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Kritik: Emmerich - "Life Sucks"

Emmerich ist bekanntlich der Name einer wenig inspirierenden Stadt im Westen Deutschlands. „Life Sucks“ liegt bei dem Gedanken an die ...

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Emmerich ist bekanntlich der Name einer wenig inspirierenden Stadt im Westen Deutschlands. „Life Sucks“ liegt bei dem Gedanken an die triste Stadt am Rhein also durchaus nahe. Für Blackout Problems-Gitarrist Moritz Hammrich spielt das aber keine Rolle. Er hat sein Soloprojekt nämlich nicht nach der Stadt, sondern nach seinem zweiten Vornamen benannt. Und auch der Name seines in dieser Woche erscheinenden Debütalbums „Life Sucks“ ist ironisch gemeint, denn Hammrich ist mit seinem Leben keineswegs unzufrieden. Allerdings verarbeitet er auf dem Album viele persönliche Erfahrungen und Enttäuschungen der letzten Jahre und verspricht den Hörer:innen, dass sie ihn am Ende des Album ein gutes Stück besser kennen werden.

Emmerich legt einen äußerst energischen Start hin

Emmerich startet mit „Plastic Punk“ äußerst energisch in das Audio-Tagebuch. Die Punkrock-Nummer geht direkt kompromisslos und schnell zur Sache. Musikalisch funktioniert das mit dem Kennenlernen übrigens schon sehr früh sehr gut, denn trotz aller Unterschiede und Besonderheiten ist die musikalische Verwandtschaft zu Blackout Problems deutlich hörbar. Das soll aber keineswegs ein Vorwurf sein, denn dass man über 10 Jahre als Teil der Band nicht ohne Weiteres abschütteln kann und will, ist nachvollziehbar. Darüber hinaus setzt Emmerich auf „Life Sucks“ auch musikalisch immer wieder deutliche eigene Akzente. Songs wie „Let Go“ und „Time Capsule“ sind zwar ausgereift und man merkt Moritz Hammrich seine langjährige Erfahrung als Songwriter an. Und doch wirken sie auf eine positive Art unbedarft und roh. Die Absicht, die Hörer:innen an seinen privaten Gedanken teilhaben zu lassen, wird so noch verstärkt, denn es gibt keinen musikalischen Schutzwall in Form einer glattpolierten Produktion.

In der Mitte gehts eher ruhig zur Sache

In Sachen Tempo und Energie geht es auf „Life Sucks“ übrigens nicht die gesamte Zeit so rasant weiter wie zu Beginn. Ganz im Gegenteil, in der Mitte des Albums übernehmen Midtempo-Nummern wie „Fever Dream“ und „Sun, Moon, Stars“ das Zepter. Nach dem ersten Eindruck können die Songs nicht ganz mit dem kraftvollen Einstieg in das Album mithalten. Zwar kann man auch hier über das Songwriting fast ausschließlich lobende Worte verlieren, doch bekanntlich kommt dem Gesang eine umso größere Bedeutung zu, je ruhiger die Songs werden. Und da zeigt sich eben hin und wieder, dass Moritz Hammrich bei allem Respekt eben mehr Gitarrist als Sänger ist. Das mag Meckern auf hohem Niveau sein, doch gerade die Gesangmelodien kommen immer mal wieder unnötig langweilig und ideenlos daher. Dabei bieten die Songs musikalisch ohne Frage einiges an Vorlagen.

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Was Emmerich mit den persönlichen Erfahrungen meint, die er verarbeitet, wird spätestens in „Mama Papa“ klar. Der Songs ist – das verrät der Name – wohl der persönlichste des Albums. Allein das geht schon unter die Haut. Auch die Idee, den Song teils auf englisch, teils auf deutsch zu singen, kann überzeugen. Doch auch wenn es angesichts des Inhalts schwer fällt, hier zu kritisieren: Lyrisch bleibt der Song leider etwas flach. Da wäre sicher noch etwas mehr Tiefgang drin gewesen. Das gilt allerdings auch für andere Songs auf „Life Sucks“.

Life Sucks? Dieses Album tut es nicht!

Zum Ende des Albums findet Emmerich mit dem Titeltrack „Life Sucks“ dann aber wieder den Bogen zum Beginn der Platte. Vielleicht nicht ganz in Sachen Geschwindigkeit, aber in jedem Fall in Sachen Wucht und Energie. In jedem Fall also ein perfekter Rausschmeißer und mehr als Indiz dafür, was Moritz Hammrich alias Emmerich als Solokünstler kann. Auf dem nächsten Album dann bitte mehr davon.

Foto: Paul Ambrusch / Offizielles Pressebild

ALBUM
Life Sucks
Künstler: Emmerich

Erscheinungsdatum: 31.03.2023
Genre:
Label: Munich Warehouse
Medium: CD, Vinyl, etc

Emmerich Life Sucks
Emmerich Life Sucks
7
FAZIT
Emmerich geht davon aus, dass man ihn nach dem Hören von „Life Sucks“ ein gutes Stück besser kennt. Davon kann man schon allein aufgrund der durchweg persönlichen Lyrics ausgehen. Dass diesen hin und wieder die Kreativität fehlt und auch einige Songs allzu seicht ihren Weg in den Gehörgang finden, schmälert zwar den Gesamteindruck des Albums. Es bleibt aber festzuhalten, dass Emmerich alles in allem ein abwechslungsreiches Debütalbum gelungen ist, dass gerade zu Beginn seine Stärken ausspielt.