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Kritik: Avenged Sevenfold - "Life Is But A Dream..."

Avenged Sevenfold melden sich zurück! Mit „Life Is But A Dream…“ legt die Band ihr achtes Studioalbum vor. Davor gab ...

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Avenged Sevenfold melden sich zurück! Mit „Life Is But A Dream…“ legt die Band ihr achtes Studioalbum vor. Davor gab es seit dem 2016 veröffentlichten „The Stage“ kein weiteres Album. Die Entstehungszeit des neuen Albums soll vier Jahre betragen haben. Ob sich diese Zeit gelohnt hat?

 

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Avenged Sevenfold mit Retro-Sound

Nach einem kurzen Akustikgitarren-Interlude dauert es nur kurz, bis die brachialen Gitarren einschlagen. Dabei klingt „Game Over“ zu Beginn des Albums vor allem durch den mesmerisierenden Gesang durchweg nach System Of A Down, was am Tempo und dem Serj Tankian-esken Gesang liegen mag. Relativ schnell wird allerdings klar, dass die Gitarrensprache zusammen mit dem Schlagzeug einen Unterschied machen.

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Insgesamt wirkt die musikalische Strategie von „Game Over“ fast schon theatralisch, was mit einem kurzen Interlude bestätigt wird und kurzzeitig an Dream Theaters „Metropolis II: Scenes From A Memory“ erinnert, das ebenfalls mit rezitativen Parts arbeitet und so auf ein starkes Narrativ aufbaut. Insgesamt wirkt es so, als hätten A7X ihren Sound in einen Retro-Kontext gepackt…

Theatral und ungewohnt

Der theatralische Vibe bleibt auch auf dem zweiten Track erhalten, kommt aber mit klar fokussierten Gitarrenriffs anders um die Ecke. Irgendwie klingt das, was Avenged Sevenfold hier liefern, nicht nach 2023. In einem Retrogewand erinnert vieles an der musikalischen Dramaturgie an den Prog Rock der 1970er Jahre und entpuppt sich als etwas, was man von der Band wohl eher nicht erwartet hätte. Vertrackte Riffs halten „Mattel“ spannend.

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„Nobody“ als Single mag viele Fragezeichen provoziert haben, im Kontext des Albums ergibt der Track jedoch mehr Sinn. So richtig zünden will der Song aber nicht. Auch „We Love You“ wurde als Single ausgekoppelt. Der Track erinnert mit seinen spielerischen Elementen an Bands wie Haken und zeigt A7X eindeutig von einer Prog Metal-Seite, die man so bisher kaum von ihnen zu hören bekam. Experimentell und wechselhaft fehlt es jedoch auch etwas an Struktur in einem Song, der etwas zusammengeklatscht erscheint

A7X gone Prog

Mit 7:31 Minuten Spielzeit ist „Cosmic“ der längste Track des Albums. Zeit nimmt sich die Band auf diesem Track definitiv. Es dauert, bis sich „Cosmic“ aufbaut und in Prog Rock-Sphären windet, die mit virtuosem Gitarrenspiel an Bands wie King Crimson und Rush erinnern. Mit Metalcore hat hier wirklich gar nichts mehr zu tun.

Stattdessen wandert der Track in eine Klavier-getriebene Ballade. Mit harmonischem Background und guter Melodieführung blüht „Cosmic“ über seine Spieldauer wahrlich in angenehmen Sphären auf. Wenn man sich auf das Album eingelassen hat, gelingt es spätestens jetzt den Sound zu genießen.

 

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„Beautiful Morning“ haut kurzzeitig drauf, um dann sein Tempo abrupt zu ändern. Auch hier klingen A7X eher nach Queensryche als nach Trivium, All That Remains oder anderen Metalbands, die eigentlich im selben Atemzug mit Avenged Sevenfold genannt werden würden.

Was ist mit dem typischen Avenged Sevenfold-Sound passiert?

Der Vocoder-lastige Anfang von „Easier“ markiert einen Ruhepol auf dem Album, der von einer ähnlich balladesken Seite wie „We Love You“ und stampfenden Beats überrumpelt wird. Etwas rockiger als zuvor verliert sich der Track in nicht zu vielen Spielereien, außer einem verspielten Gitarrenoutro.

„G“ hingegen zollt dem Progressive Rock der 1980er Jahre Tribut und erinnert mit seiner Quirkyness erneut an Haken. Mit einem gewissen Psycho Vibe baut „G“ auf die vielen Fragezeichen, die sich Fans der Band potentiell stellen könnten.

Überraschungen am Ende?

Auch die letzten drei Tracks des Albums bringen weiteren Überraschungen mit sich. Wer hätte gedacht, dass „(O)rdinary“ mit Funk Rock Gitarren und einem psychedelic Pop Vibe beginnt und in ein kitschig balladeskes Stück namens „(D)eath“ mündet. Irgendwo zwischen Chanson und Schlagerpop schweben Streicher, während ein E-Piano danach schreit, dass A7X zu viel Dream Theater gehört haben.

Bei allem Kitsch ist „(D)eath“ ein durchweg schön geschriebenes Stück, das mit theatralem Einschlag konsolidiert, dass wir hier eine astreine Rockoper hören. Die orchestralen Elemente, oder der Melitta-Kaffeewerbungsvibe, den „Life Is But A Dream…“ als Intro für das letzte Stück des Albums offenbart, baut ein Narrativ auf, das sich für Prog-Fans zweifelsfrei in den Duktus eines Konzeptalbums einbaut.

Ob es den Fans, die A7X für ihren straighten Metalsound feiern, gefällt, bleibt abzuwarten. Das Klavierstück zu Ende des Albums agiert gegen Ende eigenwillig und beendet das Album wie einen Film, bei dem man nicht so richtig weiß, was er eigentlich aussagen will.

 

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Foto: Brian Catelle / Offizielles Pressebild

ALBUM
Life Is But A Dream…
Künstler: Avenged Sevenfold

Erscheinungsdatum: 02.06.2023
Genre: , ,
Label: Warner Music
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Game Over
  2. Mattel
  3. Nobody
  4. We Love You
  5. Cosmic
  6. Beautiful Morning
  7. Easier
  8. G
  9. (O)rdinary
  10. (D)eath
  11. Life Is But A Dream...
Avenged Sevenfold Life Is But A Dream...
Avenged Sevenfold Life Is But A Dream...
6.5
FAZIT
Am Ende weiß man nicht so recht, was die Vision von Avenged Sevenfold ist. Irgendwo zwischen Prog Rock der alten Schule, 2000er Metalcore und Prog Metal der 1990er liegt das, was das achte Album offenbart. Damit knüpft die Band an die Prog-Experimente von "The Stage" an, lässt aber das gewisse Etwas im Sound vermissen.

Mal episch, mal verspielt und vertrackt, ist „Life Is But A Dream“ ein Album, das definitiv auffällt und aufzeigt, dass A7X sich bestens in der Pop-Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts auskennen. Die Band experimentiert und der Metalcore-Sound kommt nur selten zu Gesicht. Stattdessen bietet das Album eine Reise in Sphären, die teils etwas zu verkopft wirken, aber immerhin spannender sind als hätte die Band sich erneut selbst wiederholt.