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Kritik: Okilly Dokilly – „Howdilly Twodilly“

Wir haben uns Okilly Dokilly’s zweites Album “Howdilly Twodilly” angehört und uns damit den Freitag versaut. Wie beginnt man den ...

VON AM 30/03/2019

Wir haben uns Okilly Dokilly’s zweites Album “Howdilly Twodilly” angehört und uns damit den Freitag versaut. Wie beginnt man den Start ins Wochenende richtig? Nicht so!

Okilly Dokilly sind auch als “Ned Flanders”-Band bekannt. Als sie 2016 ihr Video zu “White Wine Spritzer” veröffentlicht haben, sind sie schnell auf mediales Interesse gestoßen und haben sich einen Namen erspielt, der nun das zweite Album zur Folge hatte: “Howdilly Twodilly”.

„Reneduction“ beginnt mit fuzzy Gitarren, organischem Schlagzeugsound und billigen Synthesizern bevor der guturrale Gesang hinzu kommt. Jetzt wird bereits klar, dass Okilly Dokilly mit diesem Sound klar auf jedem Grindcore Festival auftreten könnten. Insgesamt herrscht jedenfalls ein offensichtlicher Punk-Unterton vor, der zusammen mit dem Image der Band schwer ernstzunehmen ist.

„Reneducation“ spielt dabei auf die Simpsons-Folge (Treehouse Of Horror V) an, in der Ned Flanders zum Herrscher der Welt wird und die Familie Simpson im Re-Neducation Center zum Lächeln zwingt und diese anschließend lobotomiert. Ähnlich „durch“ wirkt der ganze Song, der irgendwie billig daher kommt und durch einen unerwarteten Cleanpart an Craziness gewinnt. Jedoch wirkt dieser Indie-Surf Rock beeinflusste Cleanpart irgendwie überzeugender als die stumpfen Grindcore-Elemente von „Reneducation“. Bereits jetzt wird klar, dass es sich beim zweiten Album von Okilly Dokilly um harte Kost handeln muss, weshalb ich mir einen starken Tee nehme und mich auf das gefasst mache, was jetzt noch folgt.

Okilly Dokilly arbeiten vermehrt mit psychedelisch angehauchten Synthesizern, die den Sound etwas abspacen lassen. Auf „When The Comet Gets Here“ beweist die Band aber, zumindest den Cleangesang zu beherrschen und profitiert von einer eingängigeren Songstruktur. Dennoch sind die Instrumentals stumpf und können sich in einem 08/15-Metalgewand auch nicht hinter dem mesmerisierenden Synthesizer verstecken. Ein wenig scheinen Okilly Dokilly an Horse The Band oder etwa Dr. Acula zu erinnern. Jedoch fehlt auf „Howdilly Twodilly“ die nötige Portion Mathcore und Chaos, um mit den angeführten Bands genannt zu werden. Stattdessen sind die meisten Songs in sehr langsamen Tempi geschrieben, was die Riffs unfassbar träge und stumpf erscheinen lässt.

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Auch in „Murder House“ ist es der Cleanpart, der am spannendsten gestaltet ist und mit einem griffigen Sound arbeitet. Der Song entwickelt eine bedrückende, aber auch mysteriöse Stimmung. Das „Murder House“ kennt der Simpsons-affine Fernsehschauer aus der Folge „Reality Bites“, in der Marge Simpson den Flanders das „Murder House“, in dem vorher jemand umgebracht wurde, verkauft und nun von einem schlechten Gewissen geplagt wird, da sie denkt, dass dies würde auch den Flanders geschehen würde. Okilly Dokilly greifen dies mit lyrischer Hochkunst auf und wiederholen die Phrase „This is the murder house“ wieder und wieder, damit auch jedem klar wird, dass es sich um eben dieses Haus handelt! Das folgende „I Can’t, It’s A Geo“ arbeitet wieder mit Punk-Einflüssen und wird alle 8 Takte immer schneller, bis ein Break mit der Titelphrase einschmettert.

„Bulletproof Glass“ beginnt erneut clean und ruhig, bevor die Band den Chorus erneut nur mit dem Titel ausschmückt. Natürlich sind es die O-Töne des Ned Flanders, die in den Texten der Band verwendet werden. Jedoch wirken die Refrains dadurch schlichtweg uninspiriert und hätten sich bestimmt ausbauen lassen können. Ein weiteres Problem bei Songs wie „Bulletproof Glass“ ist die überaus repetitive Struktur des Songs. Jedoch sticht dieser tatsächlich mit einem Gitarrensolo heraus. Wenn auch dieses sehr schlicht und einfach gehalten ist, arbeiten Okilly Dokilly ein neues Element in ihre Musik ein, bevor es den fast schon penetrant nervigen Refrain erneut zu hören gibt.

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Fast schon im Indie-Rock verwurzelt, erinnert der Anfang von „Claw My Eyes Out“ kurz an die Briten Foals. Doch, Oh Wunder, schmettert dann erneut ein Synthesizer geschwängerter Break mit den monotonen Gutturals ein, bevor das Riffing zumindest einmal groovy wird und den Anfang wieder aufgreift. Auch in „Claw My Eyes Out“ findet sich ein kleines Gitarrensolo wieder, das noch mehr nach Heavy Metal klingt, als das des vorherigen Songs. Jedoch muss man auch sagen, dass Okilly Dokilly keine Meister der melodischen Gitarrenkunst sind und beide Soli eher improvisiert als durchdacht wirken.

