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Live bei: CHELSEA GRIN in Berlin!
Berliner Fans der härteren musikalischen Gangart hatten am Abend des 23. Februars allen Grund zur Freude, denn die Deathcore-Veteranen von ...
VON
Sebastian Beiler
AM 27/02/2017
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Berliner Fans der härteren musikalischen Gangart hatten am Abend des 23. Februars allen Grund zur Freude, denn die Deathcore-Veteranen von CHELSEA GRIN waren in der Stadt. Um die Zuschauer vor ihrem Auftritt im Lido garantiert in gute Stimmung zu versetzen, brachten sie die Newcomer VOID OF VISION, die Band MAKE THEM SUFFER aus Australien sowie die Pariser Metalcore-Durchstarter BETRAYING THE MARTYRS gleich mit in die Hauptstadt. Was konnte da noch schiefgehen?
Als um 19:30 die erste Band des Abends, VOID OF VISION, die Bühne betrat, lautete die Antwort leider: das Interesse der Zuschauer. Obwohl die Gruppe einen überraschend starken Opener abgab und live zu überzeugen wusste, war das Lido zu dieser Zeit bestenfalls zu einem Drittel gefüllt. Da half es auch nicht, dass VOID OF VISION einige Songs aus ihrem im letzten Jahr erschienen Debütalbum „Children of Chrome“ das erste Mal in Berlin live spielten. Der Konzertsaal füllte sich nur langsam und so ließen sich einige Zuschauer die Chance entgehen, eine aktuelle Hoffnung der Core-Szene live zu genießen, von der man hoffentlich noch mehr hören wird.
Um 10 nach 8 wurde schließlich mein persönliches Highlight des Abends eingeläutet: MAKE THEM SUFFER betraten die Bühne. Die Australier, die im letzten Jahr ihr überragendes Album „Old Souls & Lord Of Woe“ veröffentlicht haben, stellen für mich schon länger einen DER Sterne am Metalcore-Himmel dar. Ihre vergleichsweise kurze Setlist bestand dabei jedoch nur zur Hälfte aus Tracks vom aktuellen Album – darunter das stark an die DEFTONES erinnernde „Ether“, in dem die klare Stimme von Louisa Burton, der Keyboarderin der Band, normalerweise sehr präsent ist, aufgrund der Live-Akustik diesmal aber etwas unterging:
Während sich der Saal Stück für Stück füllte, vermochte es Frontmann Sean Harmanis, erste Zuschauer zu einem Circle Pit zu bewegen. Nach „Blood Moon“ beendeten MAKE THEM SUFFER ihre mitreißende Show und machten Platz für BETRAYING THE MARTYRS, die gegen 9 mit ihrem Auftritt loslegten.
Ob sich BETRAYING THE MARTYRS auf ihrer aktuellen Tour endgültig von ihrem One Hit-Metalcore-Wonder-Image verabschieden wollen, die Disney-Lyrics einfach satt haben oder in der Setlist neben den zu promotenden neuen Liedern kein Platz für weitere Songs war, sei einmal dahingestellt. Zusätzlich zu den neuen Tracks wie „Lost for Words“, „Wide Awake“ und „Unregistered“ schafften es an diesem Donnerstagabend jedenfalls Klassiker wie „Where the World Ends“ und „Man Made Disaster“ in die Show der Franzosen, die am Ende trotz aller Umstände wieder einmal zu überzeugen wussten.
Es war inzwischen 22 Uhr und das Lido ausreichend gefüllt, als CHELSEA GRIN die Bühne betraten. Ähnlich wie BETRAYING THE MARTYRS haben auch die US-Amerikaner ein aktuelles Album im Gepäck, das von Kritikern und Fans sehr gemischt aufgenommen wurde und nur mittelmäßige Rezensionen erhalten hat. Immerhin hält „Self Inflicted“ (bereits seit letztem Juli auf den Markt) neben unterirdischen Lyrics und vereinzelten Ausflügen in melodisch-klingende Sphären nur wenig Besonderes bereit. Daher überrascht es wohl wenig, dass der größte Aufreger des Abends nicht die Performance der Band selbst, sondern der Look von Frontmann Alex Koehler war, der mit hellem Baseball-Cap, weißem Schlabber-Shirt und hellen Hosen auf die Bühne kam, daher wohl von einigen Zuschauer für einen Ersatz-Sänger gehalten und mit Mittelfingern auf der Bühne begrüßt wurde.
Von diesen Oberflächlichkeiten einmal abgesehen legten CHELSEA GRIN an diesem Donnerstagabend einen grundsoliden Auftritt hin, der von zahlreichen Circle Pits im Publikum begleitet wurde und ironischerweise gerade zum Ende hin noch einmal anzog. Kurz vor 11 spülte die Band mit „Broken Bonds“ sowie den Zugabe-Songs „Cheyne Stokes“ und „Recreant“ nämlich einige ältere Kracher durch die Gehörgänge der Fans und brachte die Stimmung damit als krönenden Abschluss doch noch einmal zum Siedepunkt. Ähnlich wie bei SUICIDE SILENCE darf man zukünftig gespannt sein, wo die musikalische Reise von CHELSEA GRIN hingehen wird.
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