nu Metal-Revivals mitzunehmen, der zuletzt durch Bands wie Vein.fm, Blood Youth, Cane Hill, Tetrarch oder auch Our Hollow, Our Home vorangetrieben wurde.

Keine Experimente

“Forgotten” ist ein solider Opener, der in typischer Korn-Manier in den Strophen leicht psychedelisch daherkommt, um im Chorus auszubrechen und zum Ende richtig an Fahrt aufzunehmen.

“Let The Dark Do The Rest” ist eine Ecke düsterer, wirkt aber in Momenten sogar hoffnungsvoll, wenn Jonathan Davis singt “I wanna see what the future holds”, bevor er im nächsten Moment “You make me sick!” grölt.

Tatsächlich hätte man auf letzteren Part sogar verzichten können, bricht er doch etwas mit den an sich, stimmigen melodischen Momenten des Songs.

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“Start The Healing” ist nicht nur die erste Single des Albums gewesen, sondern auch einer der großen Hits der Platte, der sich mit jedem erneuten Hören mehr ins Ohr frisst.

Leider ist genau das ein Manko von “Requiem”: so gut geschrieben die Songs für sich sind; echte Hits, sind irgendwie doch rar gesät. Zudem ist die Laufzeit von knapp über einer halben Stunde bei gerade mal neun Songs doch sehr mickrig.

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Dennoch bietet das Album einige spannende Momente, die vor allem eingefleischte Fans glücklich machen dürften. “Lost In The Grandeur” zeigt sich gerade instrumental äußerst vielseitig und kommt teilweise Tom Morello-esque im Riffing daher. “Hopeless and Beaten” stampft langsam, aber schwer und druckvoll voran, während es in “Disconnect” oder “Penance To Sorrow” etwas ruhiger und atmosphärischer zugeht.

Diese Dynamik zwischen lauten, wütenden und leisen, gerne auch bizarren Momenten ist eine Stärke, die Korn auch 2022 innehaben und auch auf “Requiem” ausspielen. Mit “Worst Is On I’s Way” setzen die Kalifornier ihrem 98er Erfolgsalbum “Follow The Leader” dann noch ein Denkmal, indem sie dort viele sehr markante Parts der Platte honorieren, ohne sich dabei aber zu sehr zu verzetteln. Damit runden Korn ein gutes, wenn auch zu kurz geratenes Album ab, das den musikalischen Weg konsequent weitergeht und viel Fan-Service betreibt.

Foto: Tim Saccenti / Offizielles Pressebild

ALBUM
Requiem
Künstler: Korn

Erscheinungsdatum: 04.02.2022
Genre: ,
Label: Universal / Concord
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Forgotten
  2. Let The Dark Do The Rest
  3. Start The Healing
  4. Lost In The Grandeur
  5. Disconnect
  6. Hopeless And Beaten
  7. Penance To Sorrow
  8. My Confession
  9. Worst Is On Its Way
Korn Requiem
Korn Requiem
7
FAZIT
Mit "Requiem" bewegen sich Korn zwar kaum aus ihrer Komfortzone, präsentieren aber ein in sich rundes Album, dem es letztendlich an den großen Hits mangelt. Fans werden aber in jedem Falle ihre Freude am mittlerweile 14. Studioalbum haben.