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Kritik: Parkway Drive – „Reverence“

Man soll sich ja eigentlich nicht selbst zitieren, aber ich möchte diesen Tabubruch trotzdem eingehen. Ende September 2015 schrieb ich ...

VON AM 03/05/2018

Man soll sich ja eigentlich nicht selbst zitieren, aber ich möchte diesen Tabubruch trotzdem eingehen. Ende September 2015 schrieb ich in meinem Abschlussplädoyer zu „IRE“, dem damals frisch veröffentlichem Album von Parkway Drive, folgende Zeilen: „Dieses Album ist für mich ein Meilenstein, was die Innovation angeht. Parkway Drive gehen ganz neue Wege in ihrer persönlichen und musikalischen Entwicklung und ich bin mega gespannt, wie die neuen Songs live zünden werden.“ 08/10 Punkte war mir die Platte damals wert! Wer wissen will, wie viele es dieses Mal werden, sollte sich die kommenden Zeilen zu Gemüte führen…



Parkway Drive PWD

Parkway Drive auf Selbstfindungskurs

Ich kann euch vorab eines verraten: Die Australier gehen auch auf ihrem nunmehr sechstem Studioalbum wieder (ganz) neue Wege. Ob diese stimmig sind und zumindest mich überzeugen können, soll euch nun verraten werden. Bereits drei Songs hatten uns die Herrschaften aus Byron Bay vor Veröffentlichung um die Ohren geballert. „Wishing Wells“, „Prey“ und „The Void“ präsentieren sich für viele in einem eher ungewohnten Sound. Der eine schrie „Mainstream-Ausverkauf“, der andere „80’s-Metal-Urgestein-Musik“ und dann gab es da die Stimmen, die den nunmehr „neuen“ Sound der Band von vorne bis hinten feierten. Vielleicht auch deswegen, weil sich die drei Songs wahrlich alle voneinander unterscheiden. „Wishing Wells“, in dem vor allem Winston mit kraftvollen Shouts und Gesangseinlagen punktet, „The Void“ als treibende und zugleich drückende Single, die einem zwischenzeitlich an Metallica denken lässt und dann „Prey“, das in den Kommentaren schon als WWE-Musik betitelt wurde. Ihr seht schon, ein durchaus verrückter Mix von Songs, den uns Parkway Drive da serviert haben. Für alle die mit diesen drei Songs nichts anfangen konnten, blieben immerhin die wirklich innovativen Musikvideos der Jungs, die an Kreativität und Finesse kaum zu übertreffen waren. Wir wollen uns aber nun mit den sieben anderen Tracks auf „Reverence“ befassen. Auf geht’s!

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Die Platte startet mit dem bereits erwähnten „Wishing Wells“ und „Prey“, um dann mit „Absolute Power“ aufzuwarten, welches dem Namen entsprechend kraftvoll beginnt, dann aber in den von Winston McCall für sich neu erfundenen Sprechgesang übergeht. Im Pre-Chorus darf es dann kurzzeitig etwas melodischer werden, bevor dann im Refrain alles an Power rausgeholt wird. Zwar super einfach gehalten, aber Freunde, bei diesem Song werdet ihr euch vor der Bühne auseinandernehmen. Die Garantie von mir habt ihr.

„Cemetery Bloom“ beginnt anschließend sehr ruhig und wird mit Chorgesängen und Streichern unterstützt. Vor allem Winstons Stimme ist hier unfassbar detailliert herausgearbeitet und schon so nah am Ohr, sodass man denkt, der Gute würde neben einem sitzen und ein Buch vorlesen. Wirklich ein beeindruckender Moment der Platte, der einem beim Durchhören hängenbleibt.

