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Kritik: Animals As Leaders "Parrhesia"

Lang, lang ist es her. Genau genommen vergingen ganze sechs Jahre, seitdem Animals As Leaders, das Trio um Gitarrenvirtuosen Tosin ...

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Lang, lang ist es her. Genau genommen vergingen ganze sechs Jahre, seitdem Animals As Leaders, das Trio um Gitarrenvirtuosen Tosin Abasi, ihr letztes Album „The Madness Of Many“ veröffentlichten. Im vergangenen Jahr wurde dann die Katze aus dem Sack gelassen und der neue, neun Song-starke und sehnlichst erwartete Longplayer „Parrhesia“ angekündigt. Dieser erscheint bereits am 25 März 2022 via Sumerian Records und konnte mit seiner ersten Single-Auskopplung bereits erste Wellen schlagen.

Bei Animals As Leaders handelt es sich um eine Band, die ein ganzes Genre neu definiert hat. Vielen Kritikern war es beinahe neu, dass gesanglose Musik so viele Emotionen transportieren konnte und gleichzeitig technisch auf einem derart hohen Level anzusiedeln war.

„Parrhesia“ beginnt mit dem Song „Conflict Cartography“. Darin bauen sich die rhythmischen Snare-Schläge gemeinsam mit der zweispurigen Gitarren-Line kontinuierlich auf. Es wirkt dabei so, als gäbe es zwei Lead-Spuren, welche übereinander gelegt wurden und dennoch vollständig matchen.

Das Zusammenspiel der beiden Gitarristen ist dabei auffallend. Teilweise ist es so, als würden sich Tosin Abasi und Javier Rayes gegenseitig unterstützen, im nächsten Moment ufert das Spiel in einen Call and Response aus. Zum Ende hin legt der Song noch einen Zahn zu und forciert seine Intensität durch satte Snare-Schläge, bei denen man feuchte Hände bekommt, so extatisch wird dieses raumfüllende Stück Musik.

Visualisierung, die einen Bogen schlägt

„Monomyth“ ist einer der Songs, die bereits vorab veröffentlicht wurden. Das Video zum treibenden, pressierenden Track beinhaltet eine eindrucksvolle Tanzchoreographie, welche zugleich eine Verbindung zum Song „The Problem Of Other Minds“ schlägt, welcher ebenfalls auf „Parrhesia“ enthalten ist. Somit wird auch die visuelle Komponente gekonnt eingebunden und bis zum Schluss durchdacht. Ein Qualitätsmerkmal, für das Animals As Leaders auch in der Vergangenheit standen.

Die staccato gespielten Gitarren, welche von der Bassdrum imitiert werden, üben ab der ersten Sekunde einen solchen Druck aus, welcher lediglich durch den melodischen Zwischenteil gelöst werden kann. Damit gibt die Band eine kurze Verschnaufpause, eine Art Cool Down, ehe es zum Ende hin erneut eine hohe Intensität an harten, schnellen Riffs gibt.

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Anders als sein Video-Pendant kommt „The Problem Of Other Minds“ mit einer deutlich reduzierteren Anzahl an Instrumenten und Spuren aus. Das bassige Riff wirkt dabei auf eine andere Art und Weise, gibt Raum zur Interpretation, besitzt darüber hinaus, trotz allem die klassische Animals As Leaders-Handschrift.

Animals As Leaders rekombinieren den eigenen Stil

Bei der Tracktitel-Auswahl ist häufig Kreativität gefragt und so findet sich auf „Parrhesia“ ein Song namens „Red Miso“. Dieser spielt zu Beginn mit dem stark eingestellten Reverb der Gitarren und einzelnen Flageoletttönen. Der warme, smoothe und teilweise leicht bluesige Gitarrensound steht dabei im Kontrast zur hart gespielten Bassline des Songs. Beinahe unterschwellig steigert sich das Stück um in einem hausgemachten Breakdown zu münden. Dieser überrascht beinahe beim Hören, da die Steigerung der Intensität eher zurückhalten und unterschwellig vonstatten geht.

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„Gestaltzerfall“. Ein Wort, das in nicht-deutschen Ohren wohl kaum deutscher klingen mag. Die Härte, die der deutschen Sprache häufig zugesagt wird, findet sich auch in diesem Song wieder. Dabei schaffen Animals As Leaders eine atmosphärische Kälte, die durch einen Soundteppich hervorgerufen wird, der seinesgleichen sucht. Das Ganze ergänzt durch einen deutlich elektronischen Anteil, welcher dem Gesamtwerk einen melodischen Touch verleiht.

„Perrhesia“ macht Musik spürbar

Mit dem Song „Thoughts and Prayers“ gelingt es der Band, eine klare Verbindung zum Titel herzustellen. So beginnt der Track mit cleanen, verträumten Gitarren, die eine ordentliche Portion Delay abbekommen haben. Diese laden zum Träumen und Nachdenken an, nur um durch einen musikalischen Bruch deutlich fordernder, härter und beinahe verzweifelt wiederzukehren. Das anfängliche Riff findet sich in einer Umgebung aus harten Drums wieder. Diese Band weiß einfach, wie man Gefühle beim Hören weckt, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen.

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Der Stil von „Micro-Aggressions“ geht in eine klassischere Metal-Richtung. Dabei wirkt das Stück unglaublich wütend, schnell und versprüht durch seine zwischenzeitliche Stimmung ein Gefühl, welches auf eine gewisse Art und Weise an den Sound von Bands, wie Avenged Sevenfold erinnert.

„Gordian Naught“ beendet ein eindrucksvolles Album so, wie es zuvor begonnen hat. Unruhig, hektisch, progressiv und trotz allem mit einer reduzierteren Härte im Vergleich zu den vorherigen Tracks. Bei diesem Song wirkt das Riff zum Ende hin ein Stück weit langatmig. Es soll an dieser Stelle aber gesagt sein, dass dieser Gedanke dem restlichen Album absolut fern blieb.

Foto: Animals As Leaders / Offizielles Pressebild

ALBUM
Parrhesia
Künstler: Animals As Leaders

Erscheinungsdatum: 25.03.2022
Genre: ,
Label: Sumerian Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Conflict Cartography
  2. Monomyth
  3. Red Miso
  4. Gestaltzerfall
  5. Asahi
  6. The Problem of Other Minds
  7. Thoughts and Prayers
  8. Micro-Aggressions
  9. Gordian Naught
Animals As Leaders Parrhesia
Animals As Leaders Parrhesia
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FAZIT
Mit „Perrhesia“ knüpfen Animals As Leaders an das sechs Jahre alte Album „The Madness Of Many“ an. Die Band, die einen ganz eigenen Stil kreierte, wirkt nach wie vor taufrisch und schafft es, eindrucksvoll Emotionen und Geschichten in gesanglosen Songs zu verpacken. Das Album ist dabei nicht nur für musikinteressierte Prog-Fans eine große Empfehlung, es eignet sich darüber hinaus für alle die, die etwas neues erleben wollen, die der eigenen Playlist für rund 35 Minuten entfliehen und den eigenen Horizont erweitern wollen.