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Live bei: THE DILLINGER ESCAPE PLAN in Hamburg!

Im letzten Jahr gaben THE DILLINGER ESCAPE PLAN kurz vor der Veröffentlichung ihres sechsten und nunmehr letzten Studioalbums Dissociation ihre ...

VON AM 02/02/2017

Im letzten Jahr gaben THE DILLINGER ESCAPE PLAN kurz vor der Veröffentlichung ihres sechsten und nunmehr letzten Studioalbums Dissociation ihre Auflösung bekannt. Nun sind sie auf internationaler Abschiedstournee und kamen am 29. Januar nach Hamburg in die Markthalle. Die Show war nicht ausverkauft, allerdings kamen auch trotz der kurzfristigen Verlegung des Konzerts vom Montag auf den vorherigen Sonntag viele Hörer, die die Band ein letztes Mal live sehen wollten.

Zu Beginn der Veranstaltung trat jedoch erst einmal BONG-RA mit seinem Laptop auf die Bühne und ließ eine halbe Stunde lang Techno aus den Lautsprechern dröhnen. Viele schien der durchaus bekannte DJ aus den Niederlanden nicht zu interessieren oder zu gefallen, sodass die Markthalle von gelangweilt auf den Treppenstufen sitzenden oder stehenden Menschen gefüllt war, die regungslos abwarteten, bis das Aufwärmprogramm BONG-RAs wieder vorbei war. Lediglich eine handvoll Personen ließ sich von den elektrischen Klängen zum Tanzen und kurzweiligem Headbangen anregen. Wie sich die Wahl des DJs als Support für drei Termine der Tour begründet, bleibt unersichtlich. Deutlich wurde jedoch – nicht nur durch die Entscheidung für BONG-RA – dass THE DILLINGER ESCAPE PLAN auch bei ihrer allerletzten Tour kein Interesse an schmierigem Fanservice, dafür aber viel Spaß am Provozieren haben.

Erst als BONG-RAs Laptop ausgeschaltet und er von der Bühne gegangen war, füllte sich die Markthalle mit erwartungsvollen Fans der US-amerikanischen Mathcore-Band. Anstatt eine muntere Umbaupausen-Playlist einzuspielen, ließen THE DILLINGER ESCAPE PLAN ihre Fans eine weitere unvorhergesehene musikalische Reise antreten, indem sie die Aufnahmen einer Didgeridoo-Session in Dauerschleife abspielten. Kurz nach 21 Uhr eröffneten THE DILLINGER ESCAPE PLAN ihr Set mit extrem grellem Stroboskoplicht. Im Publikum erschraken einige und hielten sich die Hände schützend vor die Augen. Als Opener spielten die US-Amerikaner mit „Limerent Death“ den ersten Song ihres neuesten Albums, gefolgt vom nun bereits 12 Jahre alten Song „Panasonic Youth“. Die Menge in der Hamburger Markthalle blieb anfänglich auffällig ruhig. Möglicherweise fehlte hier wirklich die Aufwärmphase durch einen Genre-nahen Support oder die vielen Treppenstufen und der relative kleine Pit-Bereich der Markthalle schränkten die Bewegungsfreiheit ein. Spätestens zum Klassiker „Black Bubblegum“ waren jedoch alle Anwesenden aufgetaut und sogar vereinzelte Crowdsurfer trauten sich heraus. Zudem wurden zuvor am Merch erstandene Fahnen geschwungen.

THE DILLINGER ESCAPE PLAN sind dafür bekannt, auf der Bühne nicht nur extreme Klänge, sondern auch extreme Performances zu liefern. Die Hamburger Markthalle gab den fünf Musikern an diesem Abend aber nur begrenzte Möglichkeiten, ihr volles Potential ihrer Kletter- und Sprungkünste zur Show zu stellen. Trotzdem ließen es sich die beiden Gitarristen Ben Weinman und James Love nicht nehmen, von sämtlichen Verstärkertürmen zu hopsen.

Sänger Greg Pucatio begab sich in den Bühnengraben und riss Leute an den Haaren herbei, um sie anzuschreien. Pucatio erwies sich als erstaunlich tonsicher – selbst bei der hohen Kopfstimme, wie sie beispielsweise bei „Black Bubblegum“ zum Einsatz kommt – und kraftvoll im Cleangesang. Leider wurde sein Können zeitweise stark von dem unbalanciert abgemischten Sound geschluckt. Besonders laut und deutlich schrillten stattdessen die atonalen, rauen Gitarrenparts durch den Raum. Gemischt wurden diese mit rauen Screams, abrupten Taktwechseln und einer Lichtshow, die konstant den Reflex, die Augen zusammenzukneifen, auslöste. Die meisten Anwesenden schienen nicht genau zu wissen, wie sie sich zu solcher Unbeständigkeit und Brachialität bewegen sollen, sodass sie bei einem leichten Kopfnicken verblieben.

Das rund 80-minütige Set stellte einen ausgewogenen Überblick über die Karriere der Band dar, mit älteren Songs wie „Sugar Coated Sour“ oder „Sunshine, The Werewolf“ und auch neueren Highlights wie „One of Us is The Killer“ und dem Klassiker „Milk Lizard“. THE DILLINGER ESCAPE PLAN verließen kurz vor halb elf mit einer knappen Verabschiedung die Bühne und verzichteten so auf großen Pathos und viele melancholische Worte zum Ende der Karriere. Insgesamt präsentierte die Band eine Show, wie es sich schon vielmals in ihrer Karriere ereignet hat und maßen ihrer Trennung keine große Bedeutung zu. Die großen Worte oder den lauten Knall zum Abschied muss auch niemand liefern, der seit fast 20 Jahren die Grenzen des angenehmen Musikgenusses ausgelotet hat und extreme Klänge als Grundrezept seiner Songs benennen kann.

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