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Hardcore
Kritik: Great American Ghost - "Torture World" (EP)
Es war das Jahr 2020, an dem die Bostoner Hardcore-Band Great American Ghost mit „Power Through Terror“ ihr letztes Album ...
VON
Kevin Postir
AM 17/01/2022
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Es war das Jahr 2020, an dem die Bostoner Hardcore-Band Great American Ghost mit „Power Through Terror“ ihr letztes Album veröffentlichten. Tourneen sollten in den kommenden Monaten folgen, was danach geschah, wissen wir alle.
In dieser Zeit staute sich einiges an, Wut, Aggressionen. Diese hat die Band kanalisiert und veröffentlicht am 20. Januar 2022 mit „Torture World“ eine vier Song starke EP.
Was wir davon halten und wie knapp die Band vor ihrer Auflösung stand, das erfahrt ihr in unserer Review.
Neustart für Great American Ghost
Als der Lockdown begann und Musiker*innen die Auftrittmöglichkeiten verwehrt blieben, zogen sich auf die Jungs von Great American Ghost zurück. Besonders Sänger Ethan Harrison litt unter der Isolation und hinterfragte zwischenzeitlich das gesamte Bandprojekt.
Als Lockerungen in Sicht waren und sogar von Tourneen die Rede war, bemerkten die Mitglieder erst, wie sehr sie das gemeinsame Projekt vermissten und schlossen sich gemeinsam mit Fit For An Autopsy-Gitarrist Will Putney (A Day To Remember, Knocked Loose, The Amity Affliction) zusammen und begannen mit den Arbeiten zu „Torture World“.
Brachial und wütend ab Sekunde eins
Mit dem Song „Kingmaker“ richten sich Great American Ghost gegen die QAnon-Bewegung und drücken ihren Unmut aus. Das knüppelnde Riff gepaart mit industriell klingenden Percussions rahmen die heiser-aggressiven Shouts von Frontmann Harrison, der ab der ersten Sekunde alles gibt.
Durch eine durchgängige Doublebase im Verlauf des Tracks wird das Stück unterschwellig treibender. Melodische Elemente werden hauptsächlich durch Licks der E-Gitarren hinzugefügt, die das Stück insgesamt voller machen und den teilweise etwas kratzigen Rhythmusgitarrensound entschärfen.
„Torture World“ ist der Titeltrack und beginnt deutlich mystischer, während sich die wirbelnden Drums bedrohlich aufbauen. Stampfende Strophenparts wechseln sich mit wild gewordenen Doubletime-Parts ab. Auffallend ist hier, dass die Vocals diesen Switch nicht mitmachen, sondern hartnäckig in ihrer Eindringlichkeit verweilen. Der Refrain überzeugt durch seine teilweise clean gesungenen Parts. Ein Merkmal, welches Great American Ghost ausgesprochen gut steht.
Um dem Ganzen eine weitere Facette zu geben, ist im C-Teil des Songs die Verwendung von tiefen Growls zu hören, die einen messerscharfen Death Metal-Vibe in den Song bringt. In diesem Stück wirken die zahlreichen Parts deutlich strukturierter, da die einzelnen Stücke des Tracks länger dauern, als dies bei „Kindmaker“ der Fall war.
Great American Ghost servieren feinste Breakdowns
Mit „Womb“ treibt die Band es noch einmal auf die Spitze und untermauert den Ruf, dauerhaft angepisste Musik zu machen. Das Stück ist turbulent, gibt dem Hörenden keine wirkliche Ruhe und lässt bereits mit dem ersten Breakdown die Wohnzimmergarnitur aus dem Fenster fliegen. Etwas so Rohes und Rücksichtsloses hat man lange nicht mehr gehört und da kommt das eher klassisch gehaltene Gitarrensolo gerade recht, da es eine kurze Verschnaufpause bietet, ehe der nächste Breakdown auf das Trommelfell hämmert. Intensiv trifft es hier wohl am stärksten!
Den letzten Song von „Torture World“ stellt „Death Forgives No One“ dar. Auch wenn der Track anfangs etwas ruhiger und teilweise uninspiriert startet, so bereichert besonders der zu Teilen clean gesungene Refrain das generell gradlinige Stück. Und wie sollte es auch anders sein?
Great American Ghost verabschieden sich mit einem schallenden Breakdown und zünden damit die letzte Rakete der EP. Was für ein Feuerwerk.
Foto: Dustin Smith / Offizielles Pressebild
Torture World (EP)
Künstler: Great American Ghost
Erscheinungsdatum: 21.01.2022
Genre: Hardcore
Label: MNRK Heavy
Medium: CD, Vinyl, etc
- Kingmaker
- Torture World
- Womb
- Death Forgives No One
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