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Interview

Rising Insane: Das Track-by-Track zum neuen Album „Afterglow“

Sänger Aaron nimmt uns mit in die einzelnen Songs.

VON AM 15/12/2021

Rising Insane haben vor kurzem ihr neues Album „Afterglow“ an den Start gebracht. Sänger Aaron nimmt uns in einem emotionalen Track-by-Track mit in die Bedeutung der einzelnen Stücke.

Das Track-by-Track zum neuen Album „Afterglow“ von Rising Insane

Aarons Schwester starb vor einigen Jahren überraschend an Krebs. Den Tod hat er auf dem vergangenen Album thematisiert. Auf dem neuen Album „Afterglow“ geht es um die danach eingesetzte PTBS, die ihn bis heute belastet und die er mithlfe des Albums verarbeitet.

Anmerkung der Redaktion: Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer belastenden Situation befindest, dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege aus schwierigen Situationen finden und eine tolle Stütze sein können. Danke, dass du es versuchst!

Afterglow

„Afterglow“ ist sozusagen der Ausgangspunkt von allem – praktisch das Kernstück – und ist deshalb bewusst der Titelsong und der Opener. In dem Song verarbeite ich den Schmerz, dass ich mein ganzes Leben lang, was ich auch tue und wo ich bin, die Last und Trauer aus der Vergangenheit auf meinen Schultern tragen werde. Es geht darum, dass das Sterben meiner Schwester, die traumatische Erfahrung aus der Vergangenheit, immer präsent ist und immer präsent sein wird, und eben dieses „Nachglühen“ (deshalb „Afterglow“) verursacht.
„All I know, wherever I will go – I will keep falling for the Afterglow“

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Meant to Live

Der Song bedeutet mir viel und gibt mir auch heute noch neue Kraft, wenn es mal wieder schwer wird. Ganz egal, womit man zu kämpfen hat – dieser Song macht mir bewusst, wie weit ich gekommen bin, dass es sich lohnt für sich selbst und ein besseres Leben zu kämpfen und viel wichtiger noch: Das man es wirklich erreichen kann. In den letzten drei Jahren haben sich mir so viele Hürden in den Weg gestellt, es gab immer neue Rückschläge, aber ich habe nie aufgegeben und bin heute an einem Punkt angekommen, an dem ich sagen kann: Ich bin auf dem richtigen Weg. „Meant to Live“ ist eine Ode an uns selbst, in der wir uns für all das loben, was wir erreicht und überstanden haben. Uns das bewusst vor Augen zu führen, wird uns daran erinnern, dass wir stark genug sind, um all unsere Hürden zu überwinden.
„But we fight ‚cause we’re meant to live“

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War

„War“ offenbart aus meiner Erinnerung heraus die Gedanken und Gefühle inmitten eines depressiven Schubs, in einer stark selbstreflektierenden Art und Weise. Wenn ich das Lied heute höre sehe ich den Aaron aus 2019 vor mir, der kaum noch redet und kaum noch fühlt. Der nicht mehr die Muße hat, irgendetwas für sich selbst zu tun. Ich war innerlich ausgefressen, leer und kalt. Mir wurde ständig schwindelig, ich hatte Angst und habe die Welt wie in einem schwarz-weiß Filter gesehen. Am Ende des Songs schreie ich „I’m going down now, call the alert“ – ich denke, ich habe mich selbst angeschrien, ich habe selbst Alarm geschlagen. Ich habe die Zeichen rechtzeitig erkannt und mich in Behandlung begeben. Das wir die beste Entscheidung, die ich den letzten Jahren getroffen habe.
„It’s like a parasite living here inside my mind“

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Flightless Bird

„Flightless Bird“ ist für mich der zerreißenste Song auf „Afterglow“. Der Begriff „Flightless Bird“ steht hier sowohl für den Pinguin, das Maskotchen meiner Schwestern und mir, als auch für den Vogel mit gebrochenen Flügeln, der nie wieder fliegen wird. Es fällt mir extrem schwer, wirklich Freude für etwas zu empfinden, egal wie schön der Moment eigentlich ist, weil ich im selben Moment immer daran denken muss, dass ich diesen Moment niemals mit meiner Schwester teilen kann. Ich habe erst später von dem Begriff Anhedonie erfahren, ein diagnostisches Merkmal einer depressiven Störung. Anhedonie ist der Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden. Ich bin mir sicher, dass es viel zu viele Menschen gibt, denen es ganz genau so geht, die sich bloß diesem Umstand nicht bewusst sind, und das ihnen wirklich geholfen werden kann. Ich hoffe, dass dieser Song für diese Menschen eine Hilfe ist.
„I’m feeling lost and lonely when I’m in a happy place“

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Serenade

Man könnte fast denken, es geht in Serenade um eine Liebesbeziehung – im Prinzip ist es auch eine Beziehung – nur aber ist es die mit der Depression und Angststörungen. Im Song geht es darum, dass, wie sehr man auch dagegen ankämpft oder wie gut man am Tag über die Runden gekommen ist, das Gedankenkarussel spät Abends wieder anspringt und man sich in Gedanken verliert. Ich glaube, Serenade liefert das perfekte Sinnbild für die Leute, die sich nicht vorstellen können, warum es so schwer ist, gegen Depressionen anzukommen. Es ist wie eine dieser toxischen Beziehungen, über die man als Außenstehender ja immer so leicht urteilen kann – aber wenn man selbst in der Beziehung ist, keine rationalen Entscheidungen mehr treffen kann.
„I really try to keep you off my mind. But after every turn I take, I feel you rushing through my veins.“

