
Review
Modern MetalPost-Hardcore
Kritik: blacktoothed - "Headway"
Wer sich schon einmal mit blacktoothed beschäftigt hat oder sogar in den Genuss einer Live-Show der Leipziger gekommen ist, weiß, ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 30/01/2025
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Wer sich schon einmal mit blacktoothed beschäftigt hat oder sogar in den Genuss einer Live-Show der Leipziger gekommen ist, weiß, welchen facetten- und abwechslungsreichen Sound wir erwarten dürfen. Und so fällt es schwer, das Trio einem bestimmten Genre zuzuordnen. Ob das mit dem neuen Album „Headway“ leichter wird? Wir werden sehen.
Zwei Stimmen als Erfolgsrezept
Diejenigen, die schon Fans der Band sind, werden auf „Headway“ übrigens nicht allzu viel Neues hören können. Ganz im Sinne einer modernen Marketing-Strategie hat die Band einen Großteil der neun Songs in den letzten Monaten bereits als Single veröffentlicht. Dazu gehört auch der starke Opener „Get Me Down“, der zeigt, dass die Band weiterhin mit viel spielerischem Eifer Genre-Grenzen verschwimmen lässt. Ein ganz großer Pluspunkt der Band wird aber in „Antidote“ noch deutlicher. Denn blacktoothed setzten nicht nur auf viele verschiedene Stilrichtungen, sondern auch auf zwei Stimmen. Und gerade in diesem Track setzen Sänger Hendrik Rathgeber und Gitarristin Matti Keitel ihre Stimmen so ein, dass am Ende nichts anderes als ein lupenreiner Ohrwurm attestiert werden kann.
blacktoothed werden nie langweilig
Zwei Stimmen, viele verschiedene Stilelemente. Langweilig wird es auf „Headway“ definitiv nicht. Das mag auch an der mit 29 Minuten recht knapp gehaltenen Spielzeit liegen. Der Hauptgrund wird aber das abwechslungsreiche Songwriting sein, dass sich auch in Songs wie „True Colours“ oder „Fight“ zeigt. Hier würde man sich hin und wieder aber wünschen, dass die Band mit etwas mehr Dynamik gearbeitet hätte. Wie gesagt, langweilig ist es auf keinen Fall. Aber hin und wieder hat man das Gefühl, einzelne Passagen hätten sich noch stärker von anderen Parts des Songs abheben können.
Auch wenn blacktoothed schon mit zwei wirklich guten Stimmen gesegnet sind, setzen sie in „Hell’s Paradise“ auf ein Feature von Bite-Sänger Felix Fröhlich. Und das lohnt sich. Denn mit dessen Stimme bringt die Band noch einmal ein weiteres Stil-Element in die Platte ein. Die schwierige Balance – nicht zu viel experimentieren, aber auch nicht zu langweilig sein – wahren blacktoothed jedenfalls auf dem gesamten Album.
Durchweg auf hohem Niveau
Auch zum Ende des Albums ist ein Qualitätsverlust nicht oder kaum spürbar. Es ist bekanntlich keine Seltenheit, dass sich im letzten Drittel einer LP gerne einmal der ein oder andere Lückenfüller breit macht. So ist es auf „Headway“ aber nicht. Vielleicht brauchen Songs wie „Walls“ oder „Carried Away“ etwas länger, um zu wirken. Aber „Time Bomb“ ist ein Song, der sofort im Gehörgang bleibt. blacktoothed zeigen hier noch einmal, was sie ganz besonders auszeichnet: Der kreative Einsatz beider Stimmen. Und vielleicht ist es ja Absicht, dass man beim „Tiktok“ im Refrain unweigerlich an den Kesha-Song aus dem Jahr 2009 denken muss. So bleibt „Time Bomb“ jedenfalls sehr schnell hängen.
Schade, dass blacktoothed uns auf „Headway“ nur neun Songs und 27 Minuten Spielzeit gönnen. Das Album ist nämlich so wie die Band: Faszinierend, abwechslungsreich und hin und wieder schwer zu greifen. Aber so gerät die Band jedenfalls nicht in Gefahr, Songs veröffentlichen zu müssen, die langweilig oder redundant sind. Denn das würde nicht zu blacktoothed passen.
Foto: Felix Fröhlich / Offizielles Pressebild
Headway
Künstler: blacktoothed
Erscheinungsdatum: 24.01.2025
Genre: Alternative, Rock
Label: Arising Empire
Medium: CD, Vinyl, etc
- Get Me Down
- Antidote
- True Colours
- Fight
- Novocaine
- Hell’s Paradise (feat. Felix Fröhlich von Bite)
- Walls
- Time Bomb
- Carried Away
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