Review

Pop-PunkPost-Hardcore

Kritik: Four Year Strong - "Brain Pain"

Leute! Entstaubt eure Skateboards, dreht die Caps herum, denn auch nach einer Bandhistorie von fast 20 Jahren gibt es ein ...

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Leute! Entstaubt eure Skateboards, dreht die Caps herum, denn auch nach einer Bandhistorie von fast 20 Jahren gibt es ein neues und damit fünftes Album von Four Year Strong. Dieses heißt „Brain Pain“ und beinhaltet volle zwölf Songs. Wie die Jungs aus Worcester, Massachusettes, die mittlerweile fast zu den alten Eisen gehören, nach 19 Jahren noch klingen und was „Brain Pain“ vielleicht auch neuen Fans der Musik zu bieten hat, wollen wir euch hier verraten.

Four Year Strong haben ihr Handwerk auf „Brain Pain“ nicht verlernt

Vorab ist zu sagen, dass das neue Album mit einem sehr kreativen, bunten und wilden Artwork auffährt, das schon einmal einen Einblick in die gedankliche Welt der Band preisgibt. Von musikalischer Seite knüpft „Brain Pain“ nahtlos an die Compilation „Some of You Will Like This, Some of You Won’t“ aus dem Jahr 2017 an (produziert wurde die Scheibe im Übrigen von Fit For An Autopsy-Gitarrist Will Putney) Die Band, die ihren ganz eigenen Sound, gemischt aus Pop-Punk und Post-Hardcore, erschaffen hat, bleibt ihrer Linie weiterhin treu und das wird auch gleich im ersten Song „It’s Cool“ deutlich.

Auch wenn sich der Sound zu Beginn des Stücks leicht über die Stimme legt und diese dadurch etwas undeutlich erscheinen lässt, verbessert sich dies sehr schnell. Das Lied besitzt einen breiten Gitarrensound, der voran geht und von Beginn an Spaß macht. Dieser wird zusätzlich durch die wirbelnden Drums von Schlagzeuger Jake Massucco unterstützt. Der Song erinnert von seinem Vibe und dem Gesamtsound dabei ein Stück weit an etwas härtere Werke von Bands wie Biffy Clyro, was absolut positiv zu sehen ist.

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Mit „Get Out Of My Head“ gelingt der Band dann endgültig die musikalische Zeitreise. Der härtere Pop-Punk-Sound macht von Beginn an Spaß. Hinzu kommt, dass der Song etwas langsamer ist und dadurch einen eher stampfenden Beat besitzt. Darüber hinaus nimmt der Song für die Band eine ganz besondere Rolle ein, da er der erste, vollständige Track des Albums war. Von Beginn des Schreibprozesses an bis hin zur finalen Version habe sich der Song kaum verändert und stelle somit einen besonderen Wendepunkt im Bezug auf den Schreibprozess der Band dar, so Gitarrist und Sänger Alan Day.

„Crazy Pills“ startet hingegen mit einem deutlich härteren Grundtonus, der sich allerdings im Laufe des Songs an den Gesamtsound des Albums anpasst. Besonders der C-Teil des Songs macht an dieser Stelle eine Menge Spaß. Dieser wird mit den Worten „I think I’m losing control“ eingeleitet, woraufhin den Hörer ein besonders wilder, breakdown-artiger Part erwartet, der durch Shouts noch weiter unterstützt wird. Die Parts gehen fließend ineinander über und die Band zeigt, dass sie es schafft, die unterschiedlichen Einflüsse stimmig miteinander zu kombinieren.

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Es ist spürbar, dass sich die Band bei der Erstellung des Albums Zeit genommen hat. So wurde an „Brain Pain“ rund eineinhalb Jahre gearbeitet. „Wir wollten keine strenge Frist für dieses Album setzen, weil wir sicher sein wollten, dass wir uns die Zeit nehmen, die bestmöglichen Songs zu schreiben. In der Vergangenheit war unser Songwriting sehr davon abhängig, rechtzeitig etwas herauszubringen, um auf Tour gehen zu können. Dieses Mal hatten wir wirklich die Gelegenheit, uns Zeit zu nehmen und unsere Ideen durchzuarbeiten“, sagte Day. Aus den insgesamt 40 Songideen wuchsen dann die Werke, die auf „Brain Pain“ zu hören sind.

