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FolkRock

Kritik: Cory Marks - "Who I Am"

Schon klar, Country ist hierzulande nicht das populärste Genre und auch in Kombination mit Rock haben es die, immer noch ...

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Schon klar, Country ist hierzulande nicht das populärste Genre und auch in Kombination mit Rock haben es die, immer noch sehr nordamerikanischen Klänge, hier wirklich nicht leicht. Was Cory Marks mit seinem Debütalbum „Who I Am“ abliefert, ist aber definitiv nicht nur Musik für Trucker und alte Cowboys.

Also schenkt euch ‘nen Whiskey ein, schnallt euch die Boots um die Füße und gebt dem kanadischen Country-Rocker eine Chance.

Cory Marks macht den Country auf „Who I Am“ salonfähig

Los geht‘s mit dem Produzenten der Platte. Wer den kennt, kann sich nämlich schon denken wohin die Reise geht. Kein geringerer als Kevin Churko, der bereits mit Größen wie Ozzy Osbourne, Papa Roach und Disturbed zusammengearbeitet hat, hilft nun dem Newcomer Cory Marks für sein erstes Album in den Sattel.

Moment mal – Newcomer? Dem spitzfindigen Country-Fan wird auffallen, dass ein gewisser Cory Marquardt bereits seit über fünf Jahren mit einem Fuß auf der Country-Bühne steht, ein Album veröffentlicht und mehrere Touren als auch Konzerte vorzuweisen hat.

Diese Stimme, das Auftreten – das kann doch kein Zufall sein. Warum erlaubt sich die Pressemitteilung nun also die Bezeichnung „Newcomer“, wenn der Herr lediglich seinen Namen geändert hat?

Okay, was musikalisch unter seinem bürgerlichen Namen bisher eher als langweiliger Kuschelcountry dahinplätscherte, nimmt unter seinem neuen Künstlernamen so richtig Fahrt auf. Gemeinsam mit seinem Produzenten schrieb der „neue Cory“ die Songs zu seinem „Debüt“-Album und vermischt traditionellen Country mit hartem Rock gekonnt zu einer modernen Mischung, die im Tanzbein kribbelt und zum Two-Step auffordert.

Mit dieser Interpretation von Country-Rock nochmal ganz neu durchzustarten und sich gleichzeitig ein neues Image zuzulegen, ist dann vielleicht doch gar keine schlechte Idee.

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Auch wenn der Kanadier die Mauern des Genres niederreißt – das typische Hillbillyklischee nicht zu bedienen, fällt ihm offenkundig schwer. Gemäß dessen ungeschriebener Regeln beschäftigt sich Marks auf seinem Album vorzugsweise mit seinem Lieblingsalkohol; na, welcher könnte das sein? Genau, Whiskey. In Ausnahmefällen muss auch mal Bier oder ein Gläschen Wein herhalten.

Weil ihn der Alkoholkonsum aber auch mal in Schwierigkeiten bringt, verkündet er in „Blame It On The Double“ fröhlich: „Don‘t blame me man, blame it on the double“. Nagut, vielleicht war der Whiskey Schuld an der Schlägerei, aber daraus, dass dieser Song deutliches Potential, hat sich zu einem hartnäckigen Ohrwurm zu entwickeln, kann er sich nicht aus der Verantwortung ziehen.

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Dass Marks mit dem Alkohol aber durchaus auch ernsthafte Probleme hat, gibt er in „My Whiskey, Your Wine“ zu verstehen und wiederholt auch zum Abschluss des Albums mit der Akustikversion des Songs noch einmal, dass ihm das Einhalten seines Versprechens: „I swear I quit drinking this time“ offenbar schwerfällt.

Ganz nebenbei bemerkt bekommt man, je öfter man das Album hört, den Eindruck, Mr. Marks hätte sich selbst vor die Challange gestellt, das Wort „Whiskey“ mindestens einmal in jedem Song unterzubringen.

Wie viel Wahrheit in seinem autobiographischen Storytelling von „Who I Am“ steckt, weiß der Redneck, wie er sich u.a. nennt, wahrscheinlich nur selbst. Wir erfahren einiges über verflossene Liebschaften und das Überwinden schwieriger Trennungen. Und weil man solch schwere Zeiten zu zweit einfach leichter übersteht als alleine, holt er sich kurzerhand mit Lzzy Hale die Frontfrau der Metalband Halestorm an die Seite. Gemeinsamen besingen sie in „Out In The Rain“ den Herzschmerz eines jungen Pärchens und machen aus dem Duett eine solide Liebesballade.

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Um das Country-Klischee perfekt zu machen, gibt es mit „Drive“ noch den passenden Soundtrack für den nächsten Roadtrip ins Autoradio und frei nach dem Motto: „Living each day like a friday night“ folgt die Rockparty „Keep Doing What I Do“.

Dass man nach so einem durchzechten Abend die restliche Nacht auch mal im örtlichen Kittchen verbringen muss, scheint für den Countryboy auch nichts Außergewöhnliches zu sein. Diesmal könnte allerdings nicht der überhöhte Alkoholkonsum, sondern der seltsam fehlplatzierte Beat, der den Song begleitet, der Grund für „Another Night In Jail“ sein.

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Aber gut, wir schieben das mal auf den Double und zum Glück hat Marks ja noch eine Menge überzeugender Songs parat. Für „Outlaws and Outsiders“ zum Beispiel lädt er mit Five Finger Death Punch-Fronter Ivan Moody sowie Travis Tritt und Mick Mars von Mötley Crüe gleich drei Schwergewichte des Rock zum musikalischen Rodeo ein.

Der Song hat es in sich, glänzt mit stampfenden Drums, einem ordentlichen Riff und platzierte sich Ende 2019 als erste Single des Albums zurecht oben in den amerikanischen Country-Charts.

Bild: Cory Marks / Cover-Shot von „Who I Am“

ALBUM
Who I Am
Künstler: Cory Marks

Erscheinungsdatum: 07.08.2020
Genre: ,
Label: Better Noise Music
Medium: CD

Tracklist:
  1. Devil's Grin
  2. Outlaws & Outsiders
  3. Good To Be Us
  4. Blame It On The Double
  5. Another Night In Jail
  6. Who I Am
  7. Drive
  8. Better Off
  9. My Whiskey Your Wine
  10. Keep Doing What I Do
  11. Out In The Rain
  12. She's Hollywood (Bonus Track)
  13. My Whiskey Your Wine (Acoustic) (Bonus Track)
Cory Marks Who I Am
Cory Marks Who I Am
8
FAZIT
Cory Marks liefert mit „Who I Am“ eine ausgewogene Mischung schneller und langsamer Rhythmen auf einer Platte, die Rocksounds und Country-Klänge authentisch miteinander vereint. Harte Gitarren und eingängige Melodien lassen sowohl die Herzen eingefleischter Countryfans als auch alter und junger Rockhasen höherschlagen und überzeugen auf ganzer - Achtung Anspielung für die „Countrydancer“ unter uns - Line.