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Kommentar: Politik und Musik – Hört nur, was ihr auch unterstützt!

Unser Rodney stellt fest, dass es am Ende des Tages eigentlich nur zwei Optionen geben kann.

VON AM 13/06/2020

In Zeiten wie diesen scheint die Musik noch viel wichtiger geworden zu sein als je zuvor. Zwar gibt es keine Konzerte oder Clubs als Anlauforte für Kulturschaffende und Rezipienten, aber die Musik ist über Streamingplattformen weltweit erreichbar und stärkt uns in vielerlei Hinsicht den Rücken. Doch wie sieht es mit den Inhalten der Musiker aus?

Die aktuelle Situation um den Tod von George Floyd hat uns gezeigt, dass sich viele Bands solidarisch mit der Black Lives Matter Bewegung zeigen. Darüber hinaus wurde der Black Out Tuesday zu einem Gedenktag und stieß über die Grenzen der Musikwirtschaft eine weltweite Bewegung ins Rollen.

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#blackouttuesday

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Gerade jetzt ist es wichtiger als je zuvor, dass sich Bands und Musiker in ihrer Rolle als Vorbilder sehen und ihr Sprachrohr nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, was gerade passiert. Nicht jede Band äußert sich zum politischen Geschehen, doch die, die es tun, beweisen Mut.

Oft ist die Politik ein großes Thema in Interviews von Musikern. Insbesondere dann, wenn die Musik klare politische Inhalte in ihren Texten verkörpert.

Doch wieso verknüpfen so viele Bands die Musik mit der Politik?

Die Politisierung der Musik ist ein Phänomen, das in den 60er Jahren an Popularität gewann. Genres wie Punk, aus dem sich später Subgenres wie Hardcore entwickelten, wurden zunehmend politischer. Aber auch innerhalb der klassischen Musik wurden politische Inhalte immer lauter. Der deutsche Komponist Hans Werner Henze schrieb politische Opern und stand offen zu seiner linkspolitischen Einstellung. So wie auch andere Musiker aus der „Popmusik“ nahm er an Demonstrationen teil.

Genres bzw. Szenen wie der Punk erfahren seit dem Release von „Anarchy In The U.K.“ (Sex Pistols) einen politischen Kontext. Politrock wurde in den 60er und 70er Jahren zu einem großen Phänomen und auch die Popmusik scheute sich nicht davor, auf politische Missstände aufmerksam zu machen. Entsprungen aus der Punkszene leben Green Day durch ihr politisches Image noch immer die Prinzipien ihrer ersten Tage. Eine Limitierung auf Genres kennt die Politik im Kontext der Musik übrigens nicht. Rap wird zunehmend politischer und auch politische Popmusik („99 Luftballons“ – Nena) ist jedem bekannt.

Alltags-Rassismus ist omnipräsent und fällt uns zufällig Priviligierten oft gar nicht auf. Eine Aufklärung über die Formen des Rassismus sowie die Möglichkeiten damit umzugehen, ist unabdingbar. Viele Bands sind aufgrund ihrer Touren ständig im Ausland, erfahren zum Teil selbst Rassismus und arbeiten mit internationalen Teams zusammen. Der Hauptgrund für die Politisierung der Musik mag aber darin liegen, dass Bands eine Reichweite haben, die viele Leute erreicht und in ihrer Idolfunktion viel näher an der Jugend sind als Politiker.

Wo fängt politischer Aktivismus an?

Das blanke Posten eines schwarzen Quadrats ist der erste Schritt zum politischen Aktivismus. Doch die eigentliche Arbeit geschieht darüber hinaus. Es geht um Demonstrationen, Aufklärungsarbeit und Zusammenhalt. Es geht darum, denjenigen zuzuhören, die Rassismus erfahren, bevor man sich selbst ein eigenes Bild über diesen Sachverhalt machen kann.
Bands haben den Vorteil, dass sie als Sprachrohre fungieren, die eine große Gemeinschaft (ihre Fans) erreichen. Bands sind authentisch, haben diese klare Vorbildfunktion und inspirieren mit ihrer Musik und ihren Texten.

