Review

Metalcore

Kritik: Ice Nine Kills - "The Silver Scream 2: Welcome To Horrorwood"

Das Sequel zu Ice Nine Kills’ “The Silver Scream” ist endlich draußen. Ob der Sukzessor und das damit sechste Studioalbum ...

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Das Sequel zu Ice Nine Kills’ “The Silver Scream” ist endlich draußen. Ob der Sukzessor und das damit sechste Studioalbum “The Silver Scream 2: Welcome To Horrorwood” mit dem Original mithalten kann und vielleicht sogar – untypischerweise für Horrorfilme – eine Stufe besser ist als sein Vorgänger, lest ihr jetzt hier. Denn wie es sich für fast jeden kommerziell erfolgreichen Horrorfilm gehört, muss also nun auch für das Erfolgsalbum ein Nachfolger her.

Wer die mitunter langen Musikvideos zu den zuvor bereits erschienenen Songs gesehen hat, wird sich erinnern, dass Frontmann Spencer Charnas vorgeworfen wird, seine Ehefrau brutal umgebracht zu haben und dass die ermittelnden Beamten verzweifelt nach Beweisen suchen.

“Opening” greift diese Geschichte erneut auf und bringt selbst die Fans, die sich die besagten Singles samt Videos noch nicht angesehen haben, up to speed.

Wer braucht schon Hollywood, wenn man auch Horrorwood haben kann?

Mit “Welcome to Horrorwood” hören wir direkt den Titeltrack des Albums, der INK-typisch „catchy“ daher kommt. Die treibenden Drums von Patrick Galante und ein Chorus der zum Mitsingen einlädt, bereiten uns auf ein gutes Album vor.

Beim an die Filmreihe „Cabin Fever“ angelehnten “A Rash Decision” sticht besonders der Kontrast zwischen den langen Noten “Time stands still” und den schnellen Gitarrensoli, sowie die kurze Pause im Chorus hervor.

Es folgt die erste Singleauskopplung des Albums mit “Assault & Batteries”, die wortwörtlich verspielt ist. Selbst beim zehnten Mal hören, findet sich immer ein Soundeffekt oder ein gruseliges Kinderlachen.

Wer einen Song braucht, um im hauseigenen Bällebad ein Mosh- und/oder Circlepit zu starten, der wird bei diesem Track fündig. Randnotiz: Der Track ist eine Referenz an das „Chucky“-Franchise.

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Im Song “The Shower Scene” schaffen es die Horror-Fanatiker wieder mal unfassbar gut die Filmmusik aus der eindeutigen Vorlage einzuarbeiten. Wer trotz Titel und Text noch nicht auf den Film gekommen ist, sollte spätestens im Breakdown die Ohren spitzen und wird erkennen, um welchen es sich hierbei handelt.

“Funeral Derangements” (eine Anlehnung an „Friedhof der Kuscheltiere“) sorgt derweil mit seiner Heavyness für ordentlich Nackenschmerzen. Während der Strophen zeigt Charnas seine gesamte Gesangskunst und auch Joe Occhiuti (Bass), Dan Sugarman sowie Ricky Armellino (jeweils Gitarre) beweisen, dass sie nicht nur ihre Instrumente beherrschen, sondern auch ein ziemliches Wörtchen mitzusingen haben.

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Ice Nine Kills arbeiten sich munter durch die Franchises dieser Welt

Bei “Rainy Day” könnte man meinen, dass Mick Gordon seine Finger mit im Spiel hatte, denn der Song erinnert irgendwie sehr an „Ludens“ und „Parasite Eve“ von Bring Me The Horizon. Jedoch haben sich INK Drew Fulk wieder ins Boot geholt, der bereits den Vorgänger sowie unter anderem Alben für Motionless In White, Fit For A King und Make Them Suffer produziert hat.

Spätestens im Musik-Video wird die Anlehnung an das weltweit bekannte Game- und Filmfranchise „Resident Evil“ mehr als nur deutlich.

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Mit “Hip To Be Scared” („American Psycho“) erwartet uns der erste Song mit Gastfeature. Hier bedient sich Ice Nine Kills im Build-Up zum Breakdown an “Hip To Be Square” von Huey Lewis and The News und dieses Songsample lädt sehr zum Tanzen ein.

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Auf dem Song selbst hat Jacoby Shaddix von Papa Roach leider nur ein paar Zeilen zu sprechen/zu singen.

Im Gegensatz zu den restlichen Gästen auf dem Album kommt er vergleichsweise etwas zu kurz. Dafür hatte er natürlich im Musikvideo die Gelegenheit, seine Schauspielkunst unter Beweis zu stellen.

Nackentraining vom Feinsten

Mit “Take Your Pick” („My Bloody Valentine“) folgt der wohl härteste Song des Albums, wenn nicht sogar von Ice Nine Kills insgesamt. Dieser Fakt kommt nicht von ungefähr, denn niemand geringeres als George “Corpsegrinder” Fisher von Cannibal Corpse darf dem Track seine brachiale Stimme leihen. Man kann nur hoffen, dass die Jungs den Song irgendwann auch live performen – bestenfalls mit Fisher an ihrer Seite.

