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Zum 10. Geburtstag von „Let The Ocean Take Me“: Alle Alben von The Amity Affliction im Ranking
Gar nicht mal so einfach.
VON
Mauritz Hagemann
AM 31/07/2024
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- Minuten
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In dieser Woche ist es soweit. The Amity Affliction kommen zum ersten Mal in diesem Jahr nach Europa. Dabei wird die Band neben Festivals wie dem Wacken Open Air und dem Elbriot auch einige Clubshows spielen. Das Besondere an dieser Tour – der 10. Geburtstag ihres Albums „Let The Ocean Take Me“. Daher wird die Band bei den Clubshows das Album in ganzer Länge spielen. Auch für Die-hard-Fans sicher eine ganz besondere Sache. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, alle acht bisher erschienenen Album von The Amity Affliction einmal zu ranken – von „gute Ansätze vorhanden“ bis „perfekt“. Let’s Go!
8. Severed Ties (2008)
Es ist sicher keine große Überraschung, dass das Debütalbum „Severed Ties“ bei uns auf dem letzten Platz landet. Das liegt im Ergebnis wohl weniger an den Songs, wenngleich man beim Hören doch die ein oder andere Länge in den Songs feststellen kann. Gravierender ist aber die noch deutlich ausbaufähige Qualität in Sachen Sound. Natürlich wäre es langweilig, wenn es in dieser Hinsicht im Laufe einer langen Karriere gar keine Entwicklungsschritte mehr gäbe. Doch auf „Severed Ties“ nehmen einem die Qualität und der Mix des Album schon ein wenig die Freude beim Hören. Da kann auch der Coversong „Love is a Battlefield“ nicht mehr ganz so viel rausreißen.
7. Youngbloods (2010)
Nach dem Debüt dauerte es zwei Jahre, bis The Amity Affliction mit „Youngbloods“ 2010 ihr zweites Album veröffentlichten. In Sachen Sound hört man schnell die Entwicklung der Band. Auch die Shouts von Frontman Joel Birch und der Gesang von Bassist Ahren Stringer kommen deutlich besser rüber als noch auf „Severed Ties“. Was ebenfalls auffällt: Die Band hatte hier schon das gefunden, was man heutzutage wohl als den typischen The Amity Affliction-Sound bezeichnen würde. Alles in allem also ein großer Sprung im Vergleich zum Debüt. Das einzige Manko: Die ganz großen Ohrwürmer fehlen auf „Youngbloods“. Das Potential, Hits zu schreiben, hat die Band hier noch nicht ausgeschöpft.
6. Everyone Loves You…Once You Leave Them (2020)
Wir machen zumindest zeitlich einen großen Sprung und gehen in das Jahr 2020. Wenige Wochen vor Beginn der Corona-Pandemie veröffentlichten The Amity Affliction ihr siebtes Album „Everyone Loves You…Once You Leave Them“. Die Tour als Support für Beartooth haben viele von uns wohl immer noch als eines der letzten oder sogar das letzte Konzert vor Beginn der Pandemie in Erinnerung. Und vielleicht liegt es auch an der Pandemie, dass das Album bei uns nur auf Platz Sechs landet. Denn wie einige andere Anfang 2020 erschienene Alben konnte auch „Everyone Loves You…Once You Leave Them“ sein Potential nicht durch umfangreiche Touren und Festivalauftritte voll ausschöpfen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Zwar befindet sich der Überhit „Soak Me in Bleach“ auf dem Album. Doch davon abgesehen sind einige Songs gerade in Sachen Songwriting eher Mittelmaß. Vielleicht fehlte der Band hier einfach die Zeit und die notwendige Ruhe.
5. Chasing Ghosts (2012)
Was oben zu „Youngbloods” gesagt wurde, gilt erst recht für “Chasing Ghosts“. Das im Jahr 2012 erschienene Album ist die konsequente Weiterentwicklung dessen, was The Amity Affliction schon zwei Jahre zuvor angedeutet hatten. „Open Letter“ war zudem der erste richtig große Hit der Band. Seitdem sind die Australier auch und vor allem in Europa eine feste Größe und regelmäßig hier zu Gast. Und das völlig zurecht – wer den Refrain von „Open Letter“ gehört hat, wird ihn wohl nicht mehr vergessen. Doch es gibt noch mehr richtig gute Songs auf „Chasing Ghosts“. Zum Beispiel den Titeltrack oder „Bondi St. Blues“. Aber es geht in der Gesamtschau noch besser – daher reicht es für das Album nur zu Platz Fünf.
4. This Could Be Heartbreak (2016)
Als The Amity Affliction 2016 ihr sechstes Studioalbum „This Could Be Heartbreak“ veröffentlichten, waren sie schon seit über zehn Jahren eine Band. Die Erfahrung merkt man dem Album definitiv auch. Man hört auch sehr klar, dass die Band zu diesem Zeitpunkt längst ihren Sound gefunden hatte. Man wusste, was die Fans erwarten und hat genau das abgeliefert. Dieser Fakt macht „This Could Be Heartbreak“ zu einem sehr guten Album. Zudem liefern The Amity Affliction auch hier wieder jede Menge Hits ab, die noch heute regelmäßig auf den Setlists der Band auftauchen. Allerdings fehlt dem Album gerade retrospektiv doch ein wenig das Überraschende, das gewisse Etwas. „This Could Be Heartbreak“ ist gut, aber auch vorsehbar. Dennoch verdient es seinen Platz in der oberen Hälfte der Diskographie.
