Review

Black MetalPost-Metal

Kritik: Der Weg Einer Freiheit - "Noktvrn"

Mit „Noktvrn“ veröffentlichen Der Weg Einer Freiheit bereits ihr fünftes Album. Die Band aus Würzburg hat sich mittlerweile einen großen ...

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Mit „Noktvrn“ veröffentlichen Der Weg Einer Freiheit bereits ihr fünftes Album. Die Band aus Würzburg hat sich mittlerweile einen großen Namen in der europäischen Black Metal-Szene erspielt und setzte stets auf deutsche Texte. Mit dem neuen Album ändert sich dies nun und die Band öffnet sich auch neuen Sphären.

Atmosphäre

Mit „Finisterre II“, einem ruhigen von akustischen Gitarren getragenen Intro, schließen Der Weg Einer Freiheit den Kreis zu ihrem Vorgängeralbum. Die atmosphärische Komponente verheißt bereits jetzt Gefühle zwischen Hoffnung und Depression. Es dauert nicht lange, bis sich das Tremologitarrenambiente dem Intro von „Monument“ fügt. Es sind die ätherischen Gitarrenklänge, die sich mitsamt einem breiten Raumsound der Drums langsam und andächtig niederlegen.

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Die ersten Minuten von „Noktvrn“ erinnern an Bands wie The Ocean, was zum einen an der instrumentalen Ausführung liegt. Zum anderen aber auch daran, dass es sich hierbei um lupenreine Post-Metal-Sphären handelt, die sich in mitreißender Atmosphäre aufbauen. Insbesondere der Cleangitarrensound wirkt warm und sanft. Doch nach einem kurzen Gitarrencleanpart kommen Der Weg Einer Freiheit genau dort an, wo sie sich mutmaßlich am wohlsten fühlen: im Black Metal.

Der typische Sound der Band

Mit abrasiven Shouts, präzisen Blast Beats und einer Riff-Sprache, die man auch nach Norwegen verorten könnte, liefert „Monument“ einen lupenreinen Black Metal-Sound. So klang bereits auch „Morgen“. Der Song wurde als erste Single ausgekoppelt wurde und den Fans das gab, wofür sie diese Band lieben. Einen schnellen, harten Black Metal-Track, der sich dem musikalischen Ansatz von „Stellar“ und „Finisterre“ bedient und keine Gefangenen nimmt.

Auch „Am Rande Der Dunkelheit“ ist ein typischer Der Weg Einer Freiheit-Track. Im Midtempo angesiedelt weniger schnell als „Monument“ liefert der Song jedoch einen ähnlichen Klang. Es gibt dennoch Aspekte, die herausstechen. So etwa der Break, der nach etwas mehr als dreieinhalb Minuten beginnt. Mit einem dezent eingeschobenen Breakdown sorgt „Am Rande Der Dunkelheit“ nicht nur für wackelnde Köpfe, sondern offenbart einen gewissen Core Einfluss, der dem Sound der Würzburger bestens steht.

Post-Metal x Der Weg Einer Freiheit

„Immortal“ berührt eine Klanglandschaft, die wir so von Der Weg Einer Freiheit kaum kennen. Mit einem unaufgeregten Schlagzeugbeat und wabernden Synthesizern baut sich der Track auf einer Bassline auf. Musikalisch wieder im Post-Metal und in Sphären, die wir von The Ocean kennen, findet sich ein weiteres Gimmick. Der Gesang ist clean und kommt vom Sänger von The Devil’s Trade. Mit diesem ungewöhnlichen Sound brechen Der Weg Einer Freiheit erstmals stark aus dem gewohnten Black Metal Sound und liefern einen hoch dynamischen Track voller Soundexperimente.

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Die lauter werdenden Synthesizer betäuben die Ohren, um dann in verzerrten Gitarren noch stärker einzuschlagen. Mit dem getragenen Tempo und englischen Vocals zeigen Der Weg Einer Freiheit sich von einer Seite, die ungewohnt anders klingt. Dieser andere Sound jedoch steht bestens und zeigt eine weitere Facette der Band. „Immortal“ wandert zwischen dem cleanen, Synthgeschwängerten Sound und dem abrasiven Pendant und widmet sich ganz der Düsternis, die auf „Noktvrn“ ein vorherrschendes Element darstellt.

