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AlternativePost-HardcoreRock
Kritik: Chasing Dreams - "time won't tear us apart"
„time won’t tear us apart“ – “Die Zeit wird uns nicht auseinanderreißen”. Es gibt zwei Dinge, die uns als Menschen ...
VON
Malin Jerome Weber
AM 29/09/2024
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„time won’t tear us apart“ – “Die Zeit wird uns nicht auseinanderreißen”. Es gibt zwei Dinge, die uns als Menschen immer verbinden werden. Egal, welche Ereignisse einen Keil zwischen uns treiben: Raum und Zeit bleiben unsere ewigen Bindeglieder. Aber auch diese beiden, zunächst einmal physikalischen Größen, bringen ihre Tücken mit sich. Während man allerdings selbst die größte räumliche Distanz noch irgendwie überbrückt bekommt, wird uns die Zeit auf ewig durch die Finger gehen. Von manchen Ereignissen wünschen wir uns, durch die Zeit so weit wie möglich getrennt zu werden. Aber so wirklich in der Hand haben wir das nicht. Genauso unausweichlich ist es, sich durch die Zeit immer weiter von alten Wegbegleiter:innen und insbesondere den von uns Gegangenen zu entfernen.
Über den Umgang mit solchen Schwierigkeiten philosophieren Chasing Dreams auf ihrer neuen EP. Die fünfköpfige Formation aus dem Ruhrgebiet hat in den letzten zwei Jahren bereits durch viele starke Singles und ihre Debüt EP “How It Was Supposed To Be” (2022) aufhorchen lassen. Auf “time won’t tear us apart” schärfen sie ihren zwischen Alternative Rock und Post-Hardcore angelegten Sound noch ein Stück mehr und betten diesen in einer glasklaren Produktion ein, für die sich einmal mehr Szenelegende Christof Kempe verantwortlich zeigt. Musikalisch bewegt sich das Quintett gekonnt zwischen hymnischen Refrains und druckvollen Riffs, verbinden das Gesamtgeschehen aber durch atmosphärische Abschnitte, die vor allem durch sorgfältig ausgewählte Gitarrensounds brillieren.
Chasing Dreams nehmen uns mit auf eine emotionale Reise
Während der von einem Nu Metal-Riff getriebene Opener “This Is Love.” von seiner Geradlinigkeit lebt, nehmen sich “HELL” und der Titeltrack ein wenig Zeit, um Spannung aufzubauen. In “Not Good Enough” überraschen Chasing Dreams mit punkigen Strophen, die für kurze Zeit fast schon Avril Lavigne-Feeling heraufbeschwören. Jener Song besticht auch durch eine epische Bridge, in der Sängerin Kim Wiesweg noch nicht einmal die hohen Register ihrer Stimme ziehen muss, um eine der eindringlichsten Gesangsmelodien der ganzen EP abzuliefern. Auch wenn sie sich immer wieder an aggressivere oder Spoken-Word-mäßige Passagen herantraut, überzeugt sie am meisten in den großen, emotionalen Refrains und liefert der Band so ihren Wiedererkennungswert.
Im Großen und Ganzen funktionieren die Songs dank ihrer Schnörkellosigkeit wirklich sehr gut und haben trotz der überschaubaren Strukturen auch ihre Überraschungsmomente parat. Das macht Chasing Dreams generell zu einer sehr zugänglichen Band, die aber definitiv noch das Potenzial in sich schlummern hat, auch weiter außerhalb ihrer Komfortzone abzuliefern. Kleine harmonische Twists wie in “HELL” oder “Not Good Enough” sowie die Entscheidung, die EP mit dem instrumentalen Interlude “Like Glass” zu unterteilen, unterstützen diese These. Die Band will schlicht und weg das kleine bisschen mehr abliefern und zeigt auf “time won’t tear us apart” schon über weite Strecken, dass sie dazu auch in der Lage sind. Wer weiß, auf was wir uns bei einem ersten Langspieler gefasst machen können?
Beitragsbild: Julia Strücker / Offizielles Pressefoto
time won’t tear us apart
Künstler: Chasing Dreams
Erscheinungsdatum: 27.09.2024
Genre: Alternative, Post-Hardcore, Rock
Label:
Medium: CD, Vinyl, etc
- This Is Love.
- HELL
- Like glass
- Not good enough
- time won't tear us apart
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