Es folgt eine Kombination an Guest Vocals, die mich überrascht hat. Für das an „Hellraiser“ angelehnte “The Box” standen nämlich sowohl Ryan Kirby von Fit For A King als auch Brandon Saller von Atreyu mit am Mikrofon. Der Song enthält meiner Meinung nach den besten Mitsing-Chorus des gesamten Albums.

“F.L.Y.” („Die Fliege“, oha!) reiht sich ein in die radiofreundlichen Songs der Band. Buddy Nielsen von Senses Fail hat hier auch ein Gastfeature, welches nicht zu kurz kommt. Der Song überzeugt durch seine Catchyness und gleicht dem Track “Savages” auf dem Vorgängeralbum.

Mit “Wurst Vacation” („Hostel“) erreicht uns ein Song der zu Beginn noch gar nicht nach Ice Nine Kills klingt, sondern nach Rammstein. Nicht nur die vereinzelten deutschen Worte sondern auch die Instrumentals sind sehr Rammstein-esque.

Charnas und Co. schaffen es nichtsdestotrotz, dem Song einen eigenen Twist zu geben, indem man im Gegensatz zur deutschen Band mehr auf Tempo und INK-typisch auf vielerlei Sounds setzt, wodurch der spezielle bandeigene Flair erhalten bleibt.

Der vorletzte Titel des Albums hört auf den Namen “Ex-Mortis” und dieser kommt ähnlich wie bereits “F.L.Y.” sehr radiofreundlich daher. Der fast swingmäßige Chorus lädt dabei soagr sehr zum Mitsingen ein, da sich der Text auch leicht merken lässt.

Der von „Evil Dead“ inspirierte Titel geht dann auch fließend in den letzten Track des Albums “Farewell II Flesh” („Candyman“) über. Nach einem anderthalb minütigen cleanen Klavier- und Orchesterintro, folgt wieder feinster INK-typischer Metalcore. Der Song zeigt die musikalische Klasse der Bandmitglieder sehr gut auf.

Durch Horrorcore geht es für Ice Nine Kills zum Erfolg

Mit “The Silver Scream” hatte die Band einen echten Überraschungshit gelandet und entsprechend hoch waren und sind die Erwartungen der Fans und Kritiker. Das Quintett hat die Aufgabe jedoch sehr gut gemeistert. “The Silver Scream 2: Welcome To Horrorwood” überzeugt nämlich gerade durch seine Vielfalt. Spencer Charnas’ Stimme und seine Lyrics, die er wie auch bereits beim Vorgänger gemeinsam mit Steve Sopchak schrieb, können sich definitiv hören lassen.

Instrumentalisch hat man den Weggang von Justin DeBlieck und Justin Morrow gut weggesteckt. Mit Dan Sugarman (As Blood Runs Black) und Ricky Armellino (Hawk) wurde ein dynamisches Duo engagiert, das überzeugend harmoniert. Am Bass fand sich Joe Occhuiti (The Vanity Fair) wieder, der auch wie seine Kollegen an den Saiteninstrumenten, für die zusätzliche Vocal Range verantwortlich ist.

Eins der wenigen Mankos ist nur, dass die in “Opening” erzählte Geschichte nicht während des Albums fortgeführt wurde. Das ist aber wahrscheinlich nur temporäres Meckern auf hohem Niveau, denn Ice Nine Kills werden diese Mordsgeschichte sicherlich erneut anhand ihrer Musikvideos fortsetzen.

Wenn letztlich die Qualität der Songs entscheidet, ob Spencer Charnas nun für den Tod seiner Ehefrau verantwortlich ist oder nicht, würden wir behaupten, dass der Angeklagte schuldig ist.

Foto: Cory Osbourne / Offizielles Pressebild

ALBUM
The Silver Scream 2: Welcome To Horrorwood
Künstler: Ice Nine Kills

Erscheinungsdatum: 15.10.2021
Genre:
Label: Fearless Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Opening Night...
  2. Welcome To Horrorwood
  3. A Rash Decision
  4. Assault & Batteries
  5. The Shower Scene
  6. Funeral Derangements
  7. Rainy Day
  8. Hip To Be Scared (feat. Jacoby Shaddix)
  9. Take Your Pick (feat. Corpsegrinder)
  10. The Box (feat. Brandon Saller & Ryan Kirby)
  11. F.L.Y. (feat. Buddy Nielsen)
  12. Wurst Vacation
  13. Ex-Mørtis
  14. Farewell II Flesh
Ice Nine Kills The Silver Scream 2: Welcome To Horrorwood
Ice Nine Kills The Silver Scream 2: Welcome To Horrorwood
8.5
FAZIT
Mit einer Laufzeit von rund 47 MInuten ist es Ice Nine Kills gelungen, einen sehr guten Nachfolger zu “The Silver Scream” veröffentlichen. Das Album überzeugt durch mehr Heavyness und eine gelungene Struktur. Ob bereits Fan/Psycho oder nicht, das Album gehört definitiv in jede Halloweenparty-Playlist.