News

News

Live bei: Enter Shikari in Köln!

„Hello Carbon-based lifeforms – Wir sind Enter Shikari von Planet Erde!“ Wenn ich an diese Worte zurückdenke, bekomme ich direkt ...

VON AM 06/12/2017

„Hello Carbon-based lifeforms – Wir sind Enter Shikari von Planet Erde!“

Wenn ich an diese Worte zurückdenke, bekomme ich direkt wieder Gänsehaut. Doch drehen wir die Uhr mal ein wenig weiter zurück. Ich gehe also mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nach und fahre mit dem Auto durch Köln (yay!). Aber heute ist es nicht so schlimm, weil es Sonntag und der Berufsverkehr deswegen nicht so schlimm ist. Dafür ist es wirklich arschkalt und es regnet. Gar nicht mal so angenehm. Zum Glück komme ich kurz nach Einlass an und muss nicht in der Kälte stehen.



Ich habe im Voraus sehr viel über die so krasse Show der Jungs aus Engl… ehh vom „Planet Erde“ gehört, dass ich wirklich sehr gespannt war. Die Rede war unter anderem von 4.1-Sound, was ich bei einem Konzert wirklich noch nicht erlebt habe. Dazu aber später mehr.



Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Aber kein Konzertabend ohne Supports! Etwa zwanzig Minuten vor Acht betritt ein DJ die Bühne und beginnt Musik abzuspielen. Das Saallicht bleibt dabei an. Nach einigen Minuten stehen ein paar sichtlich verwirrte Fotografen im Fotograben und wissen nicht so richtig, wohin. Irgendwie passiert nichts und der DJ macht hinter seinem MacBook auch kein wirklich spannendes Motiv. Auch das Publikum scheint desinteressiert. Nach etwa einer Viertelstunde geht das Licht aus und ein paar Menschen betreten die Bühne.

Astroid Boys nennen die sich und spielen sehr Hip-Hop-lastige Musik, haben aber auch ein paar verzerrte Gitarrensounds und ein Drumset dabei. Ich kann leider überhaupt nichts damit anfangen und diese DJ-Nummer am Anfang hat auch nicht wirklich den besten Eindruck hinterlassen. Die Menge ist eher gemischter Gefühle. Einige verlassen den Saal, um sich etwas zu trinken zu holen oder eine Zigarette zu rauchen, andere schauen gelangweilt und sind anscheinend genauso begeistert wie ich. Es gibt aber auch einige wenige, die etwas Bewegung in die Sache bringen.

Licht an. Umbaupause. Reden wir einfach nicht mehr darüber und freuen uns auf die zweite Band des Abends, die auf den Namen Lower Than Atlantis hören. Eine Band, deren Name ich schon gefühlt hundert Mal auf irgendwelchen Festival-Lineups gelesen aber ich nie live gesehen habe. Die vier Männer aus England betreten die Bühne mit Lichtshow und Intro und die Stimmung wird schlagartig besser! Mit einem sehr straighten (ich nenn es mal) Post-Rock wird dem Publikum ordentlich eingeheizt.




Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Wer mich kennt oder schon mal eine Review von mir gelesen hat weiß, dass ich total auf catchy Gitarrenriffs stehe und hier wurde ich wirklich voll bedient. Sehr solide Rockshow mit sympathischen Ansagen. Ich werde Lower Than Atlantis jedenfalls mal im Auge behalten.

So – jetzt geht es aber los! So langsam wird es auch echt voll im Kölner Palladium und die Leute sind wirklich gespannt. Auf der Bühne stehen auch bereits die Instrumente und ein echt abgefahren aussehender retrofuturistischer Computer, der als Synthesizer dient. Als das Licht dann endlich ausgeht, rastet die Menge schon aus, bevor der erste Ton vom Intro zu hören ist.


Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Enter Shikari betreten die Bühne und nach dem Intro startet direkt der erste Song „The Sights“. Ich bin von der ersten Sekunde an gefesselt und das scheint den Menschen um mich herum auch so zu gehen. Alle tanzen fröhlich vor sich hin und gröhlen die Songs mit. Die Menschen auf der Bühne haben ihre Kleidung dem Konzept angepasst und sehen aus wie Raketenforscher aus den 80er Jahren. Frontmann Rou Reynolds übernimmt dabei die Rolle des verrückten und etwas schizophrenen Professors. Mit Anzug, Krawatte und zu Berge stehenden Haaren macht hüpft er über die Bühne.



