Review
Post-HardcoreRock
Kritik: Escape The Fate - "Chemical Warfare"
Am Ende hat es bei Escape The Fate einige Wochen länger gedauert als zunächst gedacht, doch nun steht mit „Chemical ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 15/04/2021
Artikel teilen:
Am Ende hat es bei Escape The Fate einige Wochen länger gedauert als zunächst gedacht, doch nun steht mit „Chemical Warfare“ endlich Studioalbum Nr. 7 in den Startlöchern.
Escape The Fate: Entwicklung oder Stillstand?
„Chemical Warfare“ ist immerhin schon das dritte Album in der jetzigen Bandbesetzung und startet mit „Lightning Strike“ ohne große Vorwarnung auch direkt durch. Schon zu Beginn wird so klar, dass die Band auch auf „Chemical Warfare“ auf Singalong-Refrains setzt und das Ganze auch in einem dementsprechenden mächtigen Sound verpackt.
So geht es auch auf der bereits vorab veröffentlichten Single „Invincible“ weiter, welche mit einem Feature mit Star-Violinistin Lindsey Stirling aufwarten kann. Während ihr Solo dem Song noch einen eigenen Charakter gibt und dadurch überzeugt, wird der Sinn hinter dem Feature mit Blink-182-Drummer Travis Barker in „Not My Problem“ auch beim zweiten oder dritten Hören nicht wirklich klar – vielleicht ist es ja auch eine Marketing-Strategie. Stark ist der Song aber ohne Frage und mit seinen einfachen, aber klaren und einprägsamen Lyrics ein absolutes Highlight der Platte.
Das gilt trotz ebenso eingängiger Lyrics nicht ganz für „Unbreakable“, das ebenfalls schon als Single veröffentlicht wurde. Der Beat und das gesamte Soundgewand erinnern fast schon an Songs von Bands wie Fall Out Boy, was grundsätzlich gar kein schlechtes Zeichen sein soll, doch zu Escape The Fate passt es nur bedingt.
Kritiker bemängeln bekanntlich schon länger, dass es der Band ein wenig an einer Weiterentwicklung und Modernisierung fehlt. Doch kann man Escape The Fate wirklich vorwerfen, dass auch ein weiterer Ohrwurm-Song wie „Hand Grenade“ letztlich auf einer recht einfachen Struktur aufbaut und muss man von einer Band, die schon so lange im Geschäft ist, auch etwas mehr Komplexität erwarten darf?
Vermutlich schon – und doch machen Escape The Fate letztlich alles richtig. Denn eingängig und damit nicht nur Mainstream-tauglich, sondern auch sehr gut anzuhören sind die Songs ohne Frage. Und schon das allein ist eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit, welche die Band schon seit Jahren perfekt beherrscht. Immerhin muss man „Chemical Warfare“ nicht einmal zwei- oder dreimal durchhören, bis man die Refrains mitsingen will oder sogar muss. Was will man mehr.
Also doch kein Vorwurf, sondern ein Lob? Im Grundsatz ja, aber versehen mit dem Makel, dass es sich die Band gerade zum Ende des Albums dann doch etwas leicht macht. Dass die Ohrwürmer nach vorne gehören, ist klar, doch am Ende geht der Platte ein wenig die Luft aus. Gerade die letzten Tracks wären eine gute Gelegenheit gewesen, zu zeigen, dass man sich als Band auch entwickelt hat.
Auch „Walk On“ als Finale des Albums hat allenfalls gute Ansätze zu bieten, kommt aber zu keinem Zeitpunkt wirklich zur Geltung. Man könnte fast meinen, der Band seien am Ende die guten Ideen ausgegangen.
Schade, aber beim Sport reicht ja auch oft schon eine gute Halbzeit, um das Spiel zu gewinnen. Und über die Ziellinie bringen Escape The Fate den Punktsieg auf jeden Fall.
Foto: Escape The Fate / Offizielles Pressebild von Better Noise Music
Chemical Warfare
Künstler: Escape The Fate
Erscheinungsdatum: 16.04.2021
Genre: Post-Hardcore, Rock
Label: Better Noise Music
Medium: CD, Vinyl, etc
- Lightning Strike
- Invincible (feat. Lindsey Stirling)
- Unbreakable
- Chemical Warfare
- Erase You
- Not My Problem (feat. Travis Barker)
- Burn The Bridges
- Demons
- Hand Grenade
- Ashes (Broken World)
- My Gravity
- Walk On
More Reviews