„Purple Drapes“ baut sich langsam bis zu einer Pause auf und verspricht endlich mal zu ballern… doch kommt es dann doch wieder anders. Okilly Dokilly verfallen wieder einmal in einen ruhigen Cleanpart, der durch den sehr dominanten Bass an Gefühl und Wärme gewinnt. „All my life I wanted purple drapes“ besingen die Amerikaner, bevor der Anfang wiederholt wird und wieder mit großem Kontrast den Song beendet. Eigentlich kann man zu „Here’s The Noose“ dasselbe sagen wie zu den anderen Songs. Okilly Dokilly arbeiten in diesem jedoch mit einem ganz griffigen Riff, das zumindest für Heavy Metal-Fans Freude bereiten könnte. Dieses wird ähnlich oft wiederholt, kommt mit hohem Falsett-Gesang daher und fließt in einen ätzend nervigen Chorus, der mich auf Dauer aggressiv macht.

Etwas frischen Wind bringt „Murdiddlyurdeler“, das mit Bass und Gesang anfängt und eine ähnliche Stimmung wie „Murder House“ aufweist. Insgesamt handelt es sich bei „Murdiddlyurdeler“ um einen der besseren Songs des Albums, wenn auch es mit den selben Problemen wie die anderen Songs zu kämpfen hat. „Wrong God“ stellt sich als fünfeinhalb minütiger Track wohl als Endboss des Albums heraus, den es noch zu überstehen geht. Etwas untight ist das Mainriff, das entweder nicht mit Click aufgenommen wurde, oder so komisch getaktet ist, dass es verquer erscheint. Überraschend ist jedoch der plötzlich unfassbar dominante Gesang, der sich stark in den Vordergrund stellt. Dieses Momentum zerstören Okilly Dokilly aber erneut mit monotonen Guturrals und öden Riffs, bei denen irgendwie immer der nervtötende Synthesizer mitwabern muss. Ein Song über fünf Minuten ist für die Monotonie und Repetition von Okilly Dokilly einfach viel zu viel, da die Riffs und Breaks ihre Wirkung bereits in den ersten beiden Minuten verloren haben.

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Mit „Fokilly Dokilly“ findet sich endlich der letzte Track des Albums. Und zu aller Freude beginnt dieser ganz anders als erwartet! Mit Akustikgitarren, Country- und Bluegrass-Vibes versetzt „Fokilly Dokilly“ in positive Stimmung und lässt beinahe vergessen wie unfassbar öde die vorangehenden zehn Songs waren. „Fokilly Dokilly“ bringt Trinklaune mit sich, was nicht zuletzt durch den treibenden Groove begünstigt wird. Endlich mal ein Song, der wirklich Spaß macht! Aber zum Glück ist es jetzt auch vorbei!

Klar, ein Song wie „White Wine Spritzer“ war lustig und hat etwas frischen Wind mit sich gebracht. Jedoch war dieser auch zehn Mal fetziger als das, was Okilly Dokilly auf ihrem zweiten Album bieten. Denn richtige Breakdowns gibt es auf „Howdilly Twodilly“ gar nicht zu hören. Schade, aber nicht weiter schlimm, denn dieses zweite Album hätte es nicht unbedingt gebraucht.

Ich habe beim Hören einige Pausen gemacht und der Prozess des Hörens hat mir wirklich nicht ansatzweise Spaß gemacht. Vielmehr hatte ich oft das Bedürfnis, einfach etwas anderes anzuhören. Doch die 38 Minuten musikalischer Kaugummi haben auch irgendwann ein Ende und mir noch nicht den Tag versaut. Wenn Okilly Dokilly mit diesem Album ähnlich nervig und anstrengend erscheinen wollen wie Ned Flanders, haben sie ihr Ziel erreicht und das Konzept geht auf. So wäre der Band hoher Respekt zu zollen. Aber jetzt mal zum Ernst der Sache.

Ich werde mir „Howdilly Twodilly“ sicherlich kein zweites Mal anhören. Höchstens zeige ich meinen Freunden mal einen einzelnen Track, denn für das ganze Werk habe ich einfach nicht genug Nerven. Ferner muss man sagen, dass die Musik von Okilly Dokilly leider dermaßen uninspiriert und formularisch geschrieben ist, dass es wirklich keinen Spaß macht diese zu hören, wenn man den konzeptionellen Gedanken außen vor lässt. Es ist mit Sicherheit nicht das schlechteste Album, das ich je gehört habe. Das macht es aber auch noch lange nicht zu einem guten Album, das ich mir erneut anhören würde oder gar möchte. Im Vergleich zu ähnlichen Projekten wie Galactic Empire können Okilly Dokilly nicht ansatzweise mithalten, was auch am Produktionsniveau des Albums liegt.

Wer sich dennoch mit dem Album auseinandersetzen möchte und nicht alle Simpsons-Folgen auswendig kennt, wird mit der Suche nach den Titeln einige Clips auf YouTube finden und den Ursprung der Tracks vielleicht besser verstehen. Viel Sinn liegt allerdings nicht hinter dem Ganzen. Das einzige Konzept, das Okilly Dokilly verfolgen ist Ned Flanders. Dies gelingt ihnen auch stimmig, aber durch fehlende Kohärenz, musikalischen Zusammenhang und die Absenz eines durchkomponierten Ansatzes kann man bei „Howdilly Twodilly“ wohl kaum von einem Konzeptalbum sprechen. Dennoch ist „Howdilly Twodilly“ ein nettes Gimmick, das man seinen Freunden beim Vorglühen zeigen kann. Für Simpsons-Fans ist es vielleicht auch mehr als das. Aber ich bleibe dabei und bin froh, dass ich dieses Album hinter mich gebracht habe. Denn viel zu bieten hat es nicht.

Wertung: 4/10

Band: Okilly Dokilly
Album: Howdilly Twodilly
Veröffentlichung: 29.03.2019

Offizielle Website der Band

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