Dass Enter Shikari auch noch anders als weich können, zeigt direkt der zweite Song „Solidarity“. Der seichte Tanz im Publikum eskaliert innerhalb von Sekunden in einen gigantischen Moshpit und auch unser alles geliebter Fronter zeigt, dass er noch so richtig schreien kann. Stroboskoplicht erfüllt den Raum und ich schwitze nach zwei Songs schon so sehr, dass ich gar nicht weiß, wie ich den Rest des Konzertes noch schaffen soll.

„And now the flood gates will open.“

Bei Tracks wie „The Last Garrison“ und „Radiate“ geht es echt richtig zur Sache und die Lichtshow unterstützt dabei die Songs und die Band voll und ganz. Die vorher angekündigte 4.1 Beschallung vermisse ich allerdings. Also nicht die Lautsprecher – die sind jedenfalls an den richtigen Stellen montiert. Nur leider kriegt man davon nicht wirklich etwas mit. Höchstens bei ein paar kleinen netten Spielereien wie ein Echo, was von hinten kommt oder Stimmen, die quer durch den Raum erklingen. Während der Tracks habe ich jedenfalls nichts davon mitbekommen.

Zwischen den Songs werden die Ansagen von Rou relativ kurz und sachlich gehalten. Er steckt voll in seiner Wissenschaftler-Rolle und drückt sich sehr fachmännisch aus. Im Kontrast zur Stimmung, denn er hat seine Anzugjacke mittlerweile abgelegt und sich seine Krawatte um die Stirn gebunden. Er ist also auf Krawall aus!


Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Der nächste große Rave startet im Publikum bei „Arguing With Thermometers“, welcher sofort in den Song „Rabble Rouser“ übergeht. Alle springen und tanzen, wie in der Großraumdisko – aber krasser. Auch hier wird fleißig mitgesungen und gegröhlt!

Plötzlich ist es dunkel auf der Bühne und man hört ein Flugzeug – Und es fliegt durch die Halle! Also nicht wirklich, sondern der Sound. Endlich mal ein gelungener Effekt mit der 4.1-Anlage. Kurz darauf sitzt Rou an einem Klavier mitten im Publikum – also bei der Technik und stimmt den Song „Airfield“. Ganz nett aber irgendwie wissen die Leute um mich herum nicht so richtig, was sie tun sollen und unterhalten sich lautstark anstatt dem Song zu lauschen. Immerhin mit vergleichsweise wenig Smartphones in den Händen.



Nach zwei Songs auf dem Klavier verschwindet der Professor wieder auf die Bühne und stimmt die letzten Songs an – darunter „Aneasthetist“, der in einem (für Enter Shikari-Verhältnisse) zerstörerischem Breakdown endet, bei dem die Masse sich wie auf einer Hardcore-Show verhält.




Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Enter Shikari lassen den Abend explosiv ausklingen:

Nun passiert etwas Unerwartetes: Eine Ankündigung! Es folgen vier Songs in Acht Minuten und damit ein Medley aus „Sorry, You’re Not A Winner“, „Sssnakepit“, „…Meltdown“ und „Antwerpen“. Nochmal acht Minuten voller Schweiß anderer Menschen, leichten Epilepsiesymptomen und einer langsam aber sicher verschwindenden Stimme meinerseits.

Beendet wird das Set mit „Zzzonked“. Hier hört man ebenfalls, dass Mr. Reynolds es keineswegs verlernt hat, ins Mikrofon zu brüllen.

Licht aus, Zugabenrufe, Licht an. Bevor es nun endgültig vorbei ist geben die Jungs noch „Redshift“ und „Live Outside“ zum Besten und die Menge tobt und singt und schwitzt. Ja schwitzen tut mittlerweile jeder in diesem Raum. Und wem es nicht so geht, der hat wohl was falsch gemacht. Völlig außer Atem, schweißgebadet und unfassbar zufrieden verlasse ich die Halle, die Stadt und muss erstmal unter die Dusche.

Was soll ich großartig sagen? Enter Shikari liefern wie immer ein volles Brett ab. Eine gute Setliste, auf der viel altes und viel neues Zeug vertreten ist, eine übertrieben gut abgestimmte Lichtshow und eine Energie auf der Bühne, die seinesgleichen sucht. Ich kann jeden einzelnen nur empfehlen, sich Enter Shikari live anzusehen sobald man die Chance dazu hat. Es wird sich lohnen.



Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Offizielle Website der Band

Feature

Future Palace

„Ich wusste an dem Tag gar nicht, dass gefilmt wurde!“, erklärt Maria Lessing, Sängerin von Future Palace über das Zustandekommen …

von