Review
MetalcorePost-Hardcore
Kritik: Annisokay - "Abyss Pt. 1"
Gut 2,5 Jahre ist es jetzt her, dass Annisokay mit „Aurora“ die erste LP mit ihrem neuen Shouter Rudi Schwarzer ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 21/09/2023
Gut 2,5 Jahre ist es jetzt her, dass Annisokay mit „Aurora“ die erste LP mit ihrem neuen Shouter Rudi Schwarzer veröffentlichten. Mit „Aurora“ ging es seinerzeit immerhin auf Platz 18 der deutschen Charts und damit so hoch nach oben wie nie zuvor. Auch in der Folgezeit war die Band aus Halle (Saale) keineswegs untätig. Zum einen konnten Annisokay nach der Corona-Zwangspause endlich wieder Live-Shows spielen – und taten dies auch sehr erfolgreich. Zum anderen gab es im vergangenen Jahr noch einmal eine Deluxe Edition von „Aurora“.
Man muss den Hunger der Fans ja schließlich stillen. Und genau das wird wohl auch der Grund sein, weshalb man das neueste Werk des Quartetts – „Abyss“ – ganz offensichtlich häppchenweise unters Volk bringen will. Denn in dieser Woche gibt es zunächst „nur“ Part 1 als EP auf die Ohren. Das lässt darauf schließen, dass es zumindest einen weiteren Part geben wird. Oder vielleicht sogar mehrere?
So viel Aufmerksamkeit wie möglich generieren
Marketingtechnisch ist das sicher keine ganz dumme Idee. Hat man bei einem Album nur einmal die Aufmerksamkeit der Branche, kann man diese auf mehrere Zeiträume verteilen, wenn es eben mehrere Teile einer Neuveröffentlichung gibt. Wenn man dann – wie Annisokay – auch noch große Teile der EP schon vorab nach und nach als Singles veröffentlicht, hat man die maximale Aufmerksamkeit sicher. Das klingt jetzt alles negativer als es gemeint ist. Annisokay passen sich hier schließlich sehr geschickt den Gegebenheiten des Marktes an. Und entscheidend ist bekanntlich immer noch die Musik – also gehen wir rein in „Abyss Pt.1“.
Annisokay starten druckvoll
Die EP startet gleich mit einem imposanten Intro namens „Into The Abyss“, das sich zwar im weiteren Verlauf noch entwickelt. Dennoch bleibt der Intro-Charakter. Bei ohnehin nur sechs Songs den ersten Song weitgehend als Intro zu nutzen – das ist schon eine Ansage. Aber wollen wir mal großzügig sein und den Song als Intro für den gesamten „Abyss“-Komplex verstehen.
So richtig los geht es dann aber mit dem bereits veröffentlichten Track „Human“. Hier fällt früh auf, dass Annisokay ihren grundsätzlichen Stil auf „Abyss Pt.1“ beibehalten wollen. Die ohnehin schon druckvolle Soundwand aus Drums und Gitarren wird von viel Elektronik unterstützt.
„Human“ kommt aufgrund der stampfenden Gitarren dabei besonders imposant daher. Was noch auffällt: Die Band schafft es wieder einmal, Shouts und Clean-Vocals abseits der ausgetrampelten Pfade einzusetzen. Die Strophen geschrien, die Refrains gesungen? So einfach ist es bei Annisokay zum Glück nicht. Das macht die ganze Sache deutlich abwechslungsreicher, führt – auch das ist nichts neues – aber auch dazu, dass Mastermind Christoph Wieczorek insgesamt die deutlich größeren Gesangsanteile hat.
Das bleibt auch auf dem folgenden, noch unveröffentlichten Song „Ultraviolet“ so. Die größte Stärke des Songs liegt darin, dass die Band die Balance halten kann. Kein 08/15-Metalcore, aber immer noch so strukturiert und fokussiert, dass man sich nicht völlig im Song verliert und der Refrain im Ohr bleibt.
Mit viel Synthie-Einsatz direkt ins Ohr
Erwähnung finden sollte auch „Calamity“, der mit einem markanten Synthie-Intro schon fast an die 80er erinnert und auch darüber hinaus zunächst wenig mit Metalcore zu tun hat. Die massive Produktion und die zurückhaltend eingesetzten Shouts führen aber dazu, dass der Song einerseits wohl die meisten Pop-Einflüsse hat, andererseits aber auch nicht völlig aus dem Rahmen fällt. Vom brutalen Ende des Songs einmal ganz zu schweigen.
Mit „Time“ endet dieser erste Teil von „Abyss“ dann auch schon. Eigentlich schade, denn Annisokay machen auf der EP durchaus Lust auf mehr. „Abyss Pt.1“ überzeugt, weil die Band sich mit ihrer Songstruktur und dem Gesang ausreichend vom Metalcore-Mainstream absetzen – und doch genau diese Zielgruppe bedienen können. Wir sind gespannt, was der nächste „Abyss“-Part bringen wird.
Foto: Timo Ehlert / Offizielles Pressebild
Abyss Pt. I (EP)
Künstler: Annisokay
Erscheinungsdatum: 22.09.2023
Genre: Alternative, Metalcore, Post-Hardcore
Label: Arising Empire
Medium: CD, Vinyl, etc
- Into The Abyss
- Human
- Ultraviolet
- Throne Of The Sunset
- Calamity
- Time
More Reviews