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Politische Statements finden und fanden sich in vielen Liveauftritten der Vergangenheit. Architects ließen häufig genug auf der Bühne durchblitzen, was sie von den Plänen um den Brexit hielten. Auf Songs wie „These Colours Don’t Run“ verarbeiten Architects politische Inhalte. Eine Band wie Green Day geht den nächsten Schritt und veröffentlicht politische Songs, Musikvideos und mit „American Idiot“ gar ein ganzes Konzeptalbum. Auch sie Sprachen sich gegen Donald Trumps Politik auf der Bühne aus und stießen bei ihren Fans auf große Zustimmung.

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Das Video zu „Troubled Times“ zeigt viele visuelle Elemente mit politischen Botschaften und sogar eine Karrikatur von Donald Trump.

Lamb Of God stehen ebenfalls für politischen Metal, der auf ihrem neuen Album „Lamb Of God“ noch viel mehr in den Fokus gestellt wird. Mit Parolen wie „Make America hate again“ oder „The American scream” spricht Randy Blythe eine klare Sprache und versucht, seinen Fans die Augen zu öffnen.

Ein weiteres, interessantes Beispiel findet sich in der Deathcore-Band Molotov Solution. Die Kritik am amerikanischen System ist in ihrem Musikvideo zu „Blood Of Tyrants“ klar zu erkennen. Hier ist die USA-Flagge kopfüber aufgehangen. Das Musikvideo endet damit, dass ein SWAT-Team die Szenerie stürmt, auf die Band einprügelt und sie aus dem Bild zieht. Ist diese Message heutzutage nicht direkt auf das Geschehen in den Vereinigten Staaten von Amerika zu projizieren?

„Violence, all this violence prevails, when democracy fucking fails.” – “Blood Of Tyrants” – Molotov Solution

Musik ist Agitation

Musik bringt in Bewegung und klärt auf. Nicht jeder mag sich zwingend mit den politischen Inhalten einer Band bewusst auseinandersetzen. Insbesondere dann nicht, wenn sie auf subtile Art und Weise in ein Gesamtkonzept verwoben sind. Aussagen, wie die von Architects oder Green Day getätigten, lassen sich aber nicht missverstehen und machen einen Standpunkt klar.

Wie man als Fan damit umgeht, ist eine individuelle Sache. Kann man Fan von etwas sein, das die eigene politische Gesinnung in Frage stellt? Gelingt es der Band, diese Individuen umzustimmen?

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BLACK LIVES MATTER

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Eine Band, die politische Agitation betreibt, versucht aufzuklären, wohlwissend, dass sie sich damit auch angreifbar macht und gegebenenfalls Anhänger verliert. Diese Art der Aufklärungsarbeit erfordert Mut; Mut zu Dingen zu stehen, mit denen man sich selbst identifiziert.

Es ist wichtiger denn je, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Es geht bei Bands wie Architects eben nicht nur um die Musik und diesen politischen Aspekt einfach auszublenden, wäre falsch.

Für den Fan bleiben zwei Optionen

1. Hört auf, die Musik zu hören, wenn ihr euch mit den Inhalten dieser nicht identifizieren könnt.
2. Steht zu der Musik, ihren Inhalten und verbreitet diese Message, um eure Solidarität zu beweisen.

Ein „Mir egal, was die Band denkt“ ist 2020 (insbesondere in der aktuellen Situation) eigentlich nicht mehr möglich und zeigt nur, dass man die Essenz des künstlerischen Schaffens eines gewissen Künstlers nie verstanden hat.

„Ich mag nur die Musik von Burzum“ ist eine Aussage, die man häufig von Leuten in Burzum-Merch zu hören bekommt. Objektiv betrachtet erscheint diese Aussage erstmal plausibel, doch sollte man sich die Frage stellen, ob man einen Menschen wie Varg Vikernes wirklich unterstützen möchte. Denn in dem Moment, in dem ihr euch entscheidet, ein Burzum-Shirt zu kaufen oder deren Musik zu streamen, erfährt die Person bzw. Band dahinter eine Unterstützung. In diesem Fall sogar auf monetärem Weg.

Ich persönlich gebe keinen Cent für Nazis. Ihr würdet doch auch nicht der AfD Geld zukommen lassen, oder? Warum also sollte man es mit politisch-fragwürdigen Künstlern tun, insbesondere dann, wenn sie sich als schwarze Schafe entpuppen?

Beitragsfoto im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

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