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AlternativeRock

Kritik: Badflower - "This Is How The World Ends"

Dass es Badflower dramatisch mögen und dafür auch nur zu gerne mal einen tiefgehenden Seelenstriptease auf die Bühne legen, ist ...

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Dass es Badflower dramatisch mögen und dafür auch nur zu gerne mal einen tiefgehenden Seelenstriptease auf die Bühne legen, ist sicherlich auch einer der Gründe, weshalb die vierköpfige Kombo aus LA 2018 mit ihrer Single „Ghost“ und ihrem Debüt „Ok, I’m Sick“, back in 2018, durch die Szene-Decke gegangen ist.

Am Freitag veröffentlichte das Quartett mit ihrer Platte „This is How The World Ends“ nun einen Nachfolger. Was euch darin erwartet, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Badflower geben mit „This is How The World Ends“ ein Update zur aktuellen Gefühlslage

In gewohnter Badflower-Manier geht es auch diesmal um persönliche Tiefschläge und Weltschmerz. Was passt also besser, als direkt mit einer Liebes-Ballade einzusteigen und ein ausgiebiges Bad in Selbstmitleid zu nehmen? Der Song ist nicht schlecht, aber sicherlich auch kein Highlight und plätschert eher gemächlich vor sich hin.

Gut, dass sich die Songs im weiteren Verlauf steigern. Auf den schwachen Einstieg folgen Songs wie „Fukboi“, „Stalker“ oder „Tethered“, die mit eingängigen Melodien oder experimentellen Songstrukturen glänzen. Und auch in den ruhigeren Tracks wie „Family“ oder „She Knows“ zeigen die Jungs, was sie draufhaben.

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Sänger Josh Katz nimmt auch diesmal kein Blatt vor den Mund. „This is How The World Ends“ bietet jenen einen Output, die sich einsam und unverstanden fühlen. Er spricht geradeheraus, was er fühlt und hält seine Gedanken dabei nicht zurück. Egal wie verstörend, beleidigend oder grausam diese sein können.

Dabei versteckt er Sätze wie „I kill myself“ („Sasshole“) unter fröhlichen Melodien oder bittet voller Verzweiflung darum ihn nicht zu hassen: „Don’t hate me“ („Family“), um an anderer Stelle die Zeile: „(…) more than I hate myself“ („Don’t Hate Me“) hinterher zu schieben. Immerhin gesteht er sich im selben Song auch gleich ein, dass er Hilfe gebrauchen könnte. Besser wäre das villeicht, wenn man, begleitet von der Akustikgitarre, im letzten Song erfährt: „Tonight I light a Candle and fantasize my Funeral“ („My Funeral“).

Anmerkung der Redaktion: Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer belastenden Situation befindest, dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege aus schwierigen Situationen finden und eine tolle Stütze sein können. Danke, dass du es versuchst!

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Sollte man sich Sorgen machen? Später im Text stellt er zumindest klar: „The truth is I’m afraid of death I never could commit to that“ und ergänzt nebenbei noch schnell, dass es geflüchteten Menschen doch viel schlechter ginge als ihm: „While immigrants and refugees ride blow up rafts through deadly seas. And here I am a privileged me, with no concept for suffering“. Was für mich an dieser Stelle zwar gut gemeint, aber irgendwie fragwürdig und fehl am Platz wirkt. Vor allem wenn er dann auch noch: „I think I’ll shut the fuck up and donate to a charity“ ergänzt.

Abwechslungsreicher Alternative Rock trifft kreative Experimentierfreude und schwere Lyrics

Auch wenn man es stark vermuten könnte, widmet sich die Kombo auf ihrer neuen Platte nicht nur ihren eignenen Problemen, sondern nehmen u.a. auch bezug auf Sexismus („Stalker“) oder Krieg und Waffengewalt („Machine Gun“). Musikalisch als auch lyrisch kommt das Album mit einem My Chemical Romance-Vibe, der immer mal wieder aufploppt und in den 2000er Jahren schwelgen lässt. Badflower hätten mit ihren Songs und den Themen, die sie in ihrer Musik aufgreifen, seinerzeit prima auf der „Emo-Welle“ reiten können.

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Tja, die Zeiten sind vorbei. Doch stattdessen hat die Bande den aktuellen musikalischen Zeitgeist eingefangen und die Vibes von damals in modernen Alternative-Rock transferiert. Ihre Songs orientieren sich an modernen Trends, sind abwechslungsreich und bleiben im Kopf. Der perfekte Soundtrack für die „Emo-Kids“ von heute, die sich nach mehr Akzeptanz, Toleranz und Geborgenheit sehnen. Aber sicherlich auch eine Alternative für die „Emo-Kids“ von früher, die alte Erinnerung mit neuer Musik untermalen möchten.

Foto: Badflower / Offizielles Pressebild

ALBUM
This Is How The World Ends
Künstler: Badflower

Erscheinungsdatum: 24.09.2021
Genre: ,
Label: Universal
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Adolescent Love
  2. Funkboi
  3. Family
  4. Johnny Wants To Fight
  5. Stalker
  6. Everyone's An Asshole
  7. She Knows
  8. Only Love
  9. Sasshole
  10. Don't Hate Me
  11. Tethered
  12. Machine Gun
  13. My Funeral
Badflower This Is How The World Ends
Badflower This Is How The World Ends
7.5
FAZIT
Mit „This Is How The World Ends“ liefern Badflower ein modernes Album, das sich ausgezeichnet an den Vorgänger anschließt. Ruhige als auch härtere Songs halten sich ebenso die Waage wie starke als auch eher schwächere Songs und werden allesamt mit viel Herzschmerz und Wehmut unterlegt. Positive Gute-Laune Zeilen sucht man hier vergebens. Die düsteren Texte, die sich ausschließlich mit Depression und Weltschmerz auseinandersetzen, sind sicherlich nichts für Zartbesaitete.

Dennoch oder gerade deswegen bieten Badflower mit ihrer neuen Platte den perfekten Soundtrack für die „Emo-Kids“ von heute, die sich nach mehr Akzeptanz, Toleranz und einem Gefühl von „Ich bin mit meinen Problemen nicht allein“ sehnen. Und alle, die eigentlich eh nicht so genau hinhören kriegen eine Ladung ausgezeichneten Alternative-Rock.