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Interview
L.S. Dunes: „Jede Band, für die du schreibst, hilft dir mit deiner nächsten Band“
Frank Iero und Tucker Rules über die kreativen Besonderheiten der Band.
VON
Kevin Postir
AM 28/01/2025
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Man kann es an unterschiedlichen Beispielen festmachen. Es geschieht immer wieder, dass aus der Krise, aus der Not etwas Neues und Wunderschönes entstehen kann. So, oder so ähnlich lässt sich wahrscheinlich auch die Geschichte der L.S. Dunes beschreiben, die mit ihrem neuen Album „Violet“, welches am 31. Januar 2025 erscheint gerade in aller Munde sind. Gitarrist Frank Iero, den viele bereits als musikalisches Talent von My Chemical Romance kannten, und Drummer Tucker Rules, der darüber hinaus auch in der Band Thursday spielt, standen uns kurz vor der Veröffentlichung des neuen Albums Rede und Antwort.
L.S. Dunes im Interview zum neuen Album „Violet“
Die Band, die man durchaus als Supergroup verstehen kann und die ursprünglich als spaßiges Nebenprojekt gedacht war, wurde in Zeiten der Corona-Pandemie geboren. Diese Grundvoraussetzung stellte bereits einen besonderen Start für die Gruppe dar, da alle Bandmitglieder weitere Projekte besitzen und obendrein in den Anfangstagen der L.S. Dunes keinen physischen Kontakt zueinander hatten. Zeitmanagement und Eigenständigkeit stellt daher zwei wichtige Faktoren für die Band dar.
Frank: „Die Terminierung von Dingen ist schon immer etwas, was unsere Band besonders herausgefordert hat. Jeder von uns ist so beschäftigt mit den unterschiedlichen Projekten, die wir haben. Wir haben ‚Violet‘ bereits ein Jahr vor dem Release aufgenommen, man versucht also über die Zeit bis zur Veröffentlichung das Album nicht zu oft zu hören, denn das schlimmste, was dir als Band passieren kann ist, dass sich das Album bereits alt für dich anfühlt, wenn es raus kommt.“
Damit einher geht ein tiefes Vertrauen, das die Bandmitglieder untereinander haben, denn es wirkt so, als hätten die einzelnen Member der L.S. Dunes nicht jeden kreativen Schritt der anderen Bandmitglieder verfolgt. Es ist daher besonders spannend zu sehen, wie sich die Musiker auf die Erfahrung und die Kreativität der anderen Bandmitglieder verlassen.
Tucker: „Ich habe das neue Album jetzt wahrscheinlich 20 Millionen Mal gehört und es geht mir immer noch nicht auf den Keks. Es passieren so viele Dinge, nachdem man die Drumsticks weggelegt hat und die Schlagzeug-Spuren aufgenommen wurden. Ich entdecke also jedes Mal noch neue Kleinigkeiten in den Songs, wenn ich sie höre. Es ist schön, diese neuen Dinge zu finden. Gleichzeitig ist unsere Stärke als Band die Kreativität und ich kann es jetzt schon kaum erwarten, neue Musik zu schreiben.“
Vorbei die Zeit von gemeinsamen Writing-Sessions
Es lässt sich bereits herauslesen, dass die romantische Vorstellung der Band, die tage-, wochen- und monatelang im Proberaum verharrt und akribisch gemeinsam an neuen Songs arbeitet, für die L.S. Dunes nicht funktioniert. Zu tief sind die Musiker bereits in ihren Strukturen, zu beschäftigt mit ihren Projekten und vielleicht sind sie es auch schlichtweg nicht gewohnt, da es diese Phase generell in der Geschichte der Band nie gegeben hat.
Frank: „Wir haben den großen Vorteil, dass wir gut darin sind getrennt voneinander zu schreiben. Genau so hat die Band auch gestartet und wir sind es gewohnt, solange wir einen Computer haben und die Möglichkeit besteht, unsere Ideen zu Papier zu bringen, können wir schreiben. Tatsächlich habe ich gestern Abend noch etwas aufgenommen, das ich Tucker heute noch zeigen möchte. Ich liebe es einfach, dass wir konstant immer kreativ sein können!“
Tucker: „Genau das ist es! Jeder von den L.S. Dunes liebt es, kreativ zu sein und besser an den Instrumenten zu werden. Ich werde gleich noch Schlagzeug spielen und wenn ich dann eine Nachricht von Frank bekomme, in dem er mir neues Material zeigt, dann werde ich daran wahrscheinlich heute noch arbeiten.“
L.S. Dunes und der stetige Wunsch zu lernen
Der kreative Schaffensprozess unterscheidet sich dabei grundsätzlich von den anderen Projekten, in denen die Bandmitglieder aktiv sind und waren. Frank unterstreicht diesen Punkt noch einmal und sagt, dass für ihn die Nuancen und das Zwischenmenschliche in Bands bei jedem Projekt einzigartig ist und dass das auch der Grund für ihn ist, weshalb er in seiner Karriere in so vielen Bands gespielt hat. Neben den L.S. Dunes und My Chemical Romance war und ist Frank in fünf weiteren Bands aktiv (gewesen), nicht zu vergessen das eigene Solo Projekt.
