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Rock
Kritik: Flimmer - "Strg+C Strg+V"
Die Jungs von Flimmer sind vielleicht noch nicht der großen Masse ein Begriff, doch das könnte sich bald ändern. Mit ...
VON
Kevin Postir
AM 08/11/2021
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Die Jungs von Flimmer sind vielleicht noch nicht der großen Masse ein Begriff, doch das könnte sich bald ändern. Mit ihrem Debüt-Album „Strg+C Strg+V“ möchte die süddeutsche Band am 12. November 2021 endgültig durchstarten. Was das elf Song starke Album kann, wo die besonderen Merkmale der Band liegen und was hier überhaupt gecopy-pasted wird, das erfahrt ihr in unserer Review.
Es ist Zeit, dass eine Band ins Rampenlicht tritt. Mit dem Stück „Vorhang auf“ gelingt Flimmer gleich der Auftakt. Der Track, der langsam einfadet und sich kontinuierlich aufbaut, überzeugt mit einem stechend klaren Sprechgesang. Um einen aktuellen Vergleich zu nennen, könnte man die Herren von KAFVKA anführen, welche einen ähnlichen Stil vertreten. Hier treffen von Beginn an eingängige Texte auf elektronisch angehauchte Beats und klare Saiteninstrumente.
Flimmer bieten den gesellschaftlichen Rundumschlag
Mit dem Titeltrack „Strg+C Strg+V“ wird dieser Eindruck noch einmal verdeutlicht. klare, elektronische Beats treffen auf klare Ansagen gegen einen politischen Rechtsruck. Spätestens mit der Zeile „Bevor ich euch glaub, glaub ich lieber gar nichts mehr“ wird nicht nur die klare Haltung, sondern auch eine rotzige Grundeinstellung deutlich, die gleichermaßen angriffslustig, wie notwendig erscheint.
Doch damit nicht genug. Denn mit ihrem ersten Album scheuen Flimmer keineswegs die schwierigen Themen unserer Zeit. So beschreibt der Song „Marathon“ den Kampf gegen sich selbst im Bezug auf das eigene Konsumverhalten. Auch wenn der treibende Stil mitreißend ist, so wirkt das Lied auf die Gesamtlänge gesehen leicht repetitiv.
Mit „Otherside“ schlägt die Band wiederum persönliche Töne an. Trotz des gradlinigen Charakters wird besonders durch den rollenden Bass und die cleane Gitarre eine sehr intime Stimmung geschaffen, welche eine Ode an das Schreiben darstellt. Die Emotionalität taucht hier eher unterschwellig auf, trifft die Hörer*innen allerdings gekonnt.
Darf es noch etwas mehr Indie sein?
Spätestens mit dem Song „Regensburg“ wird eine weitere Strömung der Jungs von Flimmer auf „Strg+C Strg+V“ deutlich. Mit dem Stück bietet die Band einen eingängigen Indie-Song mit Ohrwurmcharakter, der darüber hinaus eine Schwere besitzt, die bestens in die herbstliche Jahreszeit passt. Diese Gefühlslage wird durch das Stück „Unsere Serie“ noch einmal überboten. Hier gipfelt die musikalische Dramatik in einer Ballade, die sowohl Schmerz, als auch Wut vereint.
Die Stimmung wird allerdings schnell gehoben. Der Song „Wach Bleiben“ beschreibt die Eindrücke eines Roadtrips mit einer solch positiven Leichtigkeit, dass man bereits beim Hören Lust hat, den nächstbesten Trip zu planen. Dabei wirkt die Ausgestaltung des Songs so einfach, dass der Nerv eines ganzen Lebensgefühls getroffen wird.
Eines der absoluten Highlights stellt der Song „Immer Noch Zu Dir“ dar. Und das liegt nicht nur an dem Gastauftritt der Herren von Alex Mofa Gang. Es handelt sich hierbei um einen wunderschönen Pop-Rock-Song, der sowohl eingängig wie auch herausstechend ist. Dies liegt nicht nur an dem passenden Kontrast der beiden Sänger, die sich bestens ergänzen, sondern auch am Transport der verkörperten Gefühlswelt. Mit einem beinahe ironischen Lächeln wird eine Hass-Liebe beschrieben, wie sie wahrscheinlich jeder von uns mindestens ein Mal durchlebt hat.
Den krönenden, wenn auch unerwarteten, Schluss stellt der Song „Was Ist Los?“ dar. Auffallend ist der deutlich höhere Gesangsanteil, der über den bisher häufig gezeigten Sprechanteil hinaus geht und eine gelungene Abwechslung darstellt. Der überraschende Aspekt ist die tiefe und spürbare Traurigkeit, die dem Song innewohnt. Das Ganze an letzter Position des Albums, was etwas ungewöhnlich erscheint. Dennoch überzeugt das Stück und wird es auf einige private Playlists schaffen.
Foto: Konstantin Seitz / Offizielles Pressebild
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