„Learn To Love The Lie“ bringt nach einem kalten Winter definitiv den Sommer zurück in die Köpfe der Hörer. Der Song versprüht einen sehr entspannten, losgelösten Gefühlsschub. Darüber hinaus wirkt der Track persönlicher und trifft daher einen Nerv, wodurch er im Ohr bleibt. Die Band stimmt mit dem sehr direkten Sound des Albums überein und fügt hinzu: „Es gibt jetzt viel mehr Bands, die diesen Mix aus hart, aber poppig machen, als früher. Wir wollten, dass diese Platte herausragt und eine eigene Version davon ist“, erklärt Massucco. „Unser Ziel war es, ein Album zu machen, das sich authentisch anfühlt und nicht irgendeiner Version von uns schmeichelt, die die Leute möglicherweise hören wollen“, bekräftigt Day. „Ich glaube, das haben wir diesmal geschafft.“

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Auch wenn die Band stetig auf der Suche nach einer Verbesserung oder Weiterentwicklung des eigenen Sounds ist, so schaut sie zumindest inhaltlich auch zurück. Dies geschieht in „Seventeen“. Der Song strotzt von textlicher Seite nur so vor Nostalgie, während er auf musikalischer Ebene vielseitig klingt und irgendwo zwischen Härte und Verträumtheit hin und her pendelt. Das macht beim Hören in vielerlei Hinsicht Spaß und erinnert auch ein wenig daran, wie lang es diese Band, die sich in der High School gründete, schon gibt und wieviele Fans mit dieser Band groß geworden sind.

„Be Good When I’m Gone“ ist die Ballade des Albums und trifft mitten ins Herz. Zu den anfänglichen akustischen und sehr zurückhaltenden Klängen gesellen sich im Laufe des Songs Streicher, wodurch eine musikalische Breite geschaffen wird. Die Authentizität des Stücks spielt hierbei eine besondere Rolle, wodurch das Lied auch außerhalb der Szene Anklang finden wird.

Ein besonderer Song ist auch zugleich der letzte des Albums: „Young at Heart“ besitzt eine ganz besondere Atmosphäre. Zu dem anfänglichen Rauschen gesellt sich ein eher ruhigerer und hoher Gesang, der sich optimal einfügt. Im Laufe des Songs wird der Sound stampfender, ebbt im Anschluss gleich wieder ab. Wie musikalische Wellen überkommt es den Hörer, ehe es abrupt mit den Worten „It’s a perfect place to start“ endet. Hier wird besonders die Balance zwischen Atmosphäre und einem treibenden Song dargestellt, dies wirkt durchaus gewollt und wird auch von der Band bestätigt. „Früher haben wir immer viele Dinge in den Raum geworfen und haben geschaut, was hängen bleibt. Jetzt versuchen wir alles ein wenig durchdachter anzugehen… wie es alte Leute tun würden“, fügt Day lachend hinzu. „Aber wir sind wirklich glücklich, wie alles gekommen ist.“

Foto: Four Year Strong / Offizielles Pressebild

ALBUM
Brain Pain
Künstler: Four Year Strong

Erscheinungsdatum: 28.02.2020
Genre: ,
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. It’s Cool
  2. Get Out Of My Head
  3. Crazy Pills
  4. Talking Myself In Circles
  5. Learn To Love The Lie
  6. Brain Pain
  7. Mouth Full Of Dirt
  8. Seventeen
  9. Be Good When I’m Gone
  10. The Worst Part About Me
  11. Usefully Useless
  12. Young At Heart
Four Year Strong Brain Pain
Four Year Strong Brain Pain
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FAZIT
Mit „Brain Pain“ gelingt es Four Year Strong, eine Weiterentwicklung zu erzielen. Sowohl im Schreibprozess, der im Hintergrund vollzogen wird, als auch beim musikalischen Output schafft die Band es, sich neu aufzustellen. Die Songs wirken persönlicher, besitzen teilweise massive Spannungskurven, wie es beispielsweise in „Young at Heart“ der Fall ist und vernachlässigen zusätzlich den charakteristischen Sound der Band in keinster Weise.

Die Songs machen Spaß, wirken an der ein oder anderen Stelle allerdings etwas kurzweilig. Es bleibt daher abzuwarten, wie hoch der Ohrwurmcharakter der einzelnen Songs wirklich ist. Sowohl langjährige Fans der Band als auch neue Liebhaber des Genres werden Spaß mit diesem Album haben, da es innovativ ist, sich allerdings in den sicheren Breiten des gewohnten Genres bewegt. Große Ausflüchte in neue Genres oder ein massives Aufbrechen von Grenzen findet nur bedingt statt. Wir sind gespannt, wie es mit der Band nach 19 Jahren Bandgeschichte in Zukunft weiter geht. Wir haben definitiv noch lange nicht genug!