Review

Death MetalModern Metal

Kritik: In Flames - Foregone

Die schwedischen Melodic Death Metal-Pioniere von In Flames haben es ihren Fans in den letzten Jahren wahrlich nicht leicht gemacht. ...

VON

Die schwedischen Melodic Death Metal-Pioniere von In Flames haben es ihren Fans in den letzten Jahren wahrlich nicht leicht gemacht. Die Band war zwar durchaus umtriebig und kreativ. Doch für die jüngsten Alben gab es allenfalls mäßig positives Feedback aus der treuen und weltweiten Fangemeinde. Experimentierfreude hin oder her. Für viele Fans war es zu verwaschen und eben nicht mehr „true“. Tatsächlich hatte man immer wieder den Eindruck, dass die Band vehement versucht, sich modernen Sounds und Entwicklungen anzubiedern. Insofern dürften viele Jesterheads aufgehorcht haben, als die Band um Frontmann Anders Fridén im vergangenen Jahr die ersten Single-Auskopplungen ihres neuen Werkes „Foregone“ veröffentlichte. Wenig Experimente, stattdessen straighter Melodic Death Metal. Das klang schon wieder deutlich mehr nach den „guten, alten“ In Flames. Doch hält das Album, was die Singles versprechen?

In Flames starten vielversprechend

Wenngleich die ersten Singles ein Rückbesinnung zu mehr Härte ankündigen, beginnt „Foregone“ mit dem Intro „The Beginning Of All Things That Will End“ eher gemächlich. Die äußerst eingängige Melodie zeigt aber schon zu Beginn des Albums, dass In Flames ihr Gespür für eben diese Melodien nicht verloren haben. Die beiden folgenden Tracks, „State Of Slow Decay“ und „Meet Your Maker“ gehören zu den bereits vorab veröffentlichen Singles. Sie geben einen guten Eindruck, wo der Sound von In Flames auf „Foregone“ hingehen soll. Die Strophen sind klassisch treibend gehalten, während es in den Refrains melodisch wird. Dabei wirkt „Meet Your Maker“ musikalisch insgesamt etwas ausgewogener, während das im Refrain etwas zu brave „State Of Slow Decay“ in Sachen Ohrwurmpotential die Nase vorne hat.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Stichwort Ohrwurmpotential: Das steckt ohne Frage auch im Refrain von „Bleeding Out“. Hier fällt aber im Gegensatz zu den ersten beiden Songs auf, dass In Flames in Sachen Songwriting auch komplexer zu Werke gehen können. Die Übergange mögen beim ersten Hören etwas zu abrupt klingen, mit der Zeit entwickelt sich aber auch „Bleeding Out“ zu einem Song, der sich absolut hören lassen kann. Es soll ja auch nicht zu vorhersehbar zugehen. Die folgenden Titeltracks „Foregone Pt.1“ und „Foregone Pt.2“ gehörten zu den Fanlieblingen unter den Singleauskopplungen. „Foregone Pt.1“ verkörpert in vielerlei Hinsicht das, was In Flames mit dem Album darstellen wollen. Zum einen ein klares und unmissverständliches Bekenntnis zum typischen, zum klassischen In Flames-Sound. Zum anderen soll das Album nach Aussage von Anders Fridén die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Band symbolisieren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Zukunft der Band ist gesichert

Apropos Zukunft: Die scheint für die Band schon allein durch die Verjüngungskur der letzten Jahre gesichert. Mit Tanner Wayne haben sich In Flames nicht bloß den nach Aussage Fridéns besten Schlagzeuger, den die Band jemals hatte, an Land gezogen. Er gehört auch zusammen mit Bryce Paul, der seit 2017 für den Bass verantwortlich ist, zu den „Küken“ der Band.

Doch zurück zur Musik und „Foregone Pt.2“. Der Song braucht in der Entwicklung im Vergleich zu „Pt.1“ etwas länger und entfaltet sein Potential erst ab der zweiten Hälfte des Songs voll. Auch hier gilt das oben Gesagte. Die beiden Songs bilden daher gut ab, was die Band im Jahr 2023 ausmacht. Klassischer Melodic Death Metal funktioniert ebenso wie die eher progressiven Songs.

So beschränken sich In Flames auf „Foregone“ eben nicht auf ein einziges Songwritingkonzept. Das zeigt sich auch bei „Pure Light Of Mind“, einem Song, der auch gut auf einem der eher Stadionrock-lastigen Alben „Siren Charms“ oder „Battles“ Platz gefunden hätte. Und auch diese Alben haben ja ihre Fans.

Vielfältig im Songwriting

Auch im hinteren Teil des Albums fällt auf, dass die Band neben einigen Songs, die eingängig sind und das Gesamtkonzept des Albums – wir erinnern uns an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – tragen, auch immer wieder Songs dabei sind, bei denen die Band etwas mehr gewagt hat.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

So ist „The Great Deceiver“ ohne Frage ein Song für all diejenigen, die immer schon vehement eine Rückkehr der Band zum alten Sound gefordert haben. Hier geht es kompromisslos und straight nach vorne. Songs wie „In the Dark“ und „Cynosure“ stehen hingegen trotz viel Melodie in den Refrains für das musikalisch gleichsam Unberechenbare wie Kreative, das den Fans der Band in den letzten Jahren vieles abverlangt hat.

Das gilt in gewisser Weise auch für „End The Transmission“, den letzten Song der Platte. Hier hätte es gerne noch einmal etwas klassischer zugehen können. Aber halb so schlimm. Im digitalen Zeitalter ist es schließlich kein Problem, sich seine persönlichen Favoriten des Albums selbst herauszupicken. Das wissen In Flames auch – sind sie doch die Band der Vergangenheit, der Gegenwart und vor allem der Zukunft.

Foto: In Flames / Offizielles Pressebild

ALBUM
Foregone
Künstler: In Flames

Erscheinungsdatum: 10.02.2023
Genre: , ,
Label: Nuclear Blast Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. The Beginning Of All Things
  2. State Of Slow Decay
  3. Meet You Maker
  4. Bleeding Out
  5. Foregone Pt. I
  6. Foregone Pt. II
  7. Pure Light Of Mind
  8. The Great Deceiver
  9. In The Dark
  10. A Dialogue In B Flat Minor
  11. Cynosure
  12. End The Transmission
In Flames Foregone
In Flames Foregone
8
FAZIT
In Flames wollten wieder mehr Metal, mehr Aggressivität und mehr Energie in ihre Songs bringen – das ist ihnen auf "Foregone" ohne Frage gelungen. Die Fans werden die Rückkehr zu den alten Tugenden sicher honorieren. Melodic Death Metal der Göteborger Schule funktioniert auch 2023 noch ganz hervorragend. Zum Glück schauen In Flames auch auf "Foregone" immer mal wieder nach links und rechts. So wird es nie langweilig – und In Flames haben ihre Ausnahmestellung innerhalb der Szene wieder einmal gefestigt.