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Kritik: Miss May I lassen es auf „Shadows Inside“ ganz schön leuchten

Jeder erinnert sich nur zu gerne an seine ersten Schritte im Bereich der extremen Musik. Nachdem mir LINKIN PARK und ...

VON AM 11/06/2017

Jeder erinnert sich nur zu gerne an seine ersten Schritte im Bereich der extremen Musik. Nachdem mir LINKIN PARK und METALLICA damals nicht mehr hart genug waren, suchte ich weiter und stolperte über Bands wie PARKWAY DRIVE, KILLSWITCH ENGAGE und AUGUST BURNS RED. Jeder neue Name war aufregend und füllte die Playlists auf meinem Ipod. Mit neuen Bands kamen auch die ersten Konzerte, die ich besuchte. Bei einer dieser Konzerte waren auch MISS MAY I mit von der Partie, die ich bis dato noch nicht kannte. Mit ihrem damaligen Album „At Heart“ waren sie Teil der Europa Tour von PARKWAY DRIVE und überzeugten mich mit ihrer Wand aus Double-Bass, thrashigen Gitarren und klirrenden Lead-Melodien. Trotzdem verlor ich die Band in den letzten Jahren aus den Augen. Seitdem wurden die beiden Alben „Rise Of The Lion“ und „Deathless“, ihrer nun fünf Alben großen Diskographie hinzugefügt. Auch Live ließen sich MISS MAY I regelmäßig bei uns in Europa blicken, zuletzt als Teil der „Heaven And Hell“-Tour mit THY ART IS MURDER, CASEY und BEING AS AN OCEAN. Nun erschien am 02.06. ihr neues Album „Shadows Inside“ via Sharptone Records und will am Metalcore-Sound der Vorgänger anknüpfen. Ob ihnen das gelungen ist, erfahrt ihr hier.

Der erste Gang durch die zehn Tracks überrascht auf eine gute Art und Weise nur wenig. Altbewerte Songstrukturen und das prägnante Double-Bass Feuer sind dabei sowie mehr moderne rhythmus-orientierte Passagen. Keiner der Songs verzichtet auf eine melodische Lead-Gitarre und epische Solis. Die Hooks sind gewohnt catchy und können sich Live zu wahren Sing-A-Longs entpuppen. Auffallend ist vor allem das Verhältnis von Clean-Vocals zu gutturalen Vocals, denn im Vergleich zu älteren Alben der Jungs, gibt es hier durchaus mehr Klargesang. Oft trägt uns Bassist Ryan Neff mit seiner Stimme durch die Songs und beweist sein Talent an den offenen Clean-Vocals. Lyrisch geht es vor allem aufbauend und hoffnungsvoll durch das Album.

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Der Titelsong „Shadows Inside“ macht den Anfang und fängt altgediente Metalcore-Fans sofort mit seinem galoppierenden Beat ein. Riff über Riff peitscht uns Sänger Levi Benton mit seinen kreischenden Vocals durch den Song und brennt uns den Text auf die Stirn. Eine Pause bietet nur der rhythmische Chorus, der durch die zweistimmige Lead-Gitarre ein sehr episches Gefühl bekommt. Zum Abschluss gibt es ein stilechtes Gitarren-Solo, das dem Ganzen die Sahnehaube aufsetzt. Dieser Song ist die Definition von Metalcore! Nach einem guten Start geht es mit „Under Fire“ und melodischen Gitarren weiter. Auch wenn das Tempo gefühlt etwas langsamer wird, stoppt das weder das Schlagzeug, noch die thrashigen Riffs. Auch hier beruhigt der Chorus wieder mit seinen Clean-Vocals und wird dabei von einem leichten Piano unterstützt. Die Bridge lädt mit dem Titel des Songs zum Mitschreien ein.

