Review

Rock

Kritik: Godsmack - Lighting Up The Sky

Sully Erna ist ein waschechtes Arbeitstier. Neben seinem Hauptengagement Godsmack verdingt sich eben jener seit einer guten Dekade auch als ...

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Sully Erna ist ein waschechtes Arbeitstier. Neben seinem Hauptengagement Godsmack verdingt sich eben jener seit einer guten Dekade auch als Solokünstler und gibt sich anno 2023 sogar auch als Co-Produzent seiner eigenen musikalischen Ideen. Und auch wenn Alternative Rock und Nu Metal Ende des letzten Jahrtausends einer Welle gleichkam, die viele Bands ganz automatisch trotz ausbleibender musikalischer Meisterleistung in Richtung des kommerziellen Erfolgs schwemmte, so taten sich Erna und Gefolgschaft doch zumindest durch ihre überdurchschnittlich herzlich ausfallende Volksnähe hervor.

Im Godsmack-Westen nichts Neues

Zuerst die gute oder die schlechte Nachricht? Ersteres? Godsmack bleiben sich auch nach 25 Jahren treu. Die schlechte? Godsmack bleiben sich zudem in Hinsicht auf eine etwaige musikalische Entwicklung und in Sachen Ideenreichtum ebenfalls treu. Für diejenigen, die eine solche Aussage als beruhigend empfinden, ist auch „Lighting Up The Sky“, auf das man fünf Jahre hat warten müssen, ein sicheres Unterfangen, welches wenig Fläche für Enttäuschung bietet. Für diejenigen, die an eine neue Veröffentlichung auch gewisse Erwartungen knüpfen, dürfte das aus überwiegend Vierminütern bestehende Werk weniger Grund zur hemmungslosen Freude bieten.

Mit „Surrender“ gingen Godsmack vorab mit einer Single an den Start, die erst einmal alles das bietet, was man musikalisch auch erwartet. Nette Alternative Rock-Hooks mit melodisch ausfallendem Refrain, der für die Arenen dieser Welt geradezu wie frisiert zu sein scheint. Keine Ecken, keine Kanten. Schlichtweg nichts, das den geneigten Hörer stören oder gar abschrecken könnte. Nicht einmal das.

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Mit „You And I“ folgte dann ein weiterer Vorgeschmack, der in musikalischer Hinsicht schon weitaus beliebiger klang. Und eben diesem Beispiel folgen auch „What About Me“, „Soul On Fire“ oder aber auch das zeitlich üppig ausfallende „Let’s Go!“. Man fragt sich, warum Erna und Gefolgschaft die Kompositionen bei aller ins Auge stechenden Ideenlosigkeit auch noch derart in die Länge gezogen haben.

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Eine eher kraftlose Produktion

Produzent Andrew Murdock, welcher sich auch schon den Produktionen auf „Godsmack“ und „Awake“ zu ihrem Soundgewand verhalf, durfte sich auch diesmal wieder austoben, schafft es jedoch nicht ganz, Godsmack den nötigen Druck zu verleihen. Mehr noch: „Lighting Up The Sky“ wirkt soundtechnisch zwar klar und final ausproduziert, gleichermaßen jedoch auch über alle Maßen glatt, kraft- und charakterlos.

Highlight ist und bleibt, dass Godsmack beim finalen Titelsong zumindest ein melodiös überzeugendes Intro gelingt, was zwar irgendwie dann doch recht versöhnlich wirkt, im Verhältnis jedoch nicht annähernd dafür entschädigt, was im Vorfeld geboten wurde.

Bei “Lighting Up The Sky“ handelt es sich womöglich sogar um den letzten Longplayer von Godsmack. Auflösen will sich die Truppe zwar nicht, doch ob uns nochmal ein neues Album erwartet, ist unklar. Wollen wir hoffen, dass sich die Band nochmal motivieren und stärker nachlegen kann.

Foto: Kamal Saar / Offizielles Pressebild

ALBUM
Lighting Up The Sky
Künstler: Godsmack

Erscheinungsdatum: 24.02.2023
Genre: ,
Label: BMG RIGHTS MANAGEMENT
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. You And I
  2. Red White And Blue
  3. Surrender
  4. What About Me
  5. Truth
  6. Hell's Not Dead
  7. Soul On Fire
  8. Let's Go!
  9. Best Of Times
  10. Growing Old
  11. Lighting Up The Sky
Godsmack_LightingUpTheSky_2023_Albumcover
Godsmack_LightingUpTheSky_2023_Albumcover
4.5
FAZIT
Stark vereinfacht gilt: Wer nichts macht, kann auch nicht wirklich viel falsch machen. Das ist natürlich nicht einmal die Hälfte der Wahrheit. Denn wer in einem solchen Zeitraum seine Komfortzone nicht ein einziges Mal verlässt, muss sich zumindest auch den Vorwurf gefallen lassen, musikalisch nicht gerade innovativ zu wirken. Auch eine Quoten-Hymne ändert an dieser Sichtweise recht wenig. Wenn man dies jedoch aus blanker Überzeugung macht, wird man auch mit einer Aussage wie dieser recht gut leben können. Mit „Lighting Up The Sky“ wird man in Sachen Überzeugungskraft daher nicht einmal eben jene Komfortzone ausleuchten können, Himmel und Hölle folglicherweise schon einmal gar nicht.

In Summe wirken die elf Kompositionen künstlerisch eher wenig überzeugend und im Gesamtkontext dann doch recht substanzlos und blutleer. Letztlich gibt es erschreckende Parallelen zu Telefonzellen: Niemand merkt, wenn irgendwann selbst die letzte vom Erdboden verschwunden ist. Ein Werk wie dieses dient dann daher schon eher einem nostalgischen, denn einem existenziellen Zweck.