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Kritik: Avatar - "Hunter Gatherer"

Finster und bedrückend verabschieden sich Avatar aus ihrem humoristischen Königreich „Avatar Country“ und stürzen sich mit ihrem achten Album „Hunter ...

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Finster und bedrückend verabschieden sich Avatar aus ihrem humoristischen Königreich „Avatar Country“ und stürzen sich mit ihrem achten Album „Hunter Gatherer“ in die dunklen Abgründe der Menschheit.

Die zehn neuen Tracks der fünfköpfigen Truppe aus Schweden markieren den Beginn einer unheilvollen neuen Ära. Während wir im Vorgänger noch komödiantisch dem König ihres Reiches huldigen durften, stolpern wir bereits mit Song Nummer eins „Silence in the Age Of Apes“ kopfüber in die Welt einer Erdbevölkerung, die haltlos auf eine ungewisse Zukunft zusteuert und sich mit überlegener Technologie, Entbehrung und grauenhaftem Schrecken konfrontiert sieht.

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Avatar bieten auf „Hunter Gatherer“ Vielseitigkeit in düsterer Atmosphäre

Alarmiert durch eine Sirene, die sich abwechselnd von rechts und links durch die Lautsprecher schwingt, klingt der nachfolgende Titel „Colossus“ wie die Begleitung einer marschierenden Armee. Allen voran Frontmann Johannes Eckerström und eine böse Version seiner unglaublich facettenreichen Stimme.

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Bei dem, was darauf folgt, schießen mir unweigerlich die Assoziationen „Wind of Change“ und „Toxicity“ in den Kopf. Unter dem Namen „A Secret Door“ verwandeln sich die zunächst warmen Synthie-Sounds in ein aufregendes Wechselspiel sanfter und rauer Töne. Daran teilzuhaben hat sich auch Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) nicht nehmen lassen und leistet seinen Beitrag in Form einer gepfiffenen Melodie, die sich dominant über das Stück legt.

Der eingängige Gastbeitrag, gepaart mit dem alternativen Touch des Songs ergeben mein persönliches Highlight des Albums, oder um es mit den Worten des Songs zu sagen: „Listen, you have to try“, denn „I am blown away.“

Ebenfalls bemerkenswert ist der beständige Einsatz von Synthesizern, welcher sich von vorne bis hinten durch das Album zieht. Kaum ein Song wird nicht vom dramatischen Ambient an die Hand genommen, in den Song begleitet und dort am Ende auch wieder abgeholt.

Im Einklang mit den wabernden Bässen erzeugen die synthetischen Klänge eine atmosphärische Stimmung, die auf das gesamte Album sehr schön abgestimmt ist und dem Ganzen einen gewissen postapokalyptischen Charme verleiht.

Trotz all der elektronischen Spielereien lassen sowohl starke Gitarrensoli und eingängiges Riffing, wie sie z.B. in „Justice“ zu finden sind, als auch geballte Härte a la „When All But Force Has Vailed“, den Metal nicht zu kurz kommen.

Darüber hinaus bieten Songs, wie „God of Sick Dreams“, beste Voraussetzungen, als Ohrwurm hängen zu bleiben und provozieren geradezu das Headbanging. Da kann man dann auch gerne mal über den eher schwächeren Song „Scream Until You Wake“ hinwegsehen, bei dessen Potenzial sicherlich mehr hätte drin sein können.

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Einen deutlichen Kontrast zur harten Seite des Albums setzt kurz vor Ende die minimalistische Ballade „Gun“. Wer nicht genug von Eckerströms einmaliger Stimme bekommt, darf sich hier ganz besonders freuen. Vor dem Hintergrund eines leise aufziehenden Synth-Gewitters stellt Eckerström, vom Klavier begleitet, wieder einmal seine gesangliche Bandbreite unter Beweis.

Auch wenn der Song an sich nicht schlecht ist und die Stimme hervorragend sitzt, wirkt er leider etwas fad und scheint auf der Suche nach dem gewissen Etwas noch nicht ganz fündig geworden zu sein.

Deutlich abwechslungsreicher hingegen bieten die Jungs aus Göteborg mit „Child“ ausgeprägten Maximalismus. Denn während man gerade noch der grausamen Geschichte eines Kindes und seiner lebendig begrabenen Mutter folgt, findet man sich plötzlich zwischen melodiösem Hardcore und einer progressiven Power-Metal-Hymne wieder. Wenn Avatar mit diesem Album eins beweisen, dann ist es ihr enorme Vielseitigkeit.

Als wäre das noch nicht genug, versinkt der krönende Abschluss „Wormhole“ mit kreischenden Gitarren und dissonanten Bässen im Chaos. Zusammen mit Eckerströms unablässigen Hinweis „the wormhole is closing“ erzeugt der Song ein beklemmendes Gefühl, als bleibe einem tatsächlich kaum Zeit, das Wurmloch zu erreichen und die schreckliche Welt, in der die Geschichten von „Hunter Gatherer“ verortet sind, zu verlassen und der Dunkelheit zu entfliehen.

Foto: Avatar / YouTube: „Silence in the Age of Apes (Official Music Video)“

ALBUM
Hunter Gatherer
Künstler: Avatar

Erscheinungsdatum: 07.08.2020
Genre: , ,
Label: eOne Music
Medium: CD

Tracklist:
  1. Silence In The Age Of Apes
  2. Colossus
  3. A Secret Door
  4. Good Of Sick Dreams
  5. Scream Until You Awake
  6. Child
  7. Justice
  8. Gun
  9. When All But Force Has Failed
  10. Wormhole
Avatar Hunter Gatherer
Avatar Hunter Gatherer
8.5
FAZIT
Eindrucksvoll kreieren Avatar mit „Hunter Gatherer“ modernen Metal und eine in sich geschlossene, düstere Atmosphäre, die seine Hörer voll und ganz in die Geschichten der Songs eintauchen lässt.

Auch wenn bei dem Sprung durchs Wurmloch der ein oder andere Song etwas auf der Strecke geblieben zu sein scheint, sorgen die aufeinander abgestimmten Tempowechsel, tollen Riffs, stampfenden Drums und sphärischen Klänge für eine ausgewogene Abwechslung, die „Hunter Gatherer“ zwischen all dem dystopischen Gräuel glänzen lassen.