Review

MetalcoreProgressive

Kritik: Erra - "Erra"

Dass Erra auf ihrem Selftitled-Album einen Sound wählen, der das große Ganze der Band bestens beschreibt, liegt nahe. Tatsächlich liefert ...

VON

Dass Erra auf ihrem Selftitled-Album einen Sound wählen, der das große Ganze der Band bestens beschreibt, liegt nahe. Tatsächlich liefert die Band auf „Erra“ aber mehr als bloß ein Gesamtprodukt, das nur nach der Band klingt. Das fünfte Album der Truppe aus Birmingham, Alabama offenbart so manche Überraschung und zeigt, dass sich Erra klar zu manchen Einflüssen bekennen und diesen eine Hommage widmen, die sich dem Sound der Band bestens fügt.

Moderne Synthesizer-Sounds komplettieren den Metalcore-Sound der Band

Bereits auf „Snowblood“ sind es moderne Synthesizer, die den Metalcore-Sound der Band aus Alabama unterstützen. Mit aggressiven Grooves und schmetternden Breaks ist der Track ein wahrer Kickstarter, der direkt klar macht, dass sich Erra vor allem in harten Gefilden heimisch finden.

Einmal mehr gelingt es Erra verdammt gut, den Spagat zwischen eingängigen Clean-Vocals und harten Metalpassagen perfekt auszubalancieren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Doch wer denkt, dass „Snowblood“ bereits die harte Seite des neuen Albums offenbart, der wird spätestens beim Beginn von „Gungrave“ erneut überrascht. Einen passenderen Titel hätte die Band kaum wählen können.

In der Tat klingt der Beginn wie eine Salve von Kanonenschüssen, die in Breakdown-Manier und mit triolischer Ausarbeitung noch eine Portion Härte obendrauf legen.

Melodien, Riffs und harte Breaks

Dass Melodien der Band besonders gut stehen, hat die Single „Divisionary“ ebenfalls unter Beweis gestellt. Mit enorm melodischem Gitarrentapping strukturiert sich dieser Song etwas anders. Insgesamt ist „Divisionary“ ein Track, der die poppige Seite der Band betont, jedoch auch unter Einbeziehung der harten, groovigen Elemente, die sich im Wechselspiel zu den Clean-Vocals befinden und so einen angenehmen und stimmigen Kontrast kreieren. Diese Bipolarität der Extreme findet sich überall im Sound von Erra.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Insbesondere in den ersten beiden Tracks erinnern Erra teilweise an Polaris, was an der melodischen Ausarbeitung einiger Riffs liegt und mit den groovigen Parts unterstrichen wird. Vor allem aber die Breakdowns dieses Songs hauen tief in die Magengrube und werden durch die brachialen Shouts unfassbar überzeugend vermittelt.

Ähnlich wie auch „Snowblood“ sticht auch „Scorpion Hymn“ mit Synthesizer-Unterstützung hervor. Darüber hinaus bietet die Single jede Menge Groove und Punch, die auch in Deathcore-esken Breaks mit voller Härte und Brachialität auswuchert.

Die Einflüsse auf den Sound von „Erra“ sind stellenweise offensichtlich

In „House Of Glass“ findet sich eine weitere Single, die eine Seite offenbart, die man von Erra so bisher noch nicht kannte. Es scheint, als würde die Band in diesem Track ihre Liebe zu Tool offenbaren. Das Gitarrenriff jedenfalls erinnert an die repetitiven Ketten, die Tool, aber auch Meshuggah in ihren Tracks nutzen und damit hypnotisierende Momente kreieren, in denen man jegliches Zeitgefühl verlieren kann.

Auch die harten Breaks vermitteln diese Mesmerisierung, die „House Of Glass“ zum wohl psychedelischsten Track des Albums werden lässt und auch eine gewisse Alternative Metal-Note offenbart.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

„Vanish Canvas“ hingegen könnte eine Hommage an Periphery sein und erinnert an die Mid-Tempo Songs derer. Alles in allem aber ohne nach einer blatanten Kopie zu klingen. Vielmehr klingt es wie eine Erra-eske Interpretation eines Periphery-Songs, der um die Elemente der Progressive Metalcore-Band erweitert wurde.

Auf „Luna Halo“ hingegen gibt es Elemente, die an The Contortionist erinnern mögen und auch Parallelen zu Bands wie Misery Signals und August Burns Red werden in Tracks wie „Eidolon“ hörbar. Insbesondere das melodische Gitarrenriffing sowie die vertrackten Songstrukturen heben diesen Einfluss besonders hervor.

„Erra“ ist alles in allem eine verdammt runde Sache

Mit „Memory Fiction“ liefern Erra ein Ende, das noch etwas anders klingt als die vorherigen elf Tracks des Albums. Eingeleitet von Klavierakkorden und einer sich anbahnenden Atmosphäre scheint „Memory Fiction“ fast schon balladeske Züge zu haben.

Zum Abschluss ihres Album liefern Erra einen harmonischen Track ab, der die Vorzüge der Band auf charmante Art und Weise akzentuiert und zeigt, dass die Band auch in Momenten der Ruhe einen klaren Kopf bewahrt und sich nicht blind poppigen Anleihen hingibt, sondern ihre Integrität bewahrt.

Das wird insbesondere im Gitarrenriffing, das stellenweise sogar an Polyphia erinnert, klar. „Memory Fiction“ ist ein angenehmer Schluss, der mit dem aggressiven Start kontrastiert und perfekt zusammenfasst, wofür eine Band wie Erra steht.

Foto: Erra / Offizielles Pressebild

ALBUM
Erra
Künstler: Erra

Erscheinungsdatum: 19.03.2021
Genre: ,
Label: UNFD
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Snowblood
  2. Gungrave
  3. Divisionary
  4. House Of Glass
  5. Shadow Autonomous
  6. Electric Twilight
  7. Scorpion Hymn
  8. Lunar Halo
  9. Vanish Canvas
  10. Eidolon
  11. Remnant
  12. Memory Fiction
Erra Selftitled Album 2021
Erra Selftitled Album 2021
8
FAZIT
Alles in allem ist „Erra“ ein Album, das sich bestens eignet, um den Sound der Band in all seinen Facetten zu beschreiben. Dank der großartigen Produktion, den unfassbar dick aufgetragenen Gitarrensounds und den perfekt platzierten Synthesizer-Details wirkt das fünfte Album der Band noch einen ganzen Tick reifer und erwachsener als die bisherigen Werke.

Dabei sei gesagt, dass Erra ohnehin einen verdammt hohen Standard innerhalb ihrer Diskografie haben und bereits auf ihrem Debütalbum „Impulse“ mit unfassbar starkem und wahrlich fortschrittlichem Metalcore überzeugen konnten.

Auch auf ihrem fünften Album gelingt es Erra frisch zu bleiben. Zwar wiederholt sich die Band in einigen Aspekten selbst, baut dabei aber auf große Integrität und weiß mit einer nötigen Prise Innovation auszugleichen. „Erra“ ist rundum ausbalanciert und hat für jeden Freund von modernem, progressivem und gut geschriebenem Metalcore eine Menge zu bieten.