Review

Power Metal

Kritik: HammerFall – "Avenge The Fallen"

Dank HammerFall folgt die nächste Power Metal-Veröffentlichung in diesem Jahr. Mit „Avenge The Fallen“ präsentieren uns die schwedischen Plattenschmiede ihr ...

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Dank HammerFall folgt die nächste Power Metal-Veröffentlichung in diesem Jahr. Mit „Avenge The Fallen“ präsentieren uns die schwedischen Plattenschmiede ihr bereits 13. Werk, und beweisen auch, wenn die alte Gussform noch passt, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören.

Es gibt einfach Hymnen, die für die Bühne geschrieben sind. Ein besonderes Talent hierfür findet man vorzüglich im Power Metal – schwedischem Power Metal. Und schiebt man da jetzt mal die Panzer beiseite, findet man dahinter die zauberhafte Welt von HammerFall. Seit über 30 Jahren besteht die Band um Gitarrist Oscar Dronjak bereits und denkt noch lange nicht ans Aufhören.

Zum Glück. Denn zwischen all den negativen Schlagzeilen und Geschehnissen auf dem Planeten ist es doch gar nicht so unschön, jemanden zu haben, der einen daran erinnert, wie locker-leicht und schön die Welt dank Heavy Metal sein kann, oder?

„Avenge The Fallen” hat zwar – wie bereits der Titel verrät – ebenfalls den Kampf im Sinn, gibt sich aber die größte Mühe, aus der guten Sache heraus zu siegen. Heißt ungefähr: Rachegefühle kommen hier nicht auf, viel mehr Motivation und Lebenslust.

Epischer Faustschwing-Metal trifft auf seichte Romantik

Das versprechen vor allem die Heavy Metal-Lebensgefühl-Ode „Freedom“ sowie das motivierende „Capture The Dream“. Zentraler Gedanke bei den Schweden ist stetig die Leidenschaft für harte Musik, die sie in ihren Songs immer wieder thematisieren, sodass fast jeder Song eine Hymne für Metalheads darstellt. Und da liefert natürlich gerade „Freedom“ mit seinem hübschen „Ohohoh“, den perfekten Einstieg, um als Hörer:in Teil des Ganzen zu werden.

Dabei kratzen HammerFall immer haarscharf an der Grenze zum Kitsch – und überschreiten sie auch manchmal, wie in „Hope Springs Eternal“, der Ballade des Albums. Einige Songs wie dieser entstammen übrigens älteren Songwriting-Sessions und wurden bis jetzt verwahrt, um sie im richtigen Moment abzuschießen. Ob dieser nun gekommen ist?

Im Gesamtkontext „Avenge The Fallen“ funktioniert der Song jedenfalls und schenkt uns eine ruhige Minute, bevor HammerFall mit dem darauffolgenden „Burn It Down“ ausholen, um – ja, vielleicht nicht alles, aber vieles – niederzumetzeln. Aber zumindest Mal wieder das Tempo anzuziehen und ein Streichholz für die im Wind zuckende Fackel zu zünden.

HammerFall setzen auf Altbewährtes

Auffallend sind natürlich die redundanten Gang-Shouts, die als immer wiederkehrendes Muster in jedem Song das Herz heroisch schlagen lassen – so wie man es von den „Hearts Of Fire“-Interpreten eben gewohnt ist.

Mittelalterliche Instrumente und naturale Soundeffekte, wie der Hornschlachtruf in „Avenge The Fallen“, der das Album eröffnet, oder die Trommeln und Gitarren in „Hail To The King“ malen Bilder im Kopf, die den Hörenden sofort in die richtige „Epische Schlacht“-Stimmung versetzen. Im Gegensatz dazu steht das moderner daherkommende „The End Justifies“, das natürlich wieder von der Liebe zum Heavy Metal handelt, aber auch elektronische Filter und sphärische Soundeffekte aufnimmt. Diese drei Tracks bleiben auch noch am ehesten im Gehörgang kleben, was sie wohl zu den stärksten der Platte macht.

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Natürlich – HammerFall kann man nur genießen, wenn man sich auf die Urschrei-hohe Stimmlage von Sänger Joacim Cans einlassen kann und will. Die Falsettstimme von Cans erreicht auch auf ihrem 13. Album ungeahnte Höhen. Umso unerwarteter trifft uns deshalb „Rise Of Evil“, dass nicht nur ungewohnt böse klingt, sondern auch eine etwas tiefere Stimme von Cans präsentiert, auf der sein Organ fast ein wenig an das von Ronnie James Dio erinnert.

“Avenge The Fallen“: Gut, aber ohne Überraschungen

Insgesamt liefern HammerFall mit „Avenge The Fallen“ das ab, was man von ihnen erwartet: Epische, eingängige Hymnen zum Faustschwingen und im Mitgrölen beim nächsten Festival-Auftritt, während man sich im Arm liegt. Jeder Heavy- und Power Metaller wird sich darin wohl und verstanden fühlen, denn das Quintett versteht sich darauf, den Geist und das Gemeinschaftsgefühl des Heavy Metal in Worte zu fassen. Dennoch liefert das neue Studioalbum wenig bis keine Überraschungen.

Welche der neuen Banger die Band selbst als würdig erachtet, in die neuen Setlists aufzunehmen (bis auf „Hail To The King“, der bereits sein Livedebüt feiern durfte), erfahren wir dann im Herbst, wenn die Schweden an der Seite von Powerwolf die europäischen Hallen stürmen werden.

Foto: Tallee Savage / Offizielles Pressebild

ALBUM
Avenge The Fallen
Künstler: Hammerfall

Erscheinungsdatum: 09.08.2024
Genre: ,
Label: Nuclear Blast
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Avenge The Fallen
  2. The End Justifies
  3. Freedom
  4. Hail To The King
  5. Hero To All
  6. Hope Springs Eternal
  7. Burn It Down
  8. Capture The Dream
  9. Rise Of Evil
  10. Time Immemorial
  11. Night Terrors (Bonus Track)
Hammerfall Avenge The Fallen Album 2024
Hammerfall Avenge The Fallen Album 2024
7
FAZIT
HammerFall liefern mit Album Nr. 13 ein grundsolides Werk ab, dass in gewohnter Power Metal-Manier daherkommt und sich mit den typischen Trademarks der Band auszeichnet: Eingängige Melodien, epische Refrains, Heavy Metal-Liebe als durchgängiges lyrisches Thema, Gangshouts und vorgefertigte Mitsingpassagen. Mit „Avenge The Fallen“, „Hail To The King“ und „The End Justifies“ schafft die Band zwar Ohrwürmer, aber nicht unbedingt Hits, die an typische Banger von ihr herankommen. HammerFall können den Pegelstand halten und liefern mit „Avenge The Fallen“ neue Hymnen für das Metal-Herz – jedoch keine für die Ewigkeit.