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Oxygen

Mit „Oxygen“ wollte ich die Macht verdeutlicht werden, mit der psychische Störungen uns Menschen dominieren können. Psychische Krankheiten verändern unsere Persönlichkeit, nehmen unsere Lebensqualität – kurzum, den Sauerstoff, den wir brauchen. Gleichzeitig habe ich mit dem Text meinen Hass auf Depressionen kanalisiert und mir selbst verdeutlicht, dass in meinem Leben kein Platz dafür ist – man kann es als ziemlich wütige Kampfansage verstehen. Denn das Schreiben von Oxygen hat mir gezeigt, dass all das, was ich aus der Depression gelernt habe, eine Waffe genau gegen die Depression ist.
„What I am, is what you have made of me“

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Breakout

„Breakout“ ist der Song, der eines ganz klar hervorheben soll: Wenn alles Kopf steht und unsere Welt brach liegt, können wir trotzdem immer wieder neuen Halt in der Musik finden. Gleichzeitig ist es ein großes „Danke“ an die Core-Szene, in der wir uns zuhause fühlen, wo es um das Miteinander geht und jeder Mensch willkommen ist. Natürlich kann man das wunderbar auf die Situation, die Pandemie, in der wir leben, beziehen und wenn man daraus Kraft schöpft, dann ist das perfekt. Aber ich will auch Menschen daran erinnern, in schwierigen Lebenslagen auf das zu Vertrauen, was einem gut tut.
„I feel like my mind is gone, still I know where my heart belongs“

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The Surface

In „The Surface“ geht es um meinen Kampf mit mir selbst und dem Streben nach Glück – das Wechselspiel zwischen positiver Entwicklung und dem Rückfall in depressive Stimmungen, was mich davon abhält, die „Oberfläche“ zu durchbrechen. Der Song ist maßgebend für das Artwork gewesen, dass von Sandra Krafft realisiert worden ist. Was man auf dem Cover sieht, beschreibt einfach perfekt, was „The Surface“ ausdrücken soll, ich könnte es nicht besser in Worte fassen. Die Geister auf dem unteren Teil stehen für traumatische Ereignisse, den Schmerz aus der Vergangenheit, der uns festhält und das „Nachglühen“ aufrecht erhält – und eben deshalb uns unter der Oberfläche hält, die wir durchbrechen müssen.
„Why can’t I find the last missing piece? Why do I still roam in agony?“

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Something inside of me

Der Text zu „Something Inside of Me“, und auch die Melodie vom Chorus war schon bei dem Release von „Porcelain“ in meinem Kopf. Es war für mich die perfekte Beschreibung, wie ich mich fühle. Aber ständig habe ich um mich herum Menschen gehört, die mentale Krankheiten und ihre Auswirkungen verharmlosen oder sogar leugnen, was mich traurig und wütend zu gleich macht. Aber vor allem habe ich mich dadurch alleine gefühlt. Mit „Something Inside of Me“ wollte ich jedem noch so verschlossenem, engstirnigen „Mental-Health-Leugner“ klar machen, wie es sich anfühlt, innerlich zu leiden.
„On the inside you’re dead, on the outside just breathing“

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Broken Homes

In meinem Leben bin ich unzähligen Leuten begegnet, die mir ihre Geschichten erzählt haben – traurige Geschichten, Geschichten über Gewalt, Missbrauch, darüber, wie man zum Beispiel jahrelang für alle Fehler des Anderen verantwortlich und seelisch fertig gemacht wird. Der Song „Broken Homes“ greift den Begriff „Häusliche Gewalt“ in allen möglichen Facetten auf. Ich will damit vor allem die späteren, psychischen Folgen, die posttraumatisch auf die Betroffenen wirken, verdeutlichen und hoffe, dass Außenstehende das verstehen und noch mehr Empathie empfinden können, denn oft merke ich, dass wir uns hier noch verbessern können. Das Lied soll den Betroffenen Kraft vermitteln und verdeutlichen, dass keiner alleine ist.
„It’s difficult but don’t lose hope, remember you are not alone“

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Bend and Break

In „Bend and Break“ habe ich einen großen Teil des Weges, den ich gegangen bin, verarbeitet, was wir auch in dem Video zu der Single darstellen wollten. Ich habe mich beim Schreiben viel an die vergangenen Jahre zurückerinnert und innerlich einen Großteil von meinem eigenen Prozess reflektiert. Mir ist aufgefallen, wie verloren ich gewesen bin, als würde ich irgendwo, fernab von der Zivilisation umherirren, ohne Halt und Zuflucht. Der Weg dorthin ist kurz, aber der Weg zurück ist mental unendlich langer und voller Verzweiflung, aber ich muss diesen Weg gehen. Das wollte ich in einem Song verewigen, mit der Gewissheit, dass ich noch lange nicht angekommen bin.

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Imprisoned

„Imprisoned“ ist der letzter Song des Albums und auch der letzte Text, den ich für „Afterglow“ geschrieben habe. Es is für mich das Ende einer Geschicht, und zum Ende gehört eine Art Fazit, eine Lehre. Es fühlt sich an, wie eine Weisheit von Albus Dumbledore, was für mich ein Zeichen ist, dass es richtig ist. Wenn wenn mir eins bewusst geworden ist, dann, dass man in der schwersten Zeit auf die Menschen vertrauen kann und muss, die immer für einen da sind. Aber auch, dass man den Mut haben muss, nicht nur ein Kapitel zu beenden, sondern ein ganzes Buch zu schließen und es zu verstauen. Und dann muss man ein Neues beginnen. Das ist sicher nicht leicht, aber unsere Freunde werden uns dabei helfen, wenn wir uns ihnen öffnen.
„Hands up to the sky, wave your past goodbye – I’ll be there if you need me“

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Foto: Kathi Sterl / Offizielles Pressebild zu Rising Insane

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