3. Misery (2018)
Vielleicht ist der dritte Platz für „Misery“ die größte Überraschung und gleichzeitig der größte Aufreger dieses Rankings. Denn als The Amity Affliction das Album 2018 veröffentlichten, war die Überraschung bei den Fans ziemlich groß – und Überraschung ist in diesem Fall alles andere als positiv gemeint. Und auch in der Fachpresse wurde das Album zerrissen. Wir haben damals ganze drei von zehn Punkten vergeben – wer sich die Review noch einmal durchlesen will, kann dies hier tun. Aber rückblickend muss man wohl sagen: Auch MoreCore kann sich irren. Ohne Frage: Der Stilwechsel, der sich auf „This Could Be Heartbreak“ schon angedeutet hatte, wird auf „Misery“ radikal vollzogen. Bis man das verdaut hat, braucht es etwas Geduld. TAA-Fans brauchten Zeit, um sich daran zu erinnern, dass neben Ahren Stringer auch Joel Birch auf „Misery“ singt und nicht nur shoutet. Doch in Sachen Ideen, Songwriting und Innovation ist das Album ziemlich stark. Hin und wieder überspannt die Band den Bogen, doch es reihen sich jede Menge starke Songs aneinander. Allen voran „Drag The Lake“ – vielleicht einer der besten Songs, die The Amity Affliction jemals geschrieben haben. Aber auch „D.I.E“ ist überragend. „Ivy (Doomsday)“, „Set Me Free“, „Burn Alive“…die Liste der Hits ist lang.
2. Not Without My Ghosts (2023)
Zwischen 2008 und 2020 hatte es immer nur zwei Jahre gedauert, bis es ein neues Album aus dem Hause TAA gab. Es lag wohl vor allem an der Corona-Pandemie, dass Album Nummer Acht nicht schon 2022, sondern erst ein Jahr später veröffentlicht wurde. Aber kein Problem: Auf so ein starkes Album wartet man gerne! Nachdem der Vorgänger „Everyone Loves You…Once You Leave Them“ noch relativ viel Luft nach oben gelassen hatte, feierten The Amity Affliction mit „Not Without My Ghosts“ ein richtig starkes Comeback. Das Album ist deutlich härter als die drei vorherigen Alben. Das ist für viele Fans bekanntermaßen schon ein Pluspunkt. Doch es nicht nur hart, sondern zugleich erfrischend innovativ. Die mitreißenden und eingängigen von Ahren Stringer gesungenen Refrains bleiben, klingen aber ebenfalls härter. Das Songwriting ist komplex, aber nicht zu kompliziert. Und hinzu kommen einige richtige coole Features. Zum Beispiel mit Comeback Kid-Frontman Andrew Neufeld in „Death And The Setting Sun” oder mit phem im berührenden Titeltrack.
1. Let The Ocean Take Me (2014)
Der erste Platz dieser Rangliste ist nun keine Überraschung mehr – und wenn man ehrlich ist, war auch von Anfang an klar, dass es nur einen Sieger geben kann. Herzlichen Glückwunsch an „Let The Ocean Take Me“. Ganz unabhängig vom 10. Geburtstag verdient kein Album den ersten Platz so sehr wie dieses. Wie gerade dargestellt, sind The Amity Affliction zum Glück immer noch in der Lage, richtig gute Alben zu schreiben. Doch ob noch einmal eine Platte an „Let The Ocean Take Me“ herankommt? Das ist nur schwer vorstellbar. Denn dieses Album ist von vorne bis hinten perfekt. Angefangen mit dem Übersong „Pittsburgh (No Intro)“ als Opener über „Don’t Lean On Me“ bis zu „Death‘s Hand“. Dieses Album kennt einfach keine schwachen Songs. Auch bei weniger bekannte Tracks wie „My Father’s Son“ lohnt es sich definitiv, genauer hinzuhören. In Sachen Lyrics ist „Let The Ocean Take Me“ in seiner Gesamtheit so klar und mitreißend wie kein anderes Album. Musikalisch findet die Band hier genau die richtige Mischung als Härte und Ohrwurm-Melodien. Einfach perfekt!
The Amity Affliction live auf Tour
Die spannenden Fragen kommen zum Schluss: Seid ihr einverstanden? Habt ihr eine andere Reihenfolge? Was sagt ihr mit einigen Jahren Abstand zu „Misery“? Diskussionsstoff gibt es jedenfalls zu Genüge. Wer The Amity Affliction bei einer der Headliner-Shows live sehen will, hat übrigens an den folgenden Tagen die Gelegenheit dazu:
31.07.2024 – München, Free & Easy Festival
11.08.2024 – Leipzig, Conne Island
13.08.2024 – Berlin, SO36
20.08.2024 – Köln, Essigfabrik
Bei den Headliner-Shows gibt es wie schon erwähnt die Gelegenheit, „Let The Ocean Take Me“ in voller Länge zu genießen. Einziger Wermutstropfen: Ahren Stringer, der wohl nicht ganz freiwillig die USA-Tour im Mai vorzeitig verlassen hatte, wird auch in Europa nicht wieder dabei sein. Es gibt zwar kein offizielles Statement der Band, doch man kann davon ausgehen, dass er wieder von Tim Beken vertreten wird. Nach eigener Aussage wird Stringer erst im Herbst bei der Australien-Tour wieder dabei sein.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)
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