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Kritik: Unearth enttäuschen ihre Fans auch auf „Extinction(s)“ kein bisschen

Zu Beginn dieser Review machen wir eine kleine Zeitreise in das Jahr 2008. Metallica sind Headliner bei Rock Am Ring, ...

VON AM 27/11/2018

Zu Beginn dieser Review machen wir eine kleine Zeitreise in das Jahr 2008. Metallica sind Headliner bei Rock Am Ring, Slipknot veröffentlichen ihr viertes Studio-Album “All Hope Is Gone“ und Bands wie Uneven Structure sowie The Human Abstract lassen uns einen ersten Blick auf den noch unbekannten Begriff “Djent” werfen. In alledem befinde ich mich als 16-jähriger Nerd, der kurz vor seiner Ausbildung steht und den Sommer über „Guitar Hero: World Tour“ auf seiner Xbox 360 suchtet.

Neben Klassikern wie Tool, Jimi Hendrix und Ozzy Osbourne waren auch die Jungs Unearth mit ihrem Song “Grave Of Opportunity” vom damals aktuellen Album “The March” vertreten. Ich kann das dazugehörige Musikvideo nur jedem Guitar Hero-Fan wärmstens empfehlen. Als Metal-Fan der sich in Bezug auf Metalcore sonst nur mit ein paar Songs von Killswitch Engage anfreunden konnte, waren Unearth für mich eine absolute Offenbarung. Mit vielen melodiösen Lead-Gitarren, einer Rhythmus-Gruppe, die stark an den Thrash Metal der Neunziger erinnert und Vocals, die in ihrer eher gerufenen Art für einen Neuling absolut ertragbar waren, brachten mich Unearth tiefer in das Genre Metalcore. Bis heute ist “The March” ein absolut unterschätztes Album und spiegelt in meinen Augen die Definition der Musikrichtung eins zu eins wieder.



Seit bereits 1998 sind Unearth teil der amerikanischen Metal-Szene und blieben seitdem ihrem Stil größtenteils treu. Mit ihrem Debüt-Album “Sting Of Conscience” waren sie bereits 2001 wegweisend für den populären Metalcore der kommenden Jahre. In den folgenden Alben “The Oncoming Storm”, “III: In The Eyes Of Fire” und “The March” präsentierten sich die fünf Jungs aus Boston neben Kollegen wie Killswitch Engage, All That Remains und Shadows Fall als Speerspitze des amerikanischen Melodic-Metalcore. Trotz der sinkenden Popularität in den letzten Jahren, schafften sie es auch mit dem Album “Darkness In The Light” ihren Wurzeln treu zu bleiben und währenddessen nicht an Qualität oder Hörbarkeit zu verlieren. Ihr letztes Album “Watchers Of The Rule” welches 2014 veröffentlicht wurde, drehte im Vergleich zu seinem Vorgänger ordentlich am Härtegrad und präsentierte sich wesentlich aggressiver und technischer. Nun erschien am vergangenen Freitag nach 4 Jahren ihr neues Album “Extinction[s]” und verspricht wieder ein absoluter Hard-Hitter zu werden. Dabei blicken Unearth auf 20 Jahre Bandgeschichte zurück und wollen auch bei dem neuesten Werk ihrem Stil und Einflüssen treu bleiben. Also wärmt eure Finger, startet die Konsole und legt die CD ein, es geht los.

Der erste Flug über den zehn Song Longplayer zeigt wie konstant Unearth in ihrem Songwriting sind, wirkt aber auf den ersten Blick weniger technisch und viel grooviger als der Vorgänger “Watchers Of The Rule”. Das Instrumental und auch die Lyrics hören sich wesentlich aggressiver und pessimistischer an. Vergleiche zu frühen Deathcore-Bands wie All Shall Perish oder The Acacia Strain sind nicht fern. Trotzdem kommt durch interessante Lead-Gitarren immer wieder das typische Unearth-Feeling auf. Auch die Stimme von Sänger Trevor Phipps hat im Vergleich zu älteren Alben deutliche Fortschritte gemacht und wirkt wesentlich kraftvoller.

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Mit “Incinerate” beginnt “Extinction[s]” bereits sehr heiß. Eine ausgewogene Metalcore-Keule, die wirkt, als sei sie nur ein Vorgeschmack, auf das was noch kommen mag. Ein mächtiger Groove mit ein paar Pinch-Harmonics im Verse und epische Lead-Gitarren im Chorus. Dazu kommt ein pumpendes Schlagzeug, welches zwischen klassischem Double Bass-Feuer und galoppierenden Punk-Beats nichts auslässt. Ein solider erster Eindruck, der bereits als Singleauskopplung Lust auf mehr gemacht hat.

