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AlternativeRock

Kritik: Cleopatrick - "Bummer"

Mit gerade einmal zwei EPs und einer handvoll Songs haben Cleopatrick bereits 77 Millionen Streams auf Spotify generiert. Headlinershows und ...

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Mit gerade einmal zwei EPs und einer handvoll Songs haben Cleopatrick bereits 77 Millionen Streams auf Spotify generiert. Headlinershows und Supporttouren durch die USA und Europa waren ausverkauft und auf dem Cover der „Rock This“-Spotify-Playlist haben sie es sich auch schon gemütlich gemacht.

Am Freitag erscheint nun endlich ihr erstes Studioalbum „Bummer“. Da stellt sich natürlich die Frage, was kann das Album, auf das viele so lange gewartet haben.

Nach sechs Jahren Bandgeschichte und der ergebnislosen Suche nach einem Bassisten in ihrer Anfangszeit stellen sich Cleopatrick die Frage nach einem dritten Mitglied mittlerweile nicht mehr. Sie selbst sagen: „Wir wissen nicht, wie wir ein drittes Mitglied finden könnten, mit dem es so gut funktioniert, selbst wenn wir es versuchen würden.“

Dass es bei den beiden so gut funktioniert, liegt sicherlich auch daran, dass ihre Freundschaft bereits seit 20 Jahren besteht (siehe Plattencover). Das ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass die beiden gerade mal 24 Jahre alt sind.

Was kann das neue Album von Cleopatrick?

Eine von Erfolg gekrönte Kindergartenfreundschaft? Neben ersten musikalischen Veröffentlichungen gründete die Zwei-Mann-Band in den letzten Jahren auch noch ein eigenes Label. Da ist ein eigenes Studioalbum nun mehr als überfällig.

Mit „Bummer“ ist es nun endlich so weit. Das Album muss schon jetzt an einen Erfolg anknüpfen, den einige Bands selbst nach mehreren Alben nicht erzielt haben. Die Kanadier sind in den letzten Jahren raketenartig durch die Decke gegangen und das liegt vermutlich nicht nur an ihrem experimentierfreudigen Sound, sondern auch an ihrem DIY-Kollektiv „New Rock Mafia“ und an den Werten, die dieses transportiert.

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Die New Rock Mafia steht für gegenseitige Unterstützung verschiedener Bands untereinander, die gemeinsame Moralvorstellungen teilen. Dazu zählt auch Inklusion und Geschlechterneutralität. Das Kollektiv soll allen Beteiligten die Möglichkeit bieten, sie selbst sein zu können und dies in einer sicheren Umgebung.

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Cleopatrick in ihrem Debütalbum besonders ein Thema ansprechen, mit denen sich vor allem Jugendliche gut identifizieren können – Das Erwachsenwerden. Und währenddessen sind sie stets auf der Suche nach der Authentizität, Energie und Aggression, die die heutige Gitarrenmusik vermissen lässt.

Inspirieren lassen sie sich dabei von AC/DCs „Back In Black“ und Hip-Hop Künstler wie Drake und Kendrick Lamar.

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Trotz ihrer Vorliebe für Musik aus dem Bereich des Hip-Hop ist davon auf dem Album eher weniger zu finden. Die Einflüsse anderer Genre äußern sich eher im Einsatz der Bässe und Drums. Das Album strotz allerdings vor modernen fuzzy Gitarrensounds.

Songs wie „Vicotria Park“ kommen mit einem Gewissen Nirvana-Vibe um die Ecke, der dann allerdings in Härte nicht mit typischen Grunge vergleichbar ist. „Good Grief“ erinnert an Musik, die im ersten Moment auch von den Arctic Monkeys hätte stammen können, wenn da nicht im nächsten diese stark verzerrten Gitarren wären. An anderer Stelle hat der Song „Great Lakes“ Tendenzen die sich auch bei Grandson wiederfinden könnten.

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Dazu gesellen sich Songs wie „No Sweat“, der an Distortion kaum zu überbieten ist und zum Ende, mit der Eskalation des Basses, alles mit sich reißt oder „2008“, der als „ruhige“ Ballade beginnt und letzten Endes doch keine Ruhe findet. Zusammengenommen machen die einzelnen Songs die ekstatische Dynamik des Albums dann aber doch irgendwie rund und schnüren das experimentelle Chaos in ein solides Album.

Letztendlich wird „Bummer“ sicherlich nicht jedermanns Sache sein. Die stark übersteuerten Gitarren tanzen auf der Grenze zwischen genial und fast nicht zu ertragen. Doch wenn man genau darauf steht oder es schafft, darüber hinwegzusehen, dann liefern Cleopatrick mit ihrem ersten Studioalbum ein grandioses Debüt, das nicht nur den Weg des Alternative Rock prägt, sondern gleichzeitig eine Bewegung vertritt, die für Gleichheit und Gerechtigkeit einsteht. An das was die Band bisher erreicht hat, knüpft diese Platte definitiv an.

Foto: Kurtis Watson / Offizielles Pressebild

ALBUM
Bummer
Künstler: Cleopatrick

Erscheinungsdatum: 04.06.2021
Genre: ,
Label: Nowhere Special Recordings
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. VICTORIA PARK
  2. THE DRAKE
  3. FAMILY VAN
  4. GOOD GRIEF
  5. NO SWEAT
  6. WHY JULY
  7. YA
  8. PEPPER’S GHOST
  9. 2008
  10. GREAT LAKES
Cleopatrick Bummer
Cleopatrick Bummer
8.5
FAZIT
Rotzig wie Grunge aber härter, melodisch wie Indie aber experimenteller, ehrlich wie Rock aber frischer - Cleopatrick greifen sich all das, was diese Genres besonders macht und sperren es mit einer dreifachen Extraportion Distortion in ein Album, das Vorurteilen, Benachteiligung und Ungerechtigkeit den Kampf ansagt. Ein Debüt, das in jeder Hinsicht nicht moderner sein könnte. Als Liebhaber des modernen Alternative Rock kommt man an „Bummer“ und Cleopatrick nicht vorbei.