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Kritik: Numenorean – „Adore“

Post Black Metal ist im Aufwind. Galt Black Metal vor Jahren noch als satanistisch, elitär und teilweise der rechts-orientierten Szene ...

VON AM 25/04/2019

Post Black Metal ist im Aufwind. Galt Black Metal vor Jahren noch als satanistisch, elitär und teilweise der rechts-orientierten Szene zugeschrieben, hat sich der Post Black Metal gänzlich in die andere Richtung entwickelt.

Philosophische, gesellschaftskritische Texte, eine links-orientierte Einstellung, keine Klischees und ein musikalisches Produkt, das verschiedenste Genre und Szenen zusammenschmelzen lässt. Es gibt viele Bands die den Post Black Metal entwickelt haben. Doch sind es wohl Größen wie Alcest, Aggaloch oder Solstafir, die sich entgegen der Konvention entwickelten. Es scheint als wäre Post Black Metal eine Szene, die von Hipstern überschwemmt wurde und sich nun großer Popularität genießt.

Zweieinhalb Minuten nimmt sich „Nocebo“ um Atmosphäre aufzubauen. Eine sonische Landschaft, die mit cleanen Gitarren, sanftem Gesang und dezent platziertem Beat nach vorne getrieben wird. Diese ätherische Eröffnung wird durch viele Effekte komplettiert und hüllt den Hörer augenblicklich ein. Es ist ein seichter Einstieg in „Portrait Of Pieces“, das „smooth“ und mit softem Beat die Atmosphäre des Openers weiter trägt. Viele kleine Details schmücken den Sound, der so unfassbar fett und stimmig produziert ist und insbesondere durch klare Differenzierung der Instrumente punkten kann.

Der Übergang kommt brachial, aber stimmig und plötzlich spielen Numenorean fiesen Black Metal, der mit großartigem Gitarrenriffing, harten Blast Beats (hier ist insbesondere der auf positive Art und Weise unfassbar metallische Klang des Ridebeckens hervorzuheben) und emotionalen Screams umgesetzt wird. Ein wenig erinnern Numenorean hier an die Landsmänner von Astronoid, die auf ihrem Album „Air“ einen sehr ähnlichen Sound abgeliefert haben. Es gelingt Numenorean, unfassbar atmosphärisch zu bleiben, was nicht zuletzt durch den sehr vollen und organischen Sound der Gitarren und des Schlagzeugs begünstigt wird. Des Weiteren arbeitet der Gesang mit viel Hall, wirkt dadurch unfassbar weit und baut das Ambiente aus, wie ein Klangteppich, der sich über eine Landschaft legt.

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In „Portrait Of Pieces“ bieten Numenorean ein Wechselspiel aus groovigen, fast schon rockigen Parts, die just von harten Black Metal-Elementen wie Blast Beats und Tremologitarren unterbrochen werden. Dabei fehlt es aber keineswegs an einem Zusammenhang. Viel mehr entwickeln sich die Songs an einem klar erkennbaren Faden von einem in den nächsten Part und bleiben dabei kohäsiv und sind abwechslungsreich zugleich.

„Horizon“ überzeugt mit einer unerwartet eingängigen Form, die insbesondere durch den Chorus an Catchiness gewinnt und mit großangelegten Melodien einfach im Ohr bleiben will. Teilweise erinnern Numenorean an die Dänen MOL, bauen hier aber einen Clean-Part mit Akustikgitarren ein, der so schön und voll klingt und die Shoegaze-Komponente durch ein psychedelisch-angehauchtes Solo und geflüsterten Gesang unterstreicht.

Es fühlt sich an, als würde man im Sound den Numenorean hier spielen dahin gleiten und auf Wolken schweben bevor uns ein Gewitter aus Blast Beats und Gitarrenshredding auf den Boden der Tatsachen zurück holt. Für den Moment ist es aber ein auraler Genuss, den dieser Song mit sich bringt. So möchte man bei „Horizon“ einfach nur die Augen schließen und genießen. Welchen Horizont man beim Hören sieht ist jedem selbst überlassen, die Schönheit eines Sonnenuntergangs hat der Track jedenfalls inne.

Dass „Adore“ zum Titeltrack geworden ist, wundert nicht. Baut sich die Atmosphäre im zweiminütigen Interlude „Alone“ noch auf, haut der Anfang von „Adore“ unfassbar episch rein. Klar, irgendwie findet sich hier das Highlight des ganzen Albums. Die Gründe dafür sind vielzählig. Das unfassbar gute Riffing, die emotionalen Gangshouts, der Cleangesang und irgendwie auch die unfassbar fies klingenden Screams des Sängers. All das ergibt einen so fulminanten Sound, der in 8:42 Minuten kulminiert und über den zuvorigen Songs triumphiert.

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Ein Outro bietet das kurze „Ddhs“. Das quasi das fünfte Zwischenstück des Albums ist und mit dafür verantwortlich, dass ein roter Faden erkennbar bleibt. Denn „Nocebo“, „And Nothing Was The Same“, „Stay“, „Alone“ und „Ddhs“ sind nur Übergänge, die die Hälfte des Albums einnehmen, aber durch ihre einleitende, oder eben abschließende Wirkung so wichtig für die Kohärenz des Albums sind. Der Impact, den ein Track wie „Coma“ hat, wird auch durch diese Interludes begünstigt und wirkt aufgrund des vorangehenden „Stay“ so überzeugend.

Am Ende lässt sich sagen, dass Numenorean eine großartige Symbiose aus verschiedenen musikalischen Genre geschaffen haben, die vor Grenzüberschreitungen nicht zurückscheut. So ist es ein Mix aus Black Metal, Post Rock und auch Core, der sich so smooth zusammenfügt, dass er viele Szenen ansprechen könnte. Fans von Bands wie MOL, Deafheaven oder Wolves In The Throne Room sollten „Adore“ nicht missen. Denn wir haben hier bereits einen Anwärter auf das beste Post Black Metal Album des Jahres!

Wertung: 9/10

Band: Numenorean
Album: Adore
Veröffentlichung: 12.04.2019

Offizielle Website der Band

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