Review
Post-Hardcore
Kritik: Dance Gavin Dance - "Afterburner"
Es ist beeindruckend, wie es Dance Gavin Dance gelingt, in einer solch hohen Frequenz neue Platten auf den Markt zu ...
VON
Rodney Fuchs
AM 22/04/2020
Artikel teilen:
Es ist beeindruckend, wie es Dance Gavin Dance gelingt, in einer solch hohen Frequenz neue Platten auf den Markt zu bringen. Der Band um Gitarrist Will Swan scheint es nie an Ideen und Kreativität zu mangeln, wie auch „Afterburner“ relativ schnell unter Beweis stellt. Dance Gavin Dance sind eine Band, die sich seit Jahren mit überwältigender Konstanz in der Szene bewegt und bisher noch nicht ins Schwanken kam. Das wird spätestens nach dem ersten Eindruck der vorab veröffentlichten Singles klar.
Achtung: Groove
„Prisoner“ beginnt mit verspielten und ätherischen Klangsphären, die insbesondere den mit Hall bombadierten Gesang von Tilian Pearson mit immenser Fülle ausstatten, bevor funky Gitarren zusammen mit den Drums für eine absolute Groovebomb sorgen. Dance Gavin Dance animieren wortwörtlich zum Tanzen, finden allerdings auch ihren Weg zurück in die verschwommenen Sphären. „Prisoner“ lebt von seiner inneren Dynamik und Dramaturgie, die zu einer Klimax führt und dann durch ein stimmiges Outro abgerundet wird. Auch „Lyrics Lie“ folgt dem Prinzip einer gängigen Popstruktur, die insbesondere durch den Refrain an leichtem Zugang gewinnt. Im direkten Vergleich ist dieser Song aber wesentlich härter und beweist etwas weniger tanzbares Material, auch wenn dieses durchaus vorhanden ist.
Wenn man sich „Calentamiento Global“ anhört, könnte man meinen, dass DGD versuchen, Fans im Mittel- und Süd-Amerika zu gewinnen. Zwischen Dancehall und Reggaeton Beats beginnt der Track in einer Samba-würdigen Stimmung, die auch mit Pfiffen zum Tanzen annimiert. Irgendwie gelingt es der Band, diese Elemente so gut in ihren eigenen Sound einzubinden, dass „Calentamiento Global“ überraschend natürlich und kaum aufgezwungen wirkt.
Zusammen mit dem spanischen Gesang ist es fast schon ein wenig perfide, einen so sommerlich-anmutenden Song nach der Klimaerwärmung zu benennen. Aber vielleicht ist es genau das, was diesen Song so aussagekräftig macht. Dieser sommerliche Vibe ist auf dem ganzen Album zu finden und gehört irgendwie auch in den Sound von Dance Gavin Dance. Treibend, motivierend und gut gelaunt präsentieren sich Tracks wie „Parody Catharsis“, der ebenfalls mit kurzem Rap-Part die Genregrenzen der Band ausweitet.
Breakdowns, wohoooo!
„Parallels“ hingegen ist ein Dance Gavin Dance-Track, der mit bluesigem Unterton überzeugt. Außerdem beweist er, dass es auch auf „Afterburner“ noch Breakdowns zu finden gibt. So endet der Song in einem hiesigen, der mit Synthies untermalt ist und auch live für den ein oder anderen Moshpit sorgen wird. Dass die Musik auf „Afterburner“ auch hektisch ist, beweisen „Born To Fail“ und „Night Sway“ mit wildem Gitarrenspiel und dem sehr treibenden Pacing. Es wirkt fast etwas überspitzt, wie die Band ihre musikalische Rafinesse zusammenstaut und in Songs komprimiert.
Getreu dem Motto “Expect the unexpected” zeichnet sich aber dennoch ein Bild ab, dass Dance Gavin Dance einfach steht. Quietschhohe Vokalakrobatik, gut platzierte Shouts und eingängige Strukturen koexistieren mit außer Kontrolle geratenem Gitarrenspiel, dezenten Mathcore-Elementen und der gewohnten Brise Experimentierfreude, die vor keinen Genregrenzen scheut. Das kann für den ein oder anderen zu viel sein, muss es aber nicht. Gute Laune? Vorprogrammiert!
Foto: Lindsey Byrnes / Offizielles Pressebild
Afterburner
Künstler: Dance Gavin Dance
Erscheinungsdatum: 24.04.2020
Genre: Post-Hardcore
Label: Rise Records
Medium: CD, etc
- Prisoner
- Lyrics Lie
- Calentamiento Global
- Three Wishes
- One In A Million
- Parody Catharsis
- Strawberry's Wake
- Born To Fail
- Parallels
- Night Sway
- Say Hi
- Nothing Shameful
- Into The Sunset
More Reviews