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Es folgt schließlich „The Void“, bevor „I Hope You Rot“ mit voller Energie um die Ecke kommt. Saftige Double-Base und ein wiederkehrender Sprechgesang. Wer das nicht mag, wird mit der Platte übrigens Probleme haben. Die Chor-Einspieler wirken anschließend dann doch sehr gewöhnungsbedürftig und erinnern mich witzigerweise etwas an Enigma. Mit dem Chorus und einer guten Portion mehr Metalcore-Feeling funktioniert der Song dann aber doch ganz gut und endet in einer Oldschool-Metal-Manier. Und dann ist es auch endlich Zeit für mein persönliches Highlight der Platte: In „Shadow Boxing“ verpacken Parkway Drive alle Stärken, die sie mit ihrer musikalischen Veränderung mitgebracht haben. Verschiedene Gesangsstile von Winston, die von Sprechgesang über Rap-Parts bis hin zu ruhigeren Tönen reichen, über metaltypische Riffs, die aber keine Metalcore-Attitude vermissen lassen. Dazu ein unfassbar guter Songaufbau, der zum Ende sogar mit Samples aufwartet. Dieses Ding bläst einem wirklich alles weg und präsentiert die musikalische Finesse und Reichweite dieser Band in Perfektion. Ihr werdet es lieben!

Für alle Freunde der älteren Songs, kann euch im Anschluss sicherlich „In Blood“ beglücken, denn dieser orientiert sich dann doch noch etwas mehr an dem alten Sound der Australier, sticht aber im Vergleich zu den anderen Tracks nicht allzu sehr heraus. „Reverence“ endet schließlich mit „Chronos“ und „The Colour Of Leaving“. Ersteres erinnert im wahrsten Sinne des Wortes an eine Metal-Hymne der Achtziger und kann mich leider nicht wirklich überzeugen. Zu eintönig und vor allem zu langwierig, denn das gute Stück ist mit fast sechseinhalb Minuten nicht gerade kurz. Da hätte man gerade bei dieser Länge etwas mehr rausholen können! Ok, es gibt zwei feine Soli, aber ähnliche hab ich mir auch schon damals auf der ein oder anderen Scorpions-Platte meines Vaters gegeben oder bei Iron Maiden oder Metallica rausgehört. Aber gut, vielleicht kann der eine oder andere von euch damit ja mehr anfangen. „The Colour Of Leaving“ beginnt letztendlich sehr ruhig und kann nochmal mit einem sehr präsenten Winston überzeugen. Ich muss komischerweise zu Beginn an Sam Carter der Architects denken, fragt mich aber nicht warum. Streicher leiten dann durch den Song und setzen wirklich gut klingende Akzente. Ok, Parkway Drive-like ist das nicht wirklich, aber irgendwie hat der Song seine besonderen Momente und besticht durch den kreativen Einsatz verschiedener Elemente und Hintergrundgeräusche.


Fazit

Die Jungs von Parkway Drive zeigen auch auf „Reverence“ ihre musikalische Finesse und einen enormen Einfallsreichtum was Songstruktur und -aufbau angeht. Hier ist wirklich kein Song wie der andere! Hört unbedingt öfters in die Platte rein, bevor ihr das Teil voreilig in die Ecke pfeffert. „Reverence“ hat mehr zu bieten, als es vielleicht im ersten Moment vorgibt. Ok, vom Metalcore haben sich die Australier weitesgehend verabschiedet und was auf „IRE“ musikalisch begann, wird auf „Reverence“ fortgesetzt und vertieft. Wer auf die alten Parkway Drive steht, sollte die alten Scheiben der Jungs rausholen. Wer sich mit der musikalischen Veränderung der Band auseinandersetzen und tiefer in die Sounds der Band eintauchen will, sollte „Reverence“ in den nächsten Wochen in Dauerschleife hören. Und ich möchte noch eines prognostizieren: In den nächsten Jahren sind die Herrschaften aus Down-Under Headliner auf diversen großen Festivals. Warum? Hört einfach das Album…

Wertung: 9/10

Band: Parkway Drive
Album: Reverence
Veröffentlichung: 04.05.2018

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