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ProgressiveRock

Kritik: And You Will Know Us By The Trail Of Dead - "X: The Godless Void"

…And You Will Know Us By The Trail Of Dead zählen zu den Bands, die einen unfassbar langen Namen haben ...

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…And You Will Know Us By The Trail Of Dead zählen zu den Bands, die einen unfassbar langen Namen haben und folglich auch lieber einfach Trail Of Dead genannt werden. Wie schon sein Vorgänger „IX“ betitelt die Band aus den USA auch ihr zehntes Werk mit einer römischen Zahl. Doch hat „X: The Godless Void And Other Stories“ eine Namensergänzung, die schon darauf deuten lässt, worum es auf diesem zehnten Album gehen könnte.

Mit „The Opening Crescendo“ haben …And You Will Know Us By The Trail Of Dead einen passenden Namen für das Intro ihres neuen Albums gewählt. In der Tat eröffnet dieser Track das Album in creszendierender Wirkung und lässt die Spannung Stück für Stück anschwellen. Mit pompösem Sounddesign baut sich das Crescendo auf, um dann einen kurzen Moment der Stille zu genießen bevor es mit „All Who Wander“ richtig beginnt.

In gewohntem Post-Rock-Gewand beginnt der Track, der schnell zu einem melodiösem Gitarrenspektakel mutiert. Doch Trail Of Dead wissen die Dynamik zu beherrschen. So schraubt sich die Musik von „All Who Wander“ in einer ruhigen Passage komplett in den Hintergrund, während eine Stimme den Vordergrund übernimmt, nur um in einem weiteren Refrain zu landen. Die Ausspielung dieser Dynamik ist so raffiniert, wie mitreißend.

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Doch statt im Fluss eines nahtlosen Übergangs zu agieren, gelingt dem folgenden Track „Something Like This“ ein viel ruhigerer Beginn.„Children Of The Sky“ beginnt wie ein gewöhnlicher Rock Song, der mit leichtem Indie-Touch vitalisiert wird, aber die atmosphärischen Klänge vorerst gänzlich in den Schatten stellt, um dann in folkiger Post-Rock-Attitüde anzuschwellen und mit jeder Menge Dynamik und steigendem Tempo zu einer aggressiven und knallenden Klimax führt.

Erst der vierte Song führt tatsächlich „Into The Godless Void“. Mit energetischem und hartem Sound strukturiert sich der Beginn der Hauptgeschichte dieses Albums. Doch ein nahtloser Übergang zum nächsten Track ist auch hier nicht gegeben. Es handelt sich bei „Into The Godless Void“ also nicht um ein Album in einem Album, wenn auch diese Metaebene zumindest für einen Song gegeben ist. Stattdessen sind es die individuellen Geschichten, die in den Tracks musikalisch, wie textlich erzählt werden.

Ein düsterer Klangteppich eröffnet „Gone“ zusammen mit Klavierakkorden, die von bearbeiteten Gitarreneffekten umgarnt werden. Das Vier-Akkord-Schema zieht sich durch den ganzen Song, der sich Part für Part weiter aufbaut und durch synthetische Klänge ergänzt wird. Auch hier spielen Trail Of Dead ihre Dynamik stark aus, während der Gesang in einer monoton geflüsterten Lage stehen bleibt. Auch „Gone“ ist ein Paradebeispiel wie viel eine Band wie Trail Of Dead mit der Dynamik arbeitet.

So wird auch der Gesang definierter und spitzt sich vermehrt zu, während der Song bis zum Ende auf den selben vier Akkorden basiert, wie er beginnt. Dieses musikalische Mittel ist etwas, das auch in der Filmmusik stark genutzt wird (z.B. „Time“ von Hans Zimmer, aus Inception). Dadurch gelingt es der Band einen cinematographischen, atmosphärischen Sound zu vermitteln, der auch innerhalb eines einzigen Songs eine Geschichte erzählen können.

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Die experimentelle Seite von Trail Of Dead zeigt sich im Rhythmus-betonten „Eyes Of The Otherworld“ erneut und verbirgt sich hinter Prog-Rock-Anspielungen, die wie die Trommeln eines unbekannten Volkes die Geschichte des Tracks einleiten. Die eingesetzten Vokalisen erzeugen einen zusätzlich sehr indigenen Vibe, der flüssig in „Gravity“ mündet. „Blade Of Wind“ bringt Synthesizer in den Sound, der nun noch experimenteller wirkt, als zuvor. Ein melancholischer Unterton kitzelt eine negative Grundstimmung aus diesem Track.

Die synthetischen Sphärenklänge am Ende von „Blade Of Wind“ leiten schließlich in den letzten Song, „Through The Sunlit Door“. Wenn auch hier kein flüssiger Übergang gegeben ist, so wirken beide Tracks dennoch kohärent, da auch der Schlusstrack mit ähnlichen Synthesizern arbeitet. Wie schon oft auf diesem Album gehört, baut sich auch „Through The Sunlit Door“ mit der Zeit auf und lässt seine innere Dynamik auskosten. Gegen Ende wird es zunehmend fuzzy und noisy, doch irgendwie fehlt es dem Album an einem großartigen Finale, zum Abschluss des ganzen Unterfangens.

Foto: And You Will Know Us By The Trail Of Dead / YouTube: „Something Like This (Official Video)“

ALBUM
X: The Godless Void And Other Stories
Künstler: … And You Will Know Us By The Trail Of Dead

Erscheinungsdatum: 17.01.2020
Genre: ,
Label: InsideOut
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. The Opening Crescendo
  2. All Who Wander
  3. Something Like This
  4. Into The Godless Void
  5. Don't Look Down
  6. Gone
  7. Children Of The Sky
  8. Who Haunts The Haunter
  9. Eyes Of The Overworld
  10. Gravity
  11. Blade Of Wind
  12. Through The Sunlit Door
And You Will Know Us By The Trail Of Dead Godless Void
And You Will Know Us By The Trail Of Dead Godless Void
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FAZIT
Es ist ein Wechselspiel zwischen laut und leise, das im Gesamtkontext so überzeugend und mitreißend wirkt, wie ein spannendes Buch. Man möchte es nicht zur Seite legen, bevor man nicht den gesamten Inhalt erfasst und die Geschichte verstanden hat. Dennoch erzählen die einzelnen Tracks ihre individuellen Geschichten und es fällt schwer die Zusammenhänge zu finden. Vielleicht benötigt es auch einfach mehr Zeit, um die Idee des Albums vollends zu verstehen. Doch so haben wir zwölf Kapitel, die alle auf ihre eigene Weise überzeugen, sich aber dennoch den selben stilistischen Mitteln bedienen.

Alle einzelnen Songs auf diesem Album erzählen ihre eigenen Stories und haben ihre eigenen Details, wenn auch alle sie dem selben musikalischen Grundgedanken entspringen. „X: The Godless Void And Other Stories” ist unverkennbar ein …And You Will Know Us By The Trail Of Dead-Album. Das verrät der Sound, das Songwriting und nicht zuletzt auch die hier genutzte Dynamik. Dennoch scheint es, als wäre dieses Album ein weiterer Schritt nach vorne. Sichtbar wird vor allem die wiedergewonnene Experimentierfreude, die vertrackteren Songs und der etwas härtere Sound, als dies bei „IX“ noch der Fall war.