Review

Metalcore

Kritik: Betraying The Martyrs - "Rapture"

Dass an einem Freitag den 13. nur Schlechtes passiert, ist Aberglaube. Denn, dass dies definitiv nicht der Fall ist, beweist ...

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Dass an einem Freitag den 13. nur Schlechtes passiert, ist Aberglaube. Denn, dass dies definitiv nicht der Fall ist, beweist auch das neue Betraying The Martyrs-Album „Rapture“, das am morgigen Freitag, dem 13. veröffentlicht wird. „Rapture“ ist aber keinesfalls der Soundtrack eines Horrorfilms, oder eine schaurige Erfahrung. Das vierte Studioalbum der Band kehrt zurück zum Sound, den „Breathe In Life“ 2011 offenbarte.

Als Betraying The Martyrs 2010 einen Labeldeal mit Sumerian Records eingingen, waren sie eine der wenigen europäischen Bands, die sich im unverkennbaren „sumerischen Sound“ wiederfanden. Inmitten von Born Of Osiris, Veil Of Maya oder After The Burial war “Breathe In Life” die europäische Antwort auf einen mysteriösen, sagenumwobenen Sound, der durch Synthesizer und orientalische Einflüsse an Charme gewann.

„Ignite“ beginnt in eben genau diesem Klang mit schillernden Synthesizern, die auch die Krönung eines ägyptischen Pharaos untermalen könnten. Mit flüssigem Übergang in das moderate „Eternal Machine“ stampfen die ersten Beats von Betraying The Martyrs in gemäßigtem Tempo und eröffnen „Rapture“ gemächlich, aber druckvoll. Der minimalistische Chorus des Songs baut zusammen mit den Synthesizern in der Bridge einen mythischen Vibe auf, der schnell von einem Slipknot-esken Stampfbeat überholt wird. „Eternal Machine“ ist ein großartiger Song, um ein Album auf angenehme Art und Weise zu eröffnen und bietet neben einem schönen Gitarrensolo all das, was man von Betraying The Martyrs erwarten könnte.

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Insgesamt ist die Nähe zu Stücken von Born Of Osiris durch die groovigen Breaks und unverkennbaren Synthesizer näher, als auf den letzten beiden Alben; doch ist es diese Nähe, die den Franzosen schon auf „Breathe In Life“ so unfassbar gut stand. Auch in „Parasite“ lassen Betraying The Martyrs die Instrumente aus Agrabah tanzen, während fette Breaks und die brachialen Shouts von Aaron Matts jede Menge Härte in den Sound des Albums bringen. Wechselspiele wie diese sind auch im harten „Incarcerated“ oder „The Swarm“ zu finden, während letzteres ebenfalls mit einem kurzen Gitarrensolo glänzt.

Im Beginn von „Down“ ist direkt hörbar, wie eingängig dieser Song werden kann. Der Grund dafür ist der Aufbau auf einer simplen Kadenz, die spätestens im Chorus wieder eintritt und für die „Catchiness“ dessen sorgt. Ähnlich wie im zuvorigen Track überspielen Betraying The Martyrs ihre Parts nicht, sondern reduzieren sich lieber auf einen nachvollziehbaren Beat, der hin und wieder durch vertrackte, leicht djentige Breaks unterbrochen wird. „Down“ hat etwas, das „Eternal Machine“ fehlte, ein absolutes Ohrwurmpotential durch den sehr markanten Chorus.
„The Iron Gates“ beweist, dass Betraying The Martyrs nicht nur mit den Core-Elementen ihrer Musik umzugehen wissen. Der vierte Track des Albums besticht mit großer Death Metal-Note, die mit fulminanter Orchestrierung an Druck gewinnt und spätestens im Outro des Songs an immenser Fülle gewinnt.

