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MetalcoreProgressive
Kritik: Currents - The Death We Seek
Fairfield. Ein wunderschöner Ort im Bundesstaat Connecticut mit gerade einmal 60.000 Einwohnern. Wer hier wohnt, sollte tatsächlich nichts Besseres zu ...
VON
Dennis Grenzel
AM 03/05/2023
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Fairfield. Ein wunderschöner Ort im Bundesstaat Connecticut mit gerade einmal 60.000 Einwohnern. Wer hier wohnt, sollte tatsächlich nichts Besseres zu tun haben als an Jennings Beach den Sonnenaufgang zu genießen oder am Hafen von Fayerweather Island die morgens auslaufenden Fischerboote zu beobachten. Einfach himmlisch. So sollte man jedenfalls meinen. Doch was ist bloß los mit diesen fünf jungen US-Amerikanern von Currents?
Hatte man beim 2020er Vorgänger „The Way It Ends“ der fünf in eben erwähntem Fairfield formierten Jungs bereits den Eindruck, nicht lediglich aufgrund des eineindeutigen Frontcovers, sondern auch in musikalischer Hinsicht sprichwörtlich in einen emotional aufgeladenen Strudel gezogen zu werden, so tut sich nun drei Jahre später auf „The Death We Seek“ scheinbar schon der Vorhof zur Hölle auf. Nach behüteter US-amerikanischer Kleinstadtidylle klingt das jedenfalls nicht.
Currents haben sich musikalisch emanzipiert
Gelernt haben sie natürlich von den Großen ihres Schlages, für die sie in jüngster Vergangenheit bereits eröffnet haben: We Came As Romans, Fit For A King oder aber auch August Burns Red. Und doch ist der Fünfer aus Fairfield nicht lediglich eine Kopie der einstigen Lehrmeister. Die Kombination aus brachialen Riffs, galertartigem und tiefer gestimmtem Djent-Gemalme, melodischen Interludes und zahlreichen Tempowechseln verarbeiten Currents zu einer eigenständigen Marke, welche auch für sich genommen Wiedererkennungspotenzial besitzt.
Sie stehen knietief in der Lava, die Asche weht einem Brian Wille ohnehin schon frontal ins Gesicht, und dennoch spielen sich Currents in „So Alone“ um Sinnen und Verstand. Einer solchen visuellen Dramaturgie im Video hätte es gar nicht bedurft, denn stimmungsvoll sind deren Songs ohnehin schon. In „Remember Me“ etwa schafft das Quintett erst tragend wirkende Soundflächen, nur um diese mit ihren Djent-ähnlichen Gitarrengetöse im Folgenden wieder gänzlich einzureißen, um einem dabei beängstigend wirkenden Wille ausreichend Platz für sein Gekehle zu schaffen.
Und auch der Titelsong „The Death We Seek“ folgt einem simplen Schema – auf Brachialität folgt stets die Melodie. Eben dieses Wechselspiel beherrschen Currents anno 2023 in Gänze, ohne dabei jedoch das Klischee-Pedal zu sehr durchzutreten.
Die Band bewegt sich nie nur an der Oberfläche
„Vengeance“ klingt dabei in seiner eingepeitschten musikalischen Monotonie nicht nur gebetsmühlenartig, sondern fast schon gebetsartig. Immer wieder landen die Sechssaiter auf dem tiefen D und treiben die dem Song zugrunde liegende Verzweiflung zur bis ins Letzte hinausgezögerten, erlösenden Melodie.
Die Produktion ist dabei derart offensiv, dass die zur Hälfte gefüllte Wasserflasche bei jedem Anschlag der gedämpften Gitarrensaiten weitere 3 Zentimeter von den Boxen weggedrückt zu werden scheint. Synths verleihen den Songs sowohl in härteren als auch in episch anmutenden Passagen und Gangarten eine stimmungsvolle Tiefe.
„No mistakes and no forgiveness“ singen sie da in „Vengeance“ ganz unaufgeregt. Einen passenderen Untertitel hätten sie sich für ihr Gesamtwerk nun auch nicht aussuchen können.
Foto: Currents / Offizielles Pressebild
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