Review

Metalcore

Kritik: Bury Tomorrow - "The Seventh Sun"

Alles neu bei Bury Tomorrow, aber dann irgendwie doch nicht. Die Metalcore-Band aus dem britischen Southampton veröffentlicht am 31. März ...

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Alles neu bei Bury Tomorrow, aber dann irgendwie doch nicht. Die Metalcore-Band aus dem britischen Southampton veröffentlicht am 31. März ihr siebtes Studioalbum „The Seventh Sun“, auf dem die Band personaltechnisch neue Wege geht, sich musikalisch, aber weitestgehend treu bleibt.

Die Zahl Sieben steht in vieler Hinsicht als besondere Zahl und auch für Bury Tomorrow soll sie mit ihrem siebten Studioalbum ein neues Kapitel aufschlagen. Ein Kapitel ohne Clean Vocal-Sänger und Gründungsmitglied Jason Cameron. Dafür begrüßt die Gruppe zwei neue Gesichter: An der Klampfe unterstützt nun Ed Hartwell die Combo, für die Clean Vocals ist ab jetzt Tom Prendergast zuständig.

Mit dem Line Up-Wechsel wollen Bury Tomorrow auf ihrem siebten Studioalbum neue Wege wagen und versuchen, sich von ihrem typischen aber in der Vergangenheit auch immer recht erfolgreichen Metalcore-Konzept zu lösen. Ob sie das geschafft haben?

Bury Tomorrow: Den Kopf gen Neuanfang

Mit dem ersten titelgebenden Song wird das sphärische Thema des Albums bereits musikalisch eröffnet. „The Seventh Sun“ klingt wie das türkis schimmernde Album-Artwork aussieht. Die Platte umgibt eine gewisse Spiritualität, die sich auch in den mystischen Lyrics wiederfindet: „We are the children of the seventh sun“, heißt es darin.

Die typische Bury Tomorrow-Erfolgsformel geht auch in den folgenden Nummern „Abandon Us“ und „Begin Again“ auf: Hymnische Refrains mit Arenen-Potenzial treffen auf hart gegrowlte Strophen, die stellenweise fast deathcore-ig klingen. Eins haben die Briten auf diesem Album wohl geschafft: Und zwar die Härte-Stellschrauben nochmal anzuziehen. „Abandon Us“ groovt voran und wirkt durch die „Do it! Do it!“-Aufforderungen herausfordernd und anspornend.

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Während „Begin Again“, ein Lied über die Fähigkeit, jederzeit neu zu starten ist, mit emotionalen und düsteren Lyrics auffährt, darf es mit dem vor sich her wütenden „Forced Divide“ wieder aggressiver werden. Dabei versprüht nicht nur der Name des Songs Linkin Park-Vibes sondern auch der dynamische Klang. Auch hier werden wieder Clean-Vocals zur Entzerrung hinzugefügt, allerdings vermisst man so langsam die raue Stimme von Cameron, die Bury Tomorrow mit ausmachte und sie von anderen Metalcore-Bands abhob.

Wut und Menlancholie

Wo wir schon beim großen Name-Dropping sind. „Boltcutter“ weist Referenzen zu Parkway Drive auf: Brutale Härte, Aggression und Arenen-taugliche Hymnenhaftigkeit können vor allem auf diesem Dreiminüter überzeugen. Zusammen mit „Forced Divide“ liefert „Boltcutter“ den kleinen härteren Kulminationspunkt der Platte.

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Über das atmosphärische Gedudel von „Wrath“ stolpert man im Verlauf des Albums eher hinweg, vor allem weil danach das epische und wundervolle Stück „Majesty“ folgt. Die emotionale Ballade ist mit Streichern und Piano besetzt, liefert ein emotionales Auf und Ab und garantiert die volle Ladung Gänsehaut zur Mitte des Albums. Die Lyrics sind gewohnt gesellschaftskritisch („We believe in corruption, we invest in our destruction“) und können trotz der politischen Message auch individuell reflektiert werden.

Mit „Heretic“ gewinnen Bury Tomorrow wieder an Härte und brechen die zuvor konstruiert-schmerzende Verzweiflung und Melancholie wieder auf. Daran schließt „Recovery“ an, in welchem sich Dani Winter-Bates lyrisch erneut mit seiner psychischen Gesundheit befasst. Zwar kündigt dieser Track einen Breakdown an, lässt die Spannung aber ohne Explosion verpuffen – schade.

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Mit „Care“ gibt es nochmal ordentlich auf die Mütze, bevor das Feature „The Carcass King“, unterstützt von Cody Frosts weiblichen Vocals und orchestralem Outro, die Platte zum Verstummen bringt.

Bury Tomorrow: Am Scheideweg

„The Seventh Sun“ ist ein Album, in dem sich Bury Tomorrow mit dem Ist-Zustand auseinandersetzen, mit dem Kapitel in dem sich die Band Stand jetzt befindet. Es fühlt sich also eher wie eine Momentaufnahme an, ein Moment des Innehaltens, in dem man überlegt, wie oder ob man weitermacht; ob das Chaos und die Wut siegen, ob man aufgibt oder kämpft. Diese innere Unruhe, Unsicherheit und Zerrissenheit spürt man auf dem siebten Studioalbum der Briten. Allerdings wirkt „The Seventh Sun“ deshalb auch nicht wie der gewollte Neuanfang der Bandhistorie, sondern eher wie ein Zwischenfazit mit sehr vielen Fragezeichen.

Foto: Nic Bezzina / Offizielles Pressebild

ALBUM
The Seventh Sun
Künstler: Bury Tomorrow

Erscheinungsdatum: 31.03.2023
Genre:
Label: Music For Nations (Sony Music)
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. The Seventh Sun
  2. Abandon Us
  3. Begin Again
  4. Forced Divide
  5. Boltcutter
  6. Wrath
  7. Majesty
  8. Heretic
  9. Recovery?
  10. Care
  11. The Carcass King
Bury Tomorrow The Seventh Sun
Bury Tomorrow The Seventh Sun
6
FAZIT
Bury Tomorrow wollten sich auf "The Seventh Sun" von einer neuen Seite zeigen und typische Muster beiseitelegen. So wirklich ist es ihnen nicht gelungen, denn jeder Song trägt immer noch die Grundessenz des Band-Sounds in sich: Aggro-Strophen, hymnenhaft-melodische Refrains, harte Breakdowns. Die Briten schaffen es zwar erstmals, durch die spirituell-sphärische Klangkulisse ein durchgängiges Konzept aufzubauen, das führt allerdings auch dazu, dass das ganze Album eher konform und statisch klingt als neu und frei. Insgesamt ein solides Metalcore-Album, das allerdings nicht an alte Erfolge heran reicht.