Review
Pop-PunkPost-Hardcore
Kritik: Grizzly - "Movement"
Jetzt, wo die Tage kurz und grau sind, die Winterdepression sich langsam einschleicht, gibt es endlich ein musikalisches Gegenmittel. Am ...
VON
Kevin Postir
AM 03/12/2019
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Jetzt, wo die Tage kurz und grau sind, die Winterdepression sich langsam einschleicht, gibt es endlich ein musikalisches Gegenmittel. Am vergangenen Freitag erschien die neue Platte der Karlsruher Band Grizzly. Diese trägt den Namen „Movement“ und kam über das Label Department Musik in die Händlerregale. Die Band um Sänger „Zig“ und Shouter Kevin bezeichnet ihren Stil als Heavy Pop Punk und kann mittlerweile erfolgreiche Support-Tourneen mit Bands, wie 36 Crazyfist und den Emil Bulls verbuchen.
Den Anfang auf „Movement“ macht der Song „Why We Move“. Dieser startet direkt mit druckvollem Skaterpunk durch und versprüht sowohl gute Laune, als auch eine gewisse Aufbruchstimmung, welche durch gerufene Verse, wie „Come on, come on let’s get things started“ ihre finale Deutlichkeit erhalten. Der Rest des Songs bleibt im ähnlichen musikalischen Schema und zeigt die klare Handschrift der Band, die an vorherige Alben denken lässt. Der Gesang wechselt sich dabei häufig, zwischen gesprochenen und hoch gesungenen Zeilen ab.
Im zweiten Song, „Angry Little Boys“ fällt dann ein Element besonders auf, welches sich durch das gesamte Album ziehen wird. Das treibende und eindringliche Schlagzeug. Dieses muss an dieser Stelle zentral hervorgehoben werden, da es im besonderen Maße den Drive der Songs ausmacht und ihnen den besonderen Pfiff verleiht. Im zweiten Stück des Albums wird der Sound zusätzlich durch die Shouts von Sänger Kevin aufgemischt, wodurch eine weitere, typische Facette der Grizzly-Songs zum Tragen kommt.
„Silver Linings“ ist ein Song, der einen anderen Wind in das Album bringt. Die Groupshouts zu Beginn des Stücks, gepaart mit dem Riff bringen eine ganz andere Farbe in das Gesamtbild und sorgen somit für Abwechslung in einem Album, das im Großen und Ganzen keine extremen Experimente wagt. Dieser Song ist eins der Highlights auf „Movement“, da er definitiv ins Ohr geht und sich dort auch eine ganze Weile hält. Komplettiert wird das Ganze dann von einem hochkarätigen Gast. Kein Geringerer als Sebastian „Sushi“ Biesler, Frontmann von Eskimo Callboy, ließ es sich nicht nehmen, für ein Feature zu gastieren. Eine runde Sache.
Nachdem mit dem letzten Track ein Leuchtfeuer innerhalb des Albums gezündet wurde, ebbt dieses beim nächsten Song, „Juggernauts“, ein Stück weit ab. Grundsätzlich erinnert der Song an den bereits beschriebenen Skaterpunk und man assoziiert gleich weitere Songs von Bands, wie Sum 41 oder Blink 182, damit, jedoch zündet die Stimmung nicht wirklich und die Background-Vocals wirken des Weiteren recht hölzern, wiederholen sich sehr häufig und ziehen das Lied dadurch etwas in die Länge.
„Daydream“ hingegen macht von Beginn an Spaß. Sowohl im Intro als auch im Refrain ist der Song als Duett aufgebaut. Hier hat sich die Band Unterstützung von Attic Stories-Sängerin Romana geholt. Durch die zusätzliche Klangfarbe und die Unterstützung der Instrumente bekommt das Stück einen sehr angenehmen Flow, der, wie der Name schon vermuten lässt, zum Tagträumen einlädt.
Und damit das textliche Repertoire ebenfalls erweitert wird beschäftigt sich die Band im Song „Social Media“ mit dem Thema der sozialen Vernetzung und geht dabei eher kritisch mit dem Web 2.0 ins Gericht. Der Gesang steht bei diesem Stück deutlich im Vordergrund und ist gesprächsartig aufgebaut. Die Instrumente wirken dabei eher im Hintergrund angesiedelt und unterstützen vielmehr den Text der beiden Sänger.
„First World Problems“ beendet das Album und spricht ebenfalls ein gesellschaftskritisches Thema an, indem die Frage aufgeworfen wird, welche Probleme wirkliche Relevanz in der Welt besitzen und was uns eventuell als wichtig erscheint, nach genauerer Betrachtung dann aber doch eher zweitrangig ist. Aus musikalischer Sicht passiert in diesem Song eine ganze Menge und so kommt es, dass er einfach überfrachtet und beinahe zu wild klingt. Dies ist besonders aus gesanglicher Sicht der Fall, es passiert einfach zu viel in zu kurzer Zeit und es scheint beinahe so, als würde die Band all das, was sie bisher noch nicht in den vergangenen Songs gezeigt haben nun in ein Stück packen wollen. Dies gilt in diesem Fall auch für die Drums, denen in diesem Song ebenfalls ein etwas dezenterer Ton gut getan hätte. Der Abschluss des Albums ist daher eher unrund, zeigt auf der anderen Seite aber auch, wie viel den Jungs noch im Kopf herum schwirrt und worauf wir uns in der kommenden Zeit noch freuen können. Hier scheint definitiv noch eine ganze Menge möglich zu sein.
Foto: Grizzly / Offizielles Pressebild
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