Frank: „Diese Band ist sehr kollaborativ, denn jedes der Bandmitglieder schreibt. So etwas habe ich vorher noch nie erlebt. Selbst die Bands in der Vergangenheit, von denen ich sagen würde, dass sie kollaborativ arbeiteten, kamen nicht an das ran, was die L.S. Dunes machen. Jeder Song auf dem neuen Album kam von einer anderen Person, die mit einer Idee auf den Rest der Band zukam, sei es ein Riff, ein Gitarrenpart, oder eine Gesangs-Melodie. Es gibt keine Limitierung, wie ein L.S. Dunes-Song geschrieben werden muss und das hält die Musik so frisch und aufregend.“
Nicht zu bändigender Wunsch nach kreativem Austausch
Es ist beachtlich, wie hoch die Passion für das Musizieren bei der Band auch nach Jahren noch erhalten ist. Durch die Gegebenheit, dass alle Bandmitglieder auch Songwriter sind, lässt sich auch erklären, weshalb die Songs der Band so stark variieren.
Frank: „Wenn man ein Songwriter ist, dann neigt man dazu, im Laufe der Zeit eine eigene Handschrift zu entwickeln. Genau da ist es gut, all diese unterschiedlichen Einflüsse und Inputs von den anderen Bandmitgliedern zu erhalten.“
Tucker: „Auch da ist es wieder ein großer Vorteil, dass wir für all diese anderen Bands schreiben. Jede Band für die du schreibst, hilft dir mit deiner nächsten Band! Du lernst durch jeden neu geschriebenen Song und lernst immer etwas dazu, was du in das nächste Projekt mitnimmst. Sei es technisch oder mental.“
„Past Lives“ VS. „Violet“
Mit Blick auf das Debüt-Album „Past Lives“ (2022) drängt sich allerdings durchaus der direkte Vergleich auf. Nicht selten hört man beim zweiten Album einer Band, das positiv angenommene Stilmittel weiter ausgebaut werden, während andere Merkmale weniger berücksichtigt werden.
Frank: „‚Violet‘ ist für mich ein deutlich ausgereifteres Album. Das soll nicht heißen, dass ‚Past Lives‘ unausgegoren ist, ich liebe dieses Album innig, ich denke immer noch, dass dieses Album das beste ist, was wir zu diesem Zeitpunkt hätten schreiben können. Wir haben damals noch herausfinden wollen, was die Band genau war. ‚Past Lives‘ wurde beendet, weil die Zeit damals ausgelaufen ist. Mehr hatten wir damals nicht und ab diesem Moment haben wir angefangen für ‚Violet‘ zu schreiben. Auf dem neuen Album sind Songs drauf, die direkt nach der Finalisierung von ‚Past Lives‘ geschrieben wurden. Du findest jetzt eine Gruppe von Männern, die miteinander gewachsen sind, die gemeinsam getourt haben und nun auch gedanklich viel besser miteinander matchen und musizieren können. Es fühlt sich nach einer stärkeren Band an, die wir jetzt sind.
Beschäftigt man sich mit den L.S. Dunes und hört man seinen Mitgliedern zu, scheint es, als hätte die Kreativität und die Entwicklung der Gruppe keinerlei Grenzen. Nur wenige Bands versprühen ein so mitreißendes Feuer für ihre Kunst und genießen es, sich Tag für Tag auf kreative Art und Weise zu challengen. Damit ist die Band eine der spannensten Gruppen der aktuellen alternativen Emo- und Rock-Musik. Es bleibt abzuwarten, ob die L.S. Dunes ihren aktuell angeschlagenen Output-Takt halten können, müde wird man von der ergreifenden und einnehmenden Musik sicherlich nicht so schnell.
Credit: Shervin Laine / Offizielles Pressebild
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