Review
MetalcoreProgressive
Kritik: Erra - "Erra"
Dass Erra auf ihrem Selftitled-Album einen Sound wählen, der das große Ganze der Band bestens beschreibt, liegt nahe. Tatsächlich liefert ...
VON
Rodney Fuchs
AM 15/03/2021
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Dass Erra auf ihrem Selftitled-Album einen Sound wählen, der das große Ganze der Band bestens beschreibt, liegt nahe. Tatsächlich liefert die Band auf „Erra“ aber mehr als bloß ein Gesamtprodukt, das nur nach der Band klingt. Das fünfte Album der Truppe aus Birmingham, Alabama offenbart so manche Überraschung und zeigt, dass sich Erra klar zu manchen Einflüssen bekennen und diesen eine Hommage widmen, die sich dem Sound der Band bestens fügt.
Moderne Synthesizer-Sounds komplettieren den Metalcore-Sound der Band
Bereits auf „Snowblood“ sind es moderne Synthesizer, die den Metalcore-Sound der Band aus Alabama unterstützen. Mit aggressiven Grooves und schmetternden Breaks ist der Track ein wahrer Kickstarter, der direkt klar macht, dass sich Erra vor allem in harten Gefilden heimisch finden.
Einmal mehr gelingt es Erra verdammt gut, den Spagat zwischen eingängigen Clean-Vocals und harten Metalpassagen perfekt auszubalancieren.
Doch wer denkt, dass „Snowblood“ bereits die harte Seite des neuen Albums offenbart, der wird spätestens beim Beginn von „Gungrave“ erneut überrascht. Einen passenderen Titel hätte die Band kaum wählen können.
In der Tat klingt der Beginn wie eine Salve von Kanonenschüssen, die in Breakdown-Manier und mit triolischer Ausarbeitung noch eine Portion Härte obendrauf legen.
Melodien, Riffs und harte Breaks
Dass Melodien der Band besonders gut stehen, hat die Single „Divisionary“ ebenfalls unter Beweis gestellt. Mit enorm melodischem Gitarrentapping strukturiert sich dieser Song etwas anders. Insgesamt ist „Divisionary“ ein Track, der die poppige Seite der Band betont, jedoch auch unter Einbeziehung der harten, groovigen Elemente, die sich im Wechselspiel zu den Clean-Vocals befinden und so einen angenehmen und stimmigen Kontrast kreieren. Diese Bipolarität der Extreme findet sich überall im Sound von Erra.
Insbesondere in den ersten beiden Tracks erinnern Erra teilweise an Polaris, was an der melodischen Ausarbeitung einiger Riffs liegt und mit den groovigen Parts unterstrichen wird. Vor allem aber die Breakdowns dieses Songs hauen tief in die Magengrube und werden durch die brachialen Shouts unfassbar überzeugend vermittelt.
Ähnlich wie auch „Snowblood“ sticht auch „Scorpion Hymn“ mit Synthesizer-Unterstützung hervor. Darüber hinaus bietet die Single jede Menge Groove und Punch, die auch in Deathcore-esken Breaks mit voller Härte und Brachialität auswuchert.
Die Einflüsse auf den Sound von „Erra“ sind stellenweise offensichtlich
In „House Of Glass“ findet sich eine weitere Single, die eine Seite offenbart, die man von Erra so bisher noch nicht kannte. Es scheint, als würde die Band in diesem Track ihre Liebe zu Tool offenbaren. Das Gitarrenriff jedenfalls erinnert an die repetitiven Ketten, die Tool, aber auch Meshuggah in ihren Tracks nutzen und damit hypnotisierende Momente kreieren, in denen man jegliches Zeitgefühl verlieren kann.
Auch die harten Breaks vermitteln diese Mesmerisierung, die „House Of Glass“ zum wohl psychedelischsten Track des Albums werden lässt und auch eine gewisse Alternative Metal-Note offenbart.
„Vanish Canvas“ hingegen könnte eine Hommage an Periphery sein und erinnert an die Mid-Tempo Songs derer. Alles in allem aber ohne nach einer blatanten Kopie zu klingen. Vielmehr klingt es wie eine Erra-eske Interpretation eines Periphery-Songs, der um die Elemente der Progressive Metalcore-Band erweitert wurde.
Auf „Luna Halo“ hingegen gibt es Elemente, die an The Contortionist erinnern mögen und auch Parallelen zu Bands wie Misery Signals und August Burns Red werden in Tracks wie „Eidolon“ hörbar. Insbesondere das melodische Gitarrenriffing sowie die vertrackten Songstrukturen heben diesen Einfluss besonders hervor.
„Erra“ ist alles in allem eine verdammt runde Sache
Mit „Memory Fiction“ liefern Erra ein Ende, das noch etwas anders klingt als die vorherigen elf Tracks des Albums. Eingeleitet von Klavierakkorden und einer sich anbahnenden Atmosphäre scheint „Memory Fiction“ fast schon balladeske Züge zu haben.
Zum Abschluss ihres Album liefern Erra einen harmonischen Track ab, der die Vorzüge der Band auf charmante Art und Weise akzentuiert und zeigt, dass die Band auch in Momenten der Ruhe einen klaren Kopf bewahrt und sich nicht blind poppigen Anleihen hingibt, sondern ihre Integrität bewahrt.
Das wird insbesondere im Gitarrenriffing, das stellenweise sogar an Polyphia erinnert, klar. „Memory Fiction“ ist ein angenehmer Schluss, der mit dem aggressiven Start kontrastiert und perfekt zusammenfasst, wofür eine Band wie Erra steht.
Foto: Erra / Offizielles Pressebild
Erra
Künstler: Erra
Erscheinungsdatum: 19.03.2021
Genre: Metalcore, Progressive
Label: UNFD
Medium: CD, Vinyl
- Snowblood
- Gungrave
- Divisionary
- House Of Glass
- Shadow Autonomous
- Electric Twilight
- Scorpion Hymn
- Lunar Halo
- Vanish Canvas
- Eidolon
- Remnant
- Memory Fiction
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