Mit „Never Let Me Stay“ kommen wir leider zu dem kleinen Problem der Platte. Irgendwie hat man sowas schon mal gehört und der Vergleich zu BRING ME THE HORIZON liegt nicht fern. Das ist jedoch wie gesagt nur ein kleines Problem, da hier trotzdem ein wenig eigener Einfluss von MISS MAY I zu hören ist. Der Song überzeugt mit einer sehr guten Hörbarkeit, nur werden die donnernden Drums und die kreischenden Screams ein bisschen in den Hintergrund gefahren. Bassist Ryan übernimmt zusammen mit einem Chor die tragende Rolle im Chorus und den Strophen. Der vierte Song im Bunde „My Destruction“ setz wieder auf Metalepos, erinnert aber dank der Kombination aus simplen Beats und melodischen Gitarren an Songs vom letzten PARKWAY DRIVE Album „IRE“. Dies schmälert jedoch in keinster Weise die Qualität. Sei es das nach Folk klingende Akustik Intro, was im Laufe des Songs wiederkehrt, der Mit-Brüll-Chorus oder der groovige Breakdown in der Mitte des Songs. Hier erhebt sich die „Pommesgabel“ nach den ersten zehn Sekunden auf jeden Fall!

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Bei den darauffolgenden Songs „Casualties“ und „Crawl“ wechselt lediglich der Fokus auf die verschiedenen Vocals. Wo „Casualties“ verstärkt auf Sänger Levi setzt, gibt es bei „Crawl“ wieder mehr von Bassist Ryan zu hören. Beide Songs überzeugen mit einer aufbauenden Message, einem unglaublich hörbaren Chorus und Breakdowns, bei dem einem die Spucke wegbleibt. Mal gibt es mehr Melodie von der Gitarre, mal untermalt sie das Ambiente mit halligen 16tel Noten im Hintergrund. „Swallow Your Teeth“ lässt dann die tiefen Gitarrensaiten wieder ordentlich dröhnen. Groove Pur, zusammen mit anstachelnden Vocals, die für eine Headbang-Garantie sorgen. Gekrönt wird das Ganze durch einen aufbauenden Breakdown, eingeleitet durch Bassist Ryan Neff.

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Während „Death Knows My Name“ danach das Tempo zurückschraubt und mit einer eher emotionalen Note versucht zu Punkten, holen MISS MAY I einen mit den letzten beiden Songs des Albums, „Lost In The Grey“ und „My Sorrow“, wieder zurück in das Metalcore-Boot. Die Drums galoppieren wieder durch die Lautsprecher, die Finger der beiden Gitarristen BJ und Justin fliegen quasi über das Griffbrett und kreieren ein melodisches Kunstwerk. Somit endet „Shadows Inside“ wie es begann und lässt einen nicht unvollständig zurück.

Die Produktion ist im Vergleich zum Vorgänger „I.H.E“ wesentlich offener, weniger komprimiert und baut auf mehr unterstützenden Instrumenten wie Pianos, Synthesizer oder Akustikgitarren. Die Rhythmusgitarre ist kraftvoll und drückt gerade in den groovigen Songs nach vorne. Im Gegensatz dazu ist die Leadgitarre außerhalb der Solis etwas schwach und könnte präsenter sein. Bei den Drums ist die Bassdrum das tragende Element, wobei im Gesamtsound das Schlagzeug eher dumpf klingt und ein wenig die Brillanz fehlt. Beim Bass kann man keine Makel finden, jedoch ist der Tone ein wenig langweilig und überrascht nur wenig. Die geschriehenen Vocals sind im Vergleich zu Alben wie „Apologies Are For The Weak“ oder „Monument“ weniger scharf und haben wesentlich mehr natürliche Stimme.

Fazit:
MISS MAY I
schaffen es mit „Shadows Inside“, trotz kleiner Experimente, sich treu zu bleiben. Die Produktion und das Songwriting sind ausgereifter sowie deutlich hochwertiger. Auch bei der Ähnlichkeit einiger Songs zu den Tracks der Genre-Kollegen, schmälert es nicht den Gesamteindruck der Platte. Das ist klassischer Metalcore im modernen Gewand, der gerade Fans von KILLSWITCH ENGAGE, AS I LAY DYING oder den frühen ALL THAT REMAINS sehr gut gefallen wird. Für mich ist es keine Platte die bei mir 24/7 laufen wird, sich aber auch nicht tot hört.

Wertung: 8/10

Band: Miss May I
Albumtitel: Shadows Inside
Songs: 10
Genre: Metalcore

Autor: Philip Linn

Offizielle Website der Band

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