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“Dust” und “Survivalist” setzen das Konzept des „Old-School Metalcore“ fort. Anspruchsvolle Gitarrenarbeit in den Lead-Spuren, abgerundet durch ein grooviges Grundgerüst in der Rhythmusgruppe. Hier wird mehr als nur einmal zum Headbangen eingeladen. Auch Sänger Trevor glänzt wieder mit seiner abwechslungsreichen Stimme und macht gerade den Breakdown von “Survivalist” zum echten Neckbreaker.

“Hard Line Downfall” beginnt absolut explosiv und erinnert mit seinem Aufbau vor der ersten Strophe stark an diverse Songs von Slipknot. Dieser Vergleich wird vor allem durch den Sturm an Bassdrums und die kleinen Samples im Anfang verstärkt. Dazu kommt mit den dissonanten Gitarren und tiefen Screams im Breakdown die erste Näherung zum Deathcore. Auch hier ein echter Brecher, der den Pit bei den kommenden Konzerten ordentlich zum Kochen bringen wird.

“King Of The Artic” und “Sidewinder” spiegeln den erwähnten pessimistischen Blick der Ding im Songwriting und den Lyrics wieder. Durch die atmosphärischen und melancholisch wirkenden Lead-Gitarren im Hintergrund wirken beide Songs neben ihr ruchlosen Härte ebenfalls recht beklemmend. Auch hier können wieder Vergleiche zum Deathcore gezogen werden, jedoch bleiben sich Unearth dabei ihren Metalcore-Wurzeln im großen und ganzen treu.

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Mit “One With The Sun” endet “Extinction[s]” nochmal mit einer epischen Note. Aufwändige Gitarren, ein treibendes Schlagzeug und ein interessanter Einsatz der Vocals. Dazu kommen Chöre, Streicher und andere orchestrale Elemente, die das monumentale Feeling unterstreichen. Ohne großen Breakdown im Höhepunkt endet das Album auf einer ruhigen Note und findet nach einer Episode voller Wut einen gelungenen Abschluss.

Bei der Produktion haben Unearth nichts dem Zufall überlassen. Nach der Zusammenarbeit mit Produzent Mark Lewis für ihr Album “Watchers Of Rule”, wurde dieses Mal Erfolgsproduzent Will Putney verpflichtet. Dazu übernahm Kollege und langjähriger Freund Adam Dutkiewicz von Killswitch Engage die Drum Recordings. Der Sound überzeugt durch recht schneidende, aber nicht überproduzierte Drums, kraftvolle Gitarren, bei denen jedoch die Lead-Gitarre im Vergleich zu den dröhnenden Palm-Mutes der Rhythmus-Gitarren recht leer ausgehen. Auch der Bass ist bei genauerem Hinhören anwesend, hätte jedoch ein wenig mehr Ton vertragen können. Im Vergleich grummelt er im Hintergrund nur mit, um das Frequenzband auszufüllen.



Die Vocals besitzen im Mix eine gewisse Unaufgeregtheit und Konstante die wie ein Anker im Gesamtbild fungiert. Auch hier muss ich nochmal den Fortschritt von Sänger Trevor Phipps hervorheben, dessen Vocals sich seit “Darkness In The Light” deutlich verbessert haben. Beim Songwriting gibt es keine großen Veränderungen zu den vergangenen Alben, außer ein hörbarer Einfluss von Ex-The Acacia Strain Gitarrist Daniel Laskiewicz, der bei einigen Songs mitgearbeitet hat. Wie bereits erwähnt wirkt “Extinction[s]” wesentlich aggressiver und hat einen negativeren Blick auf die Dinge als ein “Darkness In The Light” oder “The March”. Unearth-typisch bleibt das Aufbauen vor einem Breakdown und die aufwändigen Gitarren-Sweeps. Der Begriff „solide“ verfehlt hier nicht seine Bedeutung.

Fazit:

Unearth bleiben auch nach 20 Jahre Bandgeschichte und sechs veröffentlichten Studio-Alben eisern bei ihrem Songwriting sowie ihrem Sound. Klassischer Metalcore mit einem besonderen Fokus auf ausschweifenden Melodien aber auch stampfenden Breakdowns, ohne dabei den technischen Aspekt allzu sehr zu verlieren. Gerade alteingesessene Fans finden hier neuen Stoff für ihr Musik-Player. Ob “Extinction[s]” in einer Zeit von eher eingängigen Grooves und ohrwurm-generierenden Hooks bei neuen Fans ankommt, wird sich vor allem bei den kommenden Live-Shows zeigen. Abgesehen von einigen subjektiven Kritikpunkten beim Mixing, ist Unearth neuestes Album dennoch hörenswert und einer meiner Favoriten in 2018.

Wertung: 8/10

Band: Unearth
Album: Extinction(s)
Veröffentlichung: 23.11.2018
FFO: Killswitch Engage, The Acacia Strain, Darkest Hour

Offizielle Website der Band

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