Ein Aspekt der auf allen Songs heraussticht, ist der Cleangesang von Victor Guillet. Teils sehr gepresst („The Sound Of Letting You Go“) fügt er sich perfekt in den Sound ein und überzeugt mit dieser sehr markanten, rauen Stimme. Dazu kommen die wirklich gut geschriebenen Refrains, die schöne Melodielinien in die Songs bringen, ohne Gitarrenriffs oder Synthesizer bloß zu verdoppeln. Doch auch „The Sound Of Letting You Go“, ein sehr symphonischer, fulminanter Song kann hier zum Problem werden. Bei diesem Song ist die Stimme von Victor klar im Fokus und wirkt fast schon aufdringlich im Vergleich zu den anderen Tracks. Der Track gehört dennoch zu den aufgeregtesten auf der Platte und weiß mit Downbeats schon jetzt Circlepits in Fahrt zu bringen. Dennoch dauerte es bis der Refrain wirklich klickte, da der Cleangesang fast schon zu dominant ist und das Timbre besonders deutlich hervorkitzelt. Ähnlich eingängig und poppig strukturiert, erscheint der Beginn und Chorus von „Imagine“, das einmal mehr an Born Of Osiris erinnert und mit großartigem Drive großen Hörspaß vermittelt.

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Die Musik auf „Rapture“ treibt zum Bewegen an, wie auch „Monster“ beweist. Hier ist es insbesondere der treibende Schlagzeugbeat, der zum Tanzen anregt. Ähnlich wie bei „The Swarm“ und „Down“ sind es die djentigen Elemente, die einen geradezu „bouncy“ Vibe erzeugen und „Monster“ zu einem Song machen, zu dem man durchweg springen kann und will. Ein Element, das auf „Rapture“ selten zu finden ist, in „Monster“ aber eben auch einen Unterschied macht, ist das Pianospiel, das mit Akkorden die Gitarren unterstützt und kurzzeitig mittels „Gruselschloss-Melodie“ Aufmerksamkeit erhascht.

Mit „Incarcerated“ findet sich ein ziemlich harter, Breakdown-betonter Track auf dem Album, dass sich vor den Namensgeber setzt. „Rapture“ sticht jedoch mit noch größerer Härte heraus. Blast Beats und ein symphonischer Sound im Stile der alten Winds Of Plague dominieren den Sound, der nun mehr ganz klar im Death Metal zu verorten ist, dann aber in einen djentigen Break mündet. „Rapture“ gipfelt die Fulminanz, die bereits in den vorherigen Stücken angedeutet wurde und treibt den Hörer mit triolischem Klavierspiel auf die Spitze. Eine Parallele zu Fleshgod Apocalypse ist nachvollziehbar und stimmig, doch wirkt dieser Song wie das Ende der Welt auf einem Album, das bisher nur teilweise offenbarte wie böse und finster Betraying The Martyrs wirklich klingen können. Mit einem stimmigen Refrain, noch mehr Blast Beats und dem groovigen Break, der nun auch von orchestralen Elementen unterstützt wird. endet „Rapture“ und damit auch das vierte Album von Betraying The Martyrs auf verdammt epische Art und Weise.

Foto: Marc Sharp / Offizielles Pressebild

ALBUM
Rapture
Künstler: Betraying The Martyrs

Erscheinungsdatum: 13.09.2019
Genre:
Label: Sumerian Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Ignite
  2. Eternal Machine
  3. Down
  4. The Iron Gates
  5. Parasite
  6. The Sound Of Letting You Go
  7. The Swarm
  8. Monster
  9. Imagine
  10. Incarcerated
  11. Rapture
Betraying The Martyrs Rapture
Betraying The Martyrs Rapture
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FAZIT
Mit klaren Death Metal-Elementen in den Riffs des düsteren „The Iron Gates“ bis hin zum poppigen Chorus von „The Sound Of Letting You Go“ oder „Imagine“ sind Betraying The Martyrs auf dem Gipfelpunkt ihres Sounds. So kombinieren die Franzosen ihre harten Metal-Elemente mit den "coreigen" Breakdowns, Djent-Aspekten und Pop-Strukturen, streuen aber hin und wieder dezente Synthesizer, sowie orchestrale Klänge mit hinein.

Das Resultat ist ein Album, das von vorne bis hinten Spaß macht und nach mehr schreit. „Rapture“ ist ebenfalls eine Platte, die von Anfang bis Ende durchläuft und durchweg spannend bleibt und direkt danach wieder gehört werden kann. Die Stärken der Band sind nicht nur in den harten Breaks und poppigen Refrains zu finden, sondern durch das Gesamtbild, das auf „Rapture“ geschaffen wird, erkennbar. Betraying The Martyrs liefern ein in sich so stimmiges Album ab, das möglicherweise deren bisher stärkste Platte ist und noch einige Male mehr in ganzer Länge gehört werden will!