Mitreißendes Momentum

„Gegen Das Licht“ beginnt ruhig und mit ätherischen Cleangitarren. Der Track weist eine Spielzeit von über elf Minuten auf und beginnt ähnlich wie „Monument“, mit sich wiederholenden Gitarren. Diese Gitarren kreieren schnell eine Post-Rock Atmosphäre, die in Minimal Music Manier ein Momentum aufbaut. Der Bass kommt gleichzeitig mit dem Schlagzeug ein und verpasst dem musikalischen Geschehen einen Drive. Stück für Stück baut sich der Track nun auf und spielt mit kleinen Details und Akzentuierungen im Schlagzeug.

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Wirkt der Anfang von „Gegen Das Licht“ noch wie ein Interlude, wird schnell klar, dass der Elfminüter sich als eigenständiger Track versteht. Kaum ist das Ambiente auf dem Höhepunkt angekommen, sind es bedrückende Akkorde, die einen Wechsel einleiten. Ein Harmoniewechsel und schillernde Tremologitarren sorgen für einen Break, wie wir ihn von Der Weg Einer Freiheit gewohnt sind. Ein kurzes Auftürmen der Wellen, bevor die Flut in brachialer Black Metal Manier auf die Küste einschlägt. Diese Küste klingt kalt, leer und verlassen, wird aber vom treibenden Tempo permanent geflutet. Neben Blast Beats und bedrückenden Melodieverläufen ist es auch ein ruhigeres Intermezzo das mit Desert Rock ähnlichen Gitarren für Abwechslung sorgt und den Weg für eine perkussiv ausgelegte Klangfläche ebnet.

Blackgaze

Mit einem Orgelklang endet „Gegen Das Licht“ bevor „Haven“ mit einem Shoegaze-Intro aus cleanen Gitarrenakkorden beginnt. Auch „Haven“ ist ein englischer Track. Ähnlich wie „Immortal“ setzt er auf cleanen Gesang, der jedoch von Sänger Nikita selbst gesungen ist. Ätherisch, in einer Tenorlage gesungen, klingt „Haven“ im ersten Moment nach Bands wie Alcest, Heretoir oder Deafheaven, was dem Sound von Der Weg Einer Freiheit ebenfalls steht. Nach der Abreibung der vorigen beiden Tracks ist der Kontrast besonders krass, funktioniert aber bestens. Anmutig strukturiert sich der minimalistische Anfang des Tracks vor allem um den Gesang herum.

Stück für Stück baut sich der atmosphärische Sound auf, ähnlich wie bereits im Anfang von „Gegen Das Licht“. Anstatt auszubrechen, baut sich „Haven“ jedoch weiter und weiter auf und macht es enorm spannend, was als nächstes passieren wird.

Der große Befreiungsschlag kommt nach vier Minuten. Doch statt Blast Beats finden sich Der Weg Einer Freiheit in einem getragenen Finale, das auf den selben Akkorden basiert und sich wie ein großes Finale oder vielmehr wie der Abspann eines Filmes anfühlt. Ein würdiges Ende, das mit seiner Tiefe und einem bisher ungewohnten Sound überzeugt.

Foto: Mario Schmitt / Offizielles Pressebild

ALBUM
Noktvrn
Künstler: Der Weg einer Freiheit

Erscheinungsdatum: 19.11.2021
Genre: ,
Label: Season of Mist
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Finisterre II
  2. Monument
  3. Am Rande der Dunkelheit
  4. Immortal
  5. Morgen
  6. Gegen das Licht
  7. Haven
Der Weg Einer Freiheit Noktvrn
Der Weg Einer Freiheit Noktvrn
9
FAZIT
Egal ob Nikitas brachiale Vocals, die auf Deutsch besonders harsch erklingen, oder die unfassbar tighten Blast Beats: Der Weg Einer Freiheit beweisen mit Tracks wie „Morgen“ und „Gegen Das Licht“, dass sie die Spitze der deutschen Black Metal-Szene besetzen. Mit zwei erstmals auf Englisch gesungenen Tracks und einer The Ocean-esken und Synthesizer getragenen Atmosphäre öffnen sich die Würzburger aber auch neuen Klangsphären.

Am Ende des Tages ist „Noktvrn“ das vielleicht experimentellste Album, das Der Weg Einer Freiheit bisher veröffentlicht haben. Zwischen einer gewissen Geradlinigkeit und Experimentierfreude versinkt die Band nicht in der Monotonie, sondern schafft ein abwechslungsreiches Album, das mit großer Spannung erwarten lässt, in welchen Sphären sich die Band zukünftig ansiedeln wird. „Noktvrn“ jedenfalls ist eines der besten Black Metal-Alben, das man 2021 gehört haben kann.