Review

HardcorePunkrock

Kritik: Be Well - "The Weight And The Cost"

Be Well. Kennt ihr nicht? Aber sicherlich kennt ihr Bands wie Thrice, Turnstile und Hot Water Music. Alles Bands, an ...

VON

Be Well. Kennt ihr nicht? Aber sicherlich kennt ihr Bands wie Thrice, Turnstile und Hot Water Music. Alles Bands, an deren Alben Sänger und Produzent Brian McTernan mitgearbeitet hat.

Der Battery-Frontmann hat seit der Bandauflösung im Jahre 2000 hauptsächlich die Produzentenrolle wahrgenommen, darüber hinaus persönliche Veränderungen durchgemacht und startet nun als Frontmann von Be Well neu durch. Mit von der Partie sind darüber hinaus Mike Schleibaum (Darkest Hour, Battery), Aaron Dalbec (Bane), Peter Tsouras und Shane Johnson (beide Fairweather). Das Debütalbum der neuen Kombo heißt „The Weight And The Cost“ und kommt zugleich mit elf Titeln daher.

Wir haben uns die ersten Songs der Band genau angehört und “warnen” euch vor: Diese Platte ist ehrlich und dunkel.

Be Well nehmen uns auf „The Weight And The Cost“ mit auf eine persönliche Reise

Der Inhalt der einzelnen Songs auf „The Weight And The Cost“ handeln von einem zentralen Thema. Auf der ersten Platte der Band thematisiert McTernan seine Gedanken und Erfahrungen mit seiner Depression. Die Intention dahinter ist eine Aussprache mit den Hörern und ein offener Umgang mit der Krankheit. McTernan selbst sagt dazu:

„Ich hoffe, dass die Leute nicht darauf hören und sagen: ‚Scheiße, jetzt fühle ich mich noch schlechter! Ich hoffe, dass die Leute sich das anhören und sagen: Weißt du was? Ich muss den Menschen um mich herum sagen, was mit mir los ist.’ Und da kommt man zur Hoffnung, denn ich habe in den Texten deutlich gemacht, dass an diesem Gefühl nichts Gutes dran ist und ich das nicht mehr mit mir herumtragen will.”

Anmerkung der Redaktion: Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer belastenden Situation befindest, dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege aus schwierigen Situationen finden und eine tolle Stütze sein können. Danke, dass du es versuchst!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Es ist spürbar, dass beim Schreibprozess der Sound von Be Well durch die Lyrics gesteuert wurde. Ebenso ist McTernans auffallende Stimmfarbe (besonders in den Höhen) prägend für das Album, macht die Messages der Songs spürbar und authentisch und definiert den Sound der Band.

Das Album beginnt mit dem Titel „Meaningless Measures“. Beginnend mit dem Trommelwirbel ist direkt klar, dass diese Musik ihren eigenen Kopf hat. Sei es durch den treibenden und gradlinigen Drive, der dem Stück innewohnt, den speziellen Gesang von McTernan oder der straighte Hardcore-Drumbeat.

Dieser spielt den gesamten Song über durch und fungiert als roter Faden, während die unterschiedlichen Gitarrenriffs und Gesangspassagen für die Stimmung des Stücks zuständig sind.

„Magic“ hingegen ist ein eher stampfender, langsamerer Song. Die Deadnotes der Gitarren unterstützen dabei den roughen Charakter des Songs, der durch die gerufenen Vocals vervollständigt wird. Dies wird besonders dann deutlich, wenn sich die Gesangsstimme an der ein oder anderen Stelle leicht überschlägt, wodurch der Gesang und der Text an Authentizität gewinnen.

Der eingefügte Trommelwirbel innerhalb des Stücks löst sich in den gleichen Beat wie zuvor auf, was nicht sonderlich schlüssig ist, da die Spannung scheinbar grundlos gesteigert wurde. Der ruhigere Gesang im Mittelteil des Tracks wird tiefer gesungen, wodurch eine zweite Klangfarbe im Gesang von McTernan dargeboten wird, die den sonst sehr aufdrängenden und direkten Sound der Vocals auflockert.

Von musikalischer Seite aus sind die einzelnen Songs sich in ihrem Stil recht ähnlich, sodass einzelne Elemente häufiger auftreten. So wird der Wechsel aus melodischen Parts und Doubletime/Blastbeat-Rhythmen in „Morning Light“, „Each Passing Day“ und „Longig“ verwendet.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Darüber hinaus wird deutlich, dass die Messages der einzelnen Songs und die persönliche Verarbeitung während des Schreibprozesses für Be Well im Vordergrund standen. Die musikalische Ausarbeitung spielt hierbei eher eine begleitende Rolle.

„The Weight And The Cost“ wagt sich dann doch einen Schritt weiter und stellt in seinem Gesamtkonzept sogleich eines der Highlights auf dem gleichnamigen Album dar. Der zuvor bereits erwähnte melodische, tiefere Gesang verpackt die Emotionen der Lyrics in einer besonderen Art und Weise, die beim Hörer direkt ankommt.

Das Spiel aus Drive und Dynamik, die Schwankungen zwischen Ruhe und Härte spiegeln die im Text beschriebene Zerrissenheit wider. Zusätzlich erschaffen die Gitarren des Songs einen Soundteppich, der den Song füllt, während das Schlagzeug durch einzelne Peaks Akzente setzt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

„Strength For Breath“ ist einer der Songs, die bereits vor Veröffentlichung des Albums erschienen ist. Der treibende Blastbeat erinnert sogleich an den Hardcore der 90er Jahre. Darüber hinaus werden durch die Harmonien innerhalb des Songs auch Punk-Einflüsse deutlich. Auch die anderen bereits veröffentlichten Singles wie „Frozen“ oder „Confessional“ drücken durch ihre musikalische Ausarbeitung eine Verletzbarkeit und Authentizität aus, wie man es nicht häufig sieht.

Besonders „Confessional“ überzeugt durch das Zusammenspiel aus rougher Strophe und melodischem Refrain. Das hierzu veröffentlichte Video stellt die visuelle Brücke aus Text und Musik dar und rundet das Stück gelungen an. Darüber hinaus schließt der Song an letzter Position im Album auch selbiges ab und blickt positiv in die Zukunft.

Foto: Casandra Strafer / Offizielles Pressebild

ALBUM
The Weight And The Cost
Künstler: Be Well

Erscheinungsdatum: 21.08.2020
Genre: ,
Label: Equal Vision, End Hits Records
Medium: CD

Tracklist:
  1. Meaningless Measures
  2. Magic
  3. Strength For Breathe
  4. Tiny Little Pieces
  5. Morning Light
  6. The Weight And The Cost
  7. Each Passing Day
  8. Frozen
  9. Aperture
  10. Longing
  11. Confessional
Be Well The Weight And The Cost
Be Well The Weight And The Cost
7.5
FAZIT
Das Debütalbum „The Weight And The Cost“ von Be Well ist vor allem eins: Persönlich. Sänger Brian McTernan nimmt den Hörer mit zu seinen eigenen emotionalen Tiefpunkten und verarbeitet diese zugleich. Darüber hinaus möchte die Band mit einem guten Beispiel vorangehen und den Hörer dazu bewegen, sich zu öffnen und Probleme anzusprechen.

Die Message der einzelnen Songs steht absolut im Vordergrund, sodass die musikalische Ausfertigung an der ein oder anderen Stelle repetitiv wirkt und generell eine recht schmale Bandbreite bedient. Darüber hinaus sind die Songs straight und fordern durch ihre direkt-drückende Art und Weise. Wer also Lust auf ein Album hat, das unter die Haut geht und obendrein noch die Musik von Bands wie Have Heart oder Bane mag, der sollte sich die Zeit nehmen. Die Band hat